Ich stapfe durch den Gemeinschaftsraum, ohne jemanden anzusehen.
„Salazar! Draco, was ist passiert? Brauchst du Hilfe?“
Malcolm ist der erste, dem mein Zustand auffällt, und er kommt mir entgegen geeilt, aber ich mache nur eine flüchtige und dankbare, aber abwehrende Handbewegung, so dass er stehen bleibt und mich lediglich besorgt mustert.
Sicherlich gebe ich gerade keinen schönen Anblick ab, mit verprügeltem Gesicht und Blutflecken auf dem Hemd und im Gesicht.
„Draco!“, haucht Pansy erschrocken und stellt sich mir in den Weg. „Oh Merlin, du siehst schlimm aus! Soll ich-“
Ich gehe an Pansy vorbei und remple sie dabei absichtlich kräftig mit der Schulter an, woraufhin ich sie schmerzerfüllt aufzischen höre.
Ja, ich war gerade nicht zimperlich mit ihr.
„Verzieh dich, Parkinson“, knurre ich sie im Vorbeigehen an und nehme nur am Rande ihren gekränkten Gesichtsausdruck wahr.
Ich habe sie noch niemals zuvor mit ihrem Nachnamen angesprochen.
Als ich die Treppe hochgehe, höre ich hinter mir Schritte und ein flüchtiger Blick über die Schulter zeigt mir, dass es Greg ist, der mir mal wieder wie ein treuer Hund hinterher rennt.
Gemeinsam betreten wir den Schlafsaal, in dem Theo gerade auf seinem Bett liest und Blaise in einer gemütlich Hose vor dem Schrank steht und offensichtlich gerade darin nach einem Oberteil sucht, da er obenherum nichts anhat.
Ich gehe zu meinem Bett, und während ich mich darauf werfe, höre ich Blaise erschrocken einatmen.
Greg bleibt am Fußende meines Bettes stehen, starrt mich an und kaut auf seiner Unterlippe.
Ich bin mir sicher, er macht sich Vorwürfe, dass er mir geraten hat, das mit Hermine noch nicht aufzugeben.
Blaise eilt auf mich zu, nachdem er sich plötzlich vollkommen wahllos irgendein T-Shirt aus dem Schrank gezogen hat und es sich im Gehen rasch überstreift.
„Wer zur Hölle war das? Hast du dich wieder mit diesem Ravenclaw-Bastard-“
„Weasley“, sage ich nur knapp.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Theo, der sein Buch beiseite gelegt hat und nun ebenfalls zu meinem Bett gekommen ist.
„Draco, das sieht schlimm aus. Du musst in den Krankenflügel.“
„Pff“, mache ich nur.
„Warum hat dieser Penner dich verprügelt? Ging es um Hermine?“, fragt Blaise.
„In gewisser Weise ja“, sage ich matt.
„Ich hoffe, er sieht jetzt noch schlimmer aus als du“, knurrt Blaise.
„Nein. Ich habe ihn nicht angefasst.“
„Was? Warum nicht?“
Blaise starrt mich an, als habe ich den Verstand verloren.
Vermutlich habe ich das auch.
Ich seufze.
„Weil ich mit Hermine sprechen wollte. Ich wollte versuchen, ihr alles zu erklären. Und da dachte ich, es kommt vielleicht nicht gut, wenn ich ihren rothaarigen Liebling verprügle.“
Kurz ist es still.
„Und jetzt verpisst euch“, sage ich, ohne jemanden anzusehen. „Ihr müsst nicht um mich rumstehen als sei das hier mein Totenbett.“
„Draco, du musst sofort in den Krankenflügel“, wiederholt Theodore.
„Einen Scheiß muss ich.“
„Deine Nase ist aller Wahrscheinlichkeit nach gebrochen.“
Theo bleibt hartnäckig und vermutlich hat er leider Recht.
„Dann heil sie.“
„Draco, das kann ich nicht.“
„Laber keinen Mist, Theo. Du kannst super Brüche heilen.“
„Wenn es glatte Brüche sind, ja. Aber wir wissen nicht-“
„Mach es einfach.“
„Draco-“
„Verflucht, ich gehe nicht in den Krankenflügel, ok?“, sage ich und setze mich auf.
Sofort fängt mein ganzes Gesicht an zu pochen.
„Warum nicht, zur Hölle?“, fragt nun Blaise.
Ich verdrehe die Augen.
„Weil die alte Pomfrey wissen wollen wird, wer mich so zugerichtet hat. Es wird eine riesige Welle schlagen, wenn ich es nicht sage. Sie wird es Slughorn melden und der wird mich mit Fragen löchern und wenn ich nichts sage, wird er zu McGonagall rennen und es wird ein riesiges Theater geben, weil die nicht so schnell nachgibt. Und irgendwann werde ich dann doch sagen, dass es diese Pfeife Weasley war und Hermine wird erst recht nie wieder mit mir reden.“
Was sie ohnehin nie wieder tun wird, aber trotzdem möchte ich nicht in einem noch schlechteren Licht vor ihr dastehen.
Kurz sagt keiner was.
„Also, du Wunderheiler“, wende ich mich an Theo. „Zieh deinen Stab.“
„Draco...“
„Mach schon, verdammt.“
Sichtlich widerwillig kommt Theo meiner Bitte nach und richtet seinen Zauberstab auf mein Gesicht.
Ich spanne mich an und warte auf den kommenden Schmerz.
„Episkey!“
Ich kann ein Aufkeuchen nicht unterdrücken und kurz treibt mir der Schmerz sogar die Tränen in die Augen.
„Danke“, presse ich mühsam hervor.
Vorsichtig taste ich meine Nase ab.
Theo hat ganze Arbeit geleistet. Alles fühlt sich normal an und auch die Schwellung ist verschwunden.
Ich stehe auf und gehe Richtung Bad, um eine warme Dusche zu nehmen.
Im Gehen knöpfe ich bereits mein Hemd auf.
„Tut mir leid, Draco“, höre ich Greg dumpf hinter mir, und ich hebe kurz meine Hand in seine Richtung, um ihm verstehen zu geben, dass alles ok zwischen uns ist.
Auch, wenn ansonsten so viel gerade nicht ok ist.

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Friendship and other Disasters (Dramione)
FanficFreundschaft ist immer etwas Wunderbares - denkt man. Aber es gibt auch die Freundschaften, die nur in einer Katastrophe enden können. Oder in etwas anderem. // Dramione // Scharf gewürzt - und mit einer Prise Humor...