„Puh, ganz ehrlich, mir qualmt der Schädel, ich kann nicht mehr.“
Erschöpft lehnt Theo seinen Kopf an den Baumstamm in seinem Rücken.
Wir sitzen am See zusammen und lernen für die Abschlussprüfungen. Das Wetter ist einfach zu schön, um drinnen zu üben.
Wir haben schon immer zusammen gelernt – Blaise, Theo, Greg und ich, früher natürlich auch zusammen mit Vincent. Ab und an waren auch Millie und Pansy dabei gewesen.
Die heutige Kombination ist etwas ungewöhnlich.
Zu uns haben sich Astoria und Daphne Greengrass gesellt.
Gerade waren Theo und ich dabei, uns gegenseitig abzufragen, während Astoria leise und mit unfassbarer Geduld mit Greg einen Text durchgeht. Meine Meinung über sie wird bestätigt – obwohl sie erst in der Sechsten ist, scheint sie mit den meisten Lerninhalten unseres Jahrgangs keine großen Schwiergkeiten zu haben und ist Greg scheinbar tatsächlich eine Hilfe.
Ihre Schwester sitzt neben Blaise und die beiden üben praktische Zauber.
„Pause?“, frage ich.
Theo nickt eifrig.
„Ja, bitte. Oder ganz Schluss für heute.“
„Blaise?“, wende ich mich an meinen dunkelhaarigen Freund. „Theo und ich wollen los. Für dich gerade passend?“
Wir haben alle drei bereits Trainingskleidung an – Jogginghosen und schlichte T-Shirts - , haben wir schließlich abgesprochen, nach dem Lernen ein wenig zu Laufen und danach das heute für Slytherin reservierte Quidditch-Feld zu besuchen, denn auch, wenn es kein Spiel mehr geben wird, trainieren wir nach wie vor einfach aus Spaß sehr gerne. Und da nun nicht nur die Spieler trainieren dürfen, will auch Theo uns Gesellschaft leisten.
Blaise spricht kurz mit Daphne, die daraufhin aufsteht.
„Kein Problem, dann mache ich jetzt etwas anderes“, sagt sie und streckt sich ausgiebig.
Ich sehe deutlich, wie Blaise aufmerksam seinen Blick über ihren Körper gleiten lässt und ihr besonders lang aufs Hinterteil guckt. Als sich unsere Blicke treffen, ziehe ich die Augenbrauen hoch und Blaise zuckt unauffällig und leicht grinsend die Schultern.
Auch ich muss grinsen. Blaise ist und bleibt einfach Blaise.
„Kommst du?“, fragt Daphne an ihre Schwester gewandt.
Diese sieht vom Buch auf.
„Oh, Gregory und ich sind noch nicht fertig“, antwortet sie und schaut Greg an. „Oder möchtest du aufhören?“
„Ähm... nein“, kommt es leise von Greg. „Ein bisschen... Also wir können noch...“
„Gut, dann bleibe ich noch etwas, Daphne.“
Die blonde Slytherin zuckt kurz die Schultern.
„Gut, dann bis später.“
Während Daphne sich entfernt, stehen Blaise, Theo und ich auf und strecken uns auch flüchtig, da wir doch relativ lang auf dem harten Boden gesessen haben und erst jetzt bemerken, dass manche Körperteile etwas schmerzen.
Wir gehen ein Stück nebeneinander her, ehe wir, nachdem wir uns mit einem kurzen Blick untereinander abgestimmt haben, in lockeres Joggen übergehen.
„Daphne ist schon heiß geworden, findet ihr nicht?“, fragt Blaise plötzlich, nachdem wir ein paar Minuten schweigend gelaufen sind.
Ich gebe einen zustimmenden Laut von mir.
Nur, weil ich jetzt Hermine habe, heißt es nicht, dass ich blind bin und die beiden Greengrass-Schwestern sind wirklich auffallend attraktiv geworden.
„Joa“, kommt es gedehnt von Theo. „Aber ihre kleine Schwester ist heißer.“
„Ja, die beiden haben was, das stimmt“, bestätigt Blaise.
„Daphne hat dich doch die ganzen Jahre überhaupt nicht interessiert“, sage ich überrascht.
„Hab ja nur gesagt, dass sie heiß geworden ist“, entgegnet Blaise gelassen.
Wir laufen eine ganze Weile schweigend nebeneinander her.
Zwischendurch kommen uns Malcolm und Dave entgegen, die genau in die entgegengesetzte Richtung joggen und wir grinsen uns kurz an.
„Uh... Umdrehen oder Risiko eingehen?“, fragt Theo plötzlich und ich sehe, was er meint.
Am See sitzen, ebenfalls zum Lernen, Hermine, Potter und die beiden Weasley-Geschwister.
Hermine sieht genau in diesem Moment von ihrem Buch auf und ich sehe deutlich, wie ihre Lippen sich leicht öffnen und ihr Blick blitzschnell über meinen Körper in der legeren Kleidung huscht.
„Umdrehen“, sagt Blaise und ich sage gleichzeitig: „Risiko eingehen.“
Theo prustet los und kommt beim Laufen kurz aus dem Takt.
„Ach komm schon“, sage ich zu Blaise.
Dieser verdreht die Augen.
„Meinetwegen“, schnarrt er. „Du hast ja in den letzten Wochen auch noch nicht oft genug eine aufs Maul gekriegt.“
Theo lacht wieder.
Wir joggen locker weiter und Hermine, die begriffen hat, dass wir direkt bei ihnen vorbei kommen werden, steht rasch auf.
Nun werden auch ihre Freunde auf uns aufmerksam.
Der Kopf des Wiesels wird innerhalb weniger Sekunden knallrot vor Zorn.
Als hätten wir uns abgesprochen, ändern wir alle drei gleichzeitig unsere Gangart vom Joggen zu normalem Schritttempo.
Hermine geht uns ein paar Schritte entgegen und ich gehe auf sie zu, während Blaise und Theo ein Stück weiter schlendern und dann stehen bleiben, um auf mich zu warten.„Hey“, sage ich und lächle sie an.
„Hey“, erwidert sie und streicht sich nervös eine Haarsträhne hinters Ohr.
Ich weiß nicht, warum, aber es macht mich immer irgendwie ein wenig an, wenn sie in meiner Gegenwart eine leichte Unsicherheit zeigt.
Ich hebe meine Hand, lege sie seitlich an ihren Hals und streiche sanft mit meinem Daumen über ihre Wange.
Sie lächelt, wird aber auch unruhig.
Ich ziehe meine Hand wieder weg.
Ich merke deutlich, dass ihr die Situation unangenehm ist. Nicht allgemein. Ich weiß, sie steht zu dem, was zwischen uns ist, aber dass das Wiesel gerade zusieht, gefällt ihr nicht. Und ich möchte sie nicht bewusst in eine Situation bringen, in der sie sich nicht wohl fühlt.
„Lernt ihr für die Prüfungen?“, frage ich sie.
„Ja“, bestätigt Hermine. „Also, Harry, Ginny und ich lernen. Ron sitzt nur dabei. Er... sagt, dass er vermutlich die Schule abbrechen wird.“
Ich ziehe die Augenbrauen hoch.
„Jetzt? Es sind doch nur noch ein paar Wochen.“
Hermine seufzt.
„Ja, habe ich ihm auch gesagt. Aber er meinte, er erträgt das mit uns auch ein paar Wochen nicht mehr.“
Nun, Reisende soll man nicht aufhalten, denke ich und verkneife mir ein Grinsen.
Ich werde wohl noch zum Fan von Muggelsprichwörtern.
„Hm“, mache ich nur.
„Und ihr wollt nachher noch Quidditch spielen?“
„Ja genau, wir drei und noch ein paar andere, Greg kommt dann auch.“
„Er läuft nie mit euch“, stellt sie fest und erneut huscht ihr Blick rasch über meinen Körper, was mich seltsam unruhig werden lässt, aber auf eine angenehme Weise.
„Nee, Ausdauer ist nicht so seins. Aber gerade ist er auch schwer damit beschäftigt, Astoria Greengrass etwas vorzustottern. Der arme Junge weiß in Gegenwart von Mädchen nie, was er sagen soll.“
„Hm, vielleicht würde mal ein Mädchen ihn mehr mögen, wenn er sich nicht ständig wie ein dahergelaufener Wookiee verhalten würde.“
Ich blinzle.
„Wie ein was?“
Ihre Mundwinkel zucken.
„Ach nichts. Erkläre ich dir irgendwann mal.“
„Ok“, bestätige ich und senke meinen Blick kurz auf ihre Lippen.
„Naja, wir sehen uns später“, sagt Hermine.
Ich nicke und mein Blick huscht rasch zu ihren Freunden.
Potter und Ginny Weasley stecken zusammen den Kopf über ein Buch, aber das Wiesel starrt zu uns herüber.
Kurz möchte ein böser Teil in mir sie an mich ziehen und küssen, aber ich verkneife es mir. Ich weiß, dass sie keine Eskalation möchte.
„Bis später“, sage ich daher nur, lächle noch einmal und gehe dann zu Theo und Blaise.
„Na das ging ja noch mal gut aus“, stellt Blaise fest, als wir wieder beginnen, zu joggen.
Ich drehe mich im Laufen noch mal um und sehe, dass Hermine mir nachschaut, was mein Herz einen leichten Hüpfer machen lässt.
„Sie hat dich fast mit Blicken ausgezogen“, schmunzelt Theo neben mir, als ich mich wieder umgedreht habe.
„Mir wäre es lieber, wenn sie es mit den Händen tun würde und nicht mit Blicken“, sage ich und grinse.
Blaise und Theo lachen.
„Aber mal ernsthaft“, fahre ich fort. „Seit unserem Spiel gegen Gryffindor gabs keine Gelegenheit mehr. Ich könnte durchdrehen.“
„Ach, mir geht das Herz über vor Mitleid“, spöttelt Theo.
„Hey, immer nur Selbstversorgung ist echt scheiße, was diesen Bereich angeht“, grummle ich.
„Wem sagst du das“, seufzt Blaise.
Ich frage mich, ob es nur uns so geht.
Ich meine, ich habe das Gefühl, permanent nur an Sex denken zu müssen. Und ich würde es gerne täglich tun, im besten Fall sogar mehrmals. Ob das nur uns Jungs so geht? Mädchen scheinen da irgendwie anders zu sein. Es ist gefühlt ewig her, dass ich mit Hermine geschlafen habe, und leider muss ich mir daher nach wie vor anders Abhilfe schaffen.
„Und eigentlich bist du derjenige, der sich am wenigsten von uns beschweren kann“, fährt Blaise fort. „Du musst dir mit deiner Süßen nur ein ruhiges Plätzchen suchen. Wir müssen erstmal ein Mädchen suchen.“
Theo und ich lachen.
Und irgendwie wird mir leicht ums Herz.
Ich liebe meine Jungs einfach und bin froh, sie zu haben.
Ich freue mich zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder auf meinen Geburtstag.
Bald habe ich die Schule beendet und ich bin guter Dinge, die Prüfungen zufriedenstellend zu schaffen, so viel wie ich mit Hermine gelernt habe.
Und ich habe endlich mein Mädchen.
Vielleicht geht doch noch alles gut für mich aus, denke ich und ignoriere das beunruhigende Ziehen in meiner Magengegend, das mit dem Gedanken einher geht.
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Friendship and other Disasters (Dramione)
FanfictionFreundschaft ist immer etwas Wunderbares - denkt man. Aber es gibt auch die Freundschaften, die nur in einer Katastrophe enden können. Oder in etwas anderem. // Dramione // Scharf gewürzt - und mit einer Prise Humor...