„Er hast was?“, brülle ich.
„Schschsch“, macht Theo, während ich zu Blaise starre, der versucht, einen kichernden Greg, der sich in Embryonalhaltung auf dem Boden neben seinem Bett befindet, wieder auf die Beine zu bekommen.
„Nicht so laut“, schimpft Theo. „Wir sind froh, dass wir ihn hierher bekommen haben, ohne dass jemand etwas bemerkt hat.“
„Das will ich auch hoffen!“, schnappe ich. „Ist euch klar, was passiert, wenn jemand das herausfindet?“
Theodore verdreht die Augen.
„Ist klar, Mann. Also, beruhigst du ihn jetzt oder nicht?“
„Warum zur Hölle holt ihr immer mich, wenn Gregory Mist gebaut hat?“, stöhne ich. „Bin ich seine Kinderelfe?“
„Nein, du hast den besten Zugang zu ihm“, kontert Theo und fährt sich nervös mit den Fingern durch sein ohnehin verwuscheltes, braunes Haar.
„Du hast den besten Zugang zu ihm“, äffe ich ihn nach.
„Nun geh schon“, sagt Theo und schubst mich leicht in die gewünschte Richtung.
„Wer hat in der Stunde mit ihm zusammengearbeitet?“, frage ich vorwurfsvoll, ohne mich von der Stelle zu rühren.
„Keine Ahnung!“, entfährt es Theo und er wirft die Hände in die Luft. „Ich habe mit Blaise gearbeitet. Greg glaube ich mit Pansy.“
„War ja klar, dass das schief geht“, stelle ich trocken fest. „Warum habt ihr nicht aufgepasst?“
„Warum wir nicht- Draco, spinnst du? Warum hätten wir das tun sollen?“
„Keine Ahnung! Weil ihr sowas wie seine Freunde seid und ihr wisst, dass er eine Vollmeise hat?“
„Achso!“, ruft Theo und vergisst dabei, dass er es war, der darum gebeten hat, dass wir leise sein sollen. „Und du bist nicht sowas wie sein Freund? Vielleicht hättest du aufpassen sollen? Anstatt Hermine Granger mit Blicken auszuziehen und ihren Freund eifersüchtig zu machen?“
„Jungs...“
„Ich habe sie nicht mit Blicken-“
„Jungs...“
„Oh und wie du das hast! Du weißt, dass Greg Probleme mit Suchtmitteln hat, du hättest-“
„Ich trage bestimmt nicht die Verantwortung für diesen Schwachmaten! Er-“
„Jungs!“
Blaise' schneidende Stimme, die wir bisher ignoriert haben, dringt nun zu uns durch.
Er hat sich erhoben und Gregory offensichtlich seinem Schicksal überlassen.
„Jungs, hört auf zu streiten. Einigen wir uns darauf, dass wir alle nicht die Aufgabe hatten, aufzupassen, da Greg eine volljährige Person mit einem zumindest in der Theorie vollständig funktionierendem Gehirn ist und somit selbst für sein Handeln verantwortlich ist. Und jetzt haltet die Fresse oder ich klatsche euch beiden eine.“
Theo und ich brummeln etwas und nuscheln uns dann gegenseitig eine Entschuldigung zu.
„Also was ist jetzt?“, fragt Blaise. „Versuchst du, ihn ins Bett zu komplimentieren und ihm klar zu machen, dass er da bleiben muss, bis die Wirkung nachlässt? Um ein Gegenmittel können wir niemanden bitten, wir würden auffliegen und Greg käme in Teufels Küche.“
„Was er verdient hätte“, murmelt Theo leise.
Eigentlich kann ich ihm nur zustimmen.
„Meinetwegen“, sage ich trotzdem.
In diesem Moment klopft es lautstark an unserer Zimmertür.
„Hey! Macht mal auf!“, höre ich eine schrille, mir nur allzu bekannte Stimme plärren.
Wir erstarren alle.
„Was zur Hölle will sie?“, flüstert Blaise.
„Ich weiß, dass ihr dadrin seid! Also, macht gefälligst auf! Ich will wissen, was los ist!“
Ich schließe genervt die Augen.
„Verflucht, habt ihr nicht gesagt, keiner hat das mit Greg mitbekommen?“, flüstere ich.
„Dachte ich auch!“, verteidigt sich Theo. „Ich dachte Pansy hat es nicht gerafft, dass mit ihm etwas nicht stimmt, als wir an ihr vorbeigegangen sind.“
Ich öffne die Augen und hoffe fast, aus einem Albtraum zu erwachen, aber leider bleibt die Situation real.
Erneutes, lautes Klopfen.
„Macht auf!“, verlangt Pansy lautstark.
Blaise und Theo schauen mich hilfesuchend an.
„Was?“, fahre ich sie an. „Guckt nicht so! Ich kann mich nicht um Pansy und um dieses Spatzenhirn da gleichzeitig kümmern!“
Denn ja, wenn es darum geht, Pansy abzuwimmeln, greifen die beiden auch immer auf mich zurück.
Blaise seufzt.
„In Ordung, ich kümmere mich um Pansy.“
Er geht zur Tür, löst den Zauber, mit dem wir sie gesichert haben und drängt sich durch einen schmalen Spalt hinaus.
Ich erhasche einen flüchtigen Blick auf Pansy, die ihren Hals reckt und versucht, an Blaise' großer Gestalt vorbei in unser Zimmer zu spähen.
Dann fällt die Tür ins Schloss.
Theo lässt sich erschöpft auf sein Bett fallen, legt sich auf den Rücken und starrt an die Decke.
Ich gehe zu Greg und hocke mich neben ihn auf den Boden.
„Hey, Großer“, spreche ich den dümmlich vor sich hingrinsenden Volldeppen an.
„Hi Draco“, säuselt er. „Schön, dass du auch hier unten bist.“
„Hör zu, Greg“, sage ich zu ihm. „Du hast unerlaubt Billywig-Stachel-Pulver geschnüffelt, du-“
Greg bricht in schallendes Gelächter aus.
„Ja! Ich weiß!“, amüsiert er sich.
Ich stöhne, gebe meine hockende Position auf, setze mich statt dessen auf meinen Hintern, rücke an die Wand und lasse lautstark meinen Hinterkopf dagegen knallen.
Ich höre, wie Theo aufsteht und kurz darauf, wie laut die Badezimmertür zufällt.
Toll, er kann sich einfach verkriechen.
„Greg, warum zur Hölle hast du das gemacht?“
Kichern.
„Greg!“
„Keine Ahnung“, sagt er und mir fällt auf, dass er etwas undeutlich redet.
Er prustet leise.
„Gregory Goyle! Verdammt noch mal! Das ist illegal, kapier es doch endlich! Und du bist in einer verfluchten Schule, Merlin noch mal!“
Greg bricht in Gelächter aus.
„Hör auf zu lachen! Dafür kannst du nicht nur von der Schule fliegen, dafür können sie dich einbuchten, ist dir das klar?“
Tatsächlich wird er ruhig.„Tschuldigung“, nuschelt er. „Wird ganz sicher nicht wieder vorkommen.“
Ich horche auf aufgrund des merkwürdigen Tonfalls.
„Greg...“, sage ich drohend.
„Hm?“
„Hast du etwa immer noch was von dem Zeug?“
„Nein.“
Ich vergrabe mein Gesicht in den Händen.
Leider oder eher glücklicherweise ist Greg zu hohl, um gut zu lügen.
Ich hebe meinen Kopf wieder.
„Ok, wo ist es?“
„Draco! Ich habe doch gerade gesagt, ich habe nichts mehr.“
Er fängt wieder an zu lachen.
Ich stehe auf, beuge mich über Greg und beginne, seine Taschen abzutasten.
„Hihihi... Hör auf, das kitzelt!“
„Greg, verflucht! Wo ist das Zeug?“
„Ich ha-ha-habe nichts mehr“, lacht er.
Ich gebe es auf, richte mich wieder auf und lasse meinen Blick schweifen.
Gezielt gehe ich zu Gregs Nachttisch.
„Hey! Finger weg! Das ist mein Eigentum“, stammelt er. „Ich rufe die Auroren! Das ist Diebstahl, wenn du was wegnimmst!“
Ich brauche drei Sekunden, um Gregs Schutzzauber zu durchbrechen.
Rasch ziehe ich die obere Schublade auf.
Ich ignoriere mit aller Macht die Bilder von halbnackten Hexen auf irgendwelchen Magazinen und den ganzen anderen unanständigen Kram, den Greg gebunkert hat und finde auf Anhieb ein Schälchen mit pulverisierten Billywig-Stacheln.
Merlin sei Dank ist die Schale aus Stein, es wird also schnell gehen.
„Was hast du vor?“, jammert Greg und ich höre, wie er mühsam versucht, sich aufzurichten.
Ich richte meinen Zauberstab auf die Schale und konzentriere mich auf den Inhalt.
„Nein!“, jault Greg, als er begreift, was ich vorhabe.
„Incendio“, flüstere ich und beobachte dann zufrieden, wie der Inhalt der Schale in Flammen aufgeht.
Ich warte geduldig, bis das ganze Pulver verbrannt ist, wobei ich Gregs Gejammer und Gezeter ignoriere, ehe ich die Flamme mit einem raschen Zauber ersticke.
Dann reiße ich die untere Schublade des Nachttischs auf.
„Und die“, sage ich. „nehme ich auch an mich.“
Ich sammle drei Feuerwhiskyflaschen auf und trage sie zu meinem Bett, um sie in meinem Nachttisch einzuschließen.
Glücklicherweise sind meine Schutzzauber um einiges effektiver als Gregs, außerdem habe ich einen Abwehrzauber auf das Möbelstück gelegt, der jedem, der sich mit einem Zauber daran versucht, einen netten, kleinen Schlag verpasst, der einem Stromschlag der Muggel wohl nicht unähnlich sein soll.
Als ich mich umdrehe, sehe ich, dass Greg es tatsächlich geschafft hat, sich aufzusetzen.
Finster starrt er mich an.
„Du bist grausam“, urteilt er über mich.
„Wenn du wieder klar im Kopf bist, wirst du das anders sehen“, sage ich ruhig. „Außerdem habe ich dir deinen ganzen Schweinkram gelassen, also hör auf zu meckern.“
Greg schmollt, aber als ich ihn am Arm packe und „Hoch mit dir, Großer“ zu ihm sage, rappelt er sich tatsächlich auf und lässt sich von mir ins Bett helfen.
„So, und hier bleibst du, bis du deinen Rausch ausgeschlafen hast, hast du mich verstanden? Und mach sowas nie wieder, selbst, wenn du nicht erwischt wirst... Mit dem Zeug ist nicht zu spaßen, Greg. Es ist gefährlich.“
„Draco?“
Ich will mich gerade abwenden, als seine Stimme mich aufhält.
„Ja?“
Was will er denn noch?
„Ich bin froh, dass du da bist“, nuschelt er.
„Schon klar“, sage ich genervt und will mich wieder umdrehen.
„Ernsthaft. Weißt du, wie oft ich drüber nachdenke, was gewesen wäre, wenn dir das gleiche passiert wäre wie... das gleiche passiert wäre wie...“
„Greg...“, murmle ich.
„...das gleiche wie Vincent?“
Seine Stimme bricht.
Oh nein. Nein, nein, nein.
Er fängt jetzt bitte nicht an zu heulen.
„Ich... vermisse ihn, weißt du das?“
Fuck. Er heult wirklich.
Ich greife mit beiden Händen in mein Haar und ziehe kräftig daran.
Bitte, zwei philosophisch tiefsinnige Gespräche an einem Tag überlebe ich nicht. Das mit Hermine hat mir gereicht.
Seufzend lasse ich mich auf Gregs Bettkante sinken.
Ich sehe nun, dass die Tränen regelrecht in Strömen über seine Wangen rinnen.
„Greg, reiß dich zusammen.“
„Ich kann nicht“, jammert er. „Er war mein bester Freund, weißt du?“
„Ich weiß“, seufze ich.
„Dir ist es doch auch nicht egal, oder? Ich meine, auch, wenn er irgendwie selber Schuld war... Trotzdem hat er es nicht verdient... Nicht so...“
Ich gebe ein Geräusch von mir, was Zustimmung oder alles mögliche bedeuten könnte.
„Ich träume oft davon, wie er stürzt, weißt du.“
„Ach, fuck, Greg, hör auf...“, murmle ich.
„Ok“, schnieft er.
Verdammt, natürlich kenne ich solche Träume.
Träume von Vincent, wie er in die Flammen stürzt. Von dem Tag, als ich dieses verfluchte Mal bekommen habe. Und von Hermine... Von Hermine, wie sie schreit und weint und-
Ich unterbreche meine Gedanken.
„Schlaf jetzt, Greg, und halt endlich die Klappe“, sage ich gröber zu ihm, als ich beabsichtigt habe.
„Mach ich, Draco.“
Ich stehe auf.
„Draco?“
„Salazar! Gregory, was denn noch?“
„Ich wünsche es dir wirklich, weißt du?“
„Von was zur Hölle redest du?“
„Granger“, sagt er und schließt die Augen. „Ich wünsche dir wirklich, dass du sie bekommst.“
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Friendship and other Disasters (Dramione)
FanfictionFreundschaft ist immer etwas Wunderbares - denkt man. Aber es gibt auch die Freundschaften, die nur in einer Katastrophe enden können. Oder in etwas anderem. // Dramione // Scharf gewürzt - und mit einer Prise Humor...