6. Gespür

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Izuku gähnte geräuschvoll.
So liebend gerne er sich mit den Wesen unterhielt, langsam wurde er doch etwas zu müde.
Immerhin glaubte sein Körper es sei 2 Uhr morgens.

Auch die Wärme von Leonards weißer Mähne half der ganzen Sache nicht allzu sehr.
Es fühlte sich so an, als sei er in eine weiche Decke gehüllt.
Immer langsamer strichen seine Finger durch das Fell des Löwen, bis er schließlich aufhörte und einschlief.

Izuku erwachte wieder in seiner Welt.
Gähnend streckte er sich und knackte erstmal seine Schultern, um etwas mehr Bewegungsgefühl zu erhalten.
So ausgeruht wie heute hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt.

Das bedeutete meistens allerdings nichts gutes. Es hieß, dass er die ganze Kraft seines Körpers heute brauchen würde.
Doch was war es, was ihn tief in seinem Herzen beunruhigte?
Heute stand nichts an, was schiefgehen könnte.

Wie jeden Tag begann, der 12-Jährige seinen Morgen in dem er sich ein bisschen dehnte.
Seitdem er erblindet war, war es seine Priorität geworden, sich körperlich fit zu halten. Seine Mutter hatte ihm strikt verboten weiter zu trainieren, doch was wäre Izuku für ein Kind, wenn er auf das hörte, was seine Mutter ihm sagte.

Auf leisen Sohlen schlich er ins Badezimmer, machte sich schnell fertig und huschte in die Küche.
Da er keine weiteren Geräusche wahrnahm, ging er davon aus, dass seine Mutter noch schlief.
Er hatte keine Ahnung wie viel Uhr es war.
Er konnte die Uhr nicht sehen und auch wollte er das Risiko nicht eingehen, seine Digitale Uhr danach zu fragen.
Seine Mutter hatte ein sehr leichten schlaf, dass wollte er also nicht riskieren.

Sobald er allerdings das Haus verlassen würde, würde er es herausfinden können. Davon war er überzeugt.

Allerdings, als er die Tür öffnen wollte, räusperte sich jemand hinter ihm
Izuku zuckte zusammen.

"Du sollst dich nicht immer hinausschleichen! Das habe ich dir schon tausendmal gesagt!" Schimpfte Inko.

Izuku zog eine Augenbraue hoch.
Irgendetwas war komisch.
Er hatte seine Mutter nicht kommen gehört.

Er konnte seine Mutter immer hören.

War er dieses Mal zu sehr in Gedanken vertieft gewesen?
Nein, ganz bestimmt nicht.

Izuku griff hinter sich, doch da wo gerade noch der Tür griff gewesen war, war nichts mehr.
Doch der Junge war sich sicher, dass er sich keinen einzigen Zentimeter nach dem Umdrehen nach vorne bewegt hatte.

Er stand genauso da wie vorher.
Irgendwas stimmte hier nicht.

Alles in seinem Körper schrie nach Gefahr.
Seine Vernunft sagte ihm, ruhig zu bleiben.

Seine Vernunft.

Ja genau, dass war die Lösung.

"Leonard!" Lief er laut aus.

In solchen Situation spielte es keine Rolle, ob seine Mutter wach wurde oder nicht. Hier zählte gerade nur sein Körperliches Wohlbefinden.

"Izuku!" Er hörte Leonards Stimme rufen.

Überrascht riss der Grünschopf seine Augen auf und blickte sich um.
Er war wieder in dem zu Hause der Säulen.

Rashta lag immer noch bei ihm und Leonard hatte besorgt den Kopf erhoben und blickte auf den Jungen hinab.
"Izuku ist alles in Ordnung? Du bist eingeschlafen und hast laut meinen Namen gerufen?"

Leonards rote Augen schauten ihn von oben bis unten genau an.

Izuku wollte sich wieder beruhigt zurücklegen, doch irgendetwas in ihm schrie Gefahr.

Nein, hier stimmte etwas nicht.
Konnte er an diesem Ort überhaupt schlafen?

Izuku war mit einem Satz auf den Beinen und sprang ein paar Meter zurück, um auf der Reichweite der Tiere zu kommen.

"Was geht hier vor?" Fragte er panisch und schaute sich um, während er eine verteidigende Haltung einnahm.

Der Raum war viereckig und hatte leichte Eckschatten.
Das war die einzige Veränderung die ihm Auffiel. 

Doch dieser Ort hatte noch nie Schatten.

Außerdem waren Leonards Augen noch nie Rot. Sie waren golden.

Da fiel ihm noch etwas auf.
Rashta hatte die Eigenschaft, dass sie nicht in der lange war ihren Schweif ruhig zu halten. Entweder bewegte sie ihn immer hin und her oder er zuckte in regelmäßigen Abständen.

"Ihr seid nicht echt!" Rief er aus.
Von seinen Beobachtungen überzeugt und voller Sorge um seine Echten Freunde, versuchte er krampfhaft nach Lösungen in seinem Gedächtnis zu suchen, doch ihm fiel einfach nichts ein.

Auf einmal lösten sich Rashta und Leonard in Luft auf.

Das weiß um ihn herum veränderte sich und er stand auf einmal inmitten des Saales seines Kults.
Was ihn am meisten daran verwunderte, war die Tatsache, dass er sehen konnte.

"Du bist aufmerksamer als ich gedacht hätte." Sprach eine Fremde, männlich stimme.

Izuku schaute sich panisch um, doch er konnte nicht ausmachen, woher diese Stimme kam.

"Du bist noch dreister als ich gedacht habe!" Rief auf einmal eine andere, weibliche Stimme durch den Raum. Doch auch diese Stimme konnte er nicht ausmachen.

Im nächsten Moment ging alles viel zu schnell, als dass Izuku es richtig verstehen konnte.

Wie aus dem Nichts erschien ein hellgrauer, fast weißer Wolf. Sein Fell war mit Roten Markierungen und Symbolen geschmückt.
Mit ausstreckten Krallen und geöffnetem Maul schien er es auf Izukus Leben abgesehen zu haben.

Izuku konnte gar nicht reagieren, als auf einmal ein weiteres Wesen hinter Izuku erschien und sich mit lautem Gekreische auf den Wolf stürzte.
Die Krallen des geflügelten Wesens bohrten sich in das Fell des Wolfes, welcher sich auf den Rücken warf und einen der Flügel ins Maul bekam.

Während die zwei sich auf den Boden rauften, versuchte Izuku das Flügelwesen zu erkennen. Es war auf jeden Fall weiß gefiedert, mit einem goldenen Schnabel, doch war es ein Adler? War es ein anderer Vogel?

Izuku konnte es nicht ganz begreifen, erst als sich der Vogel in Flammen hülle, erkannte er, was es wohl mit ihm auf sich hatte.

Es war ein Phönix.

Beide Seiten nahmen erheblichen schaden und die Welt um sie herum schien sich immer mehr und durcheinander zu verändern.
Sie waren erst draußen, dann in Izukus Zimmer, dann auf einer Blumenwiese, als Nächstes auf einem Feld aus Flammen, dann sanken sie ins Meer, bis sie wieder auf einem Schlachtfeld zwischen Blutlachen und Leichen auftauchten.

Dann wurde die Welt ruhig und sie landeten in der Welt der Säulen.
Rashta und Leonard tauchten mit wütenden Blicken neben Izuku auf und stellten sich schützend neben ihn.

Rashta holte tief Luft und stieß ein Markerschütterndes Gebrüll aus.
"GENUG! HABT GEFÄLLIGST RESPEKT VOR EUREM MEISTER!"  

GötterboteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt