31. Judas

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Izuku war schon ganz gespannt auf den nächsten Schultag.

Mit zwei Rekruten in der Tasche fühlte er sich wenigstens bereit für was auch immer kommen mochte.
Denn irgendwie hatte er ein komisches Gefühl im Magen.

Aizawa begann mit seinem Unterricht.
"Ihr habt beim Sportfest gezeigt, was ihr könnt. Herzlichen Glückwunsch nochmal zu Midoriya für den Sieg.
Doch nun wird es wieder Zeit, dass ihr euch auf das Heldensein vorbereitet.
Deswegen werdet ihr eine Woche lang ein Praktikum bei einer Agentur euerer Wahl machen. Um genauer zu sein, anhand eurer Leistung beim Sportfest wurden euch Einladungen zugeschickt, von denen ihr euch eine Heldenagentur aussuchen sollt."
Er stockte einen Moment und deutete dann auf die Tafel hinter sich.

"Das sind eure Einladungen."

Izuku tippte auf den Tisch, er konnte es ja nicht sehen. Kurz überlegte er, ob er nicht vielleicht seinen Sichtzauber einsetzten wollte, doch wenn er das tat, würden alle wissen, dass er sich jederzeit von seiner Blindheit befreien konnte.

Loki legte ihren Kopf auf seinen Fuß und erinnerte ihn somit daran, dass er sich nicht zu stressen brauchte.

Doch Aizawa hatte noch etwas zu sagen.
"Für euer Praktikum braucht ihr Heldennamen, deswegen wird Midnight ab hier den Unterricht übernehmen."

Wie gerufen kam die Frau hineingestürzt und verteilte freudig Kärtchen, während sie alles erklärte.

Izuku hatte eine wirklich fiese Idee für seinen Heldennamen.
Er wollte herausfinden, wie lange es wohl dauern würde, bis jemand die Ironie dahinter verstand.

Er schrieb auf das Brett, so gut er eben schreiben konnte und meldete sich brav.
"Dann komm mal her, Midoriya."
Sagte Midnight.

Izuku stellte sich ans Pult, drehte seine Karte um und verkündete Laut:
"Mein Heldenname soll Judas sein." Sagte er.

Midnight schien nicht so ganz einverstanden, wollte aber nichts groß dazu sagen und segnete es ab.
Grinsend ging Izuku zu seinem Platz zurück.

Judas.
Der Verräter.

Es passte zu gut.

Izuku würde wohl später jemanden Fragen, um mit der Auswahl seiner Agentur weiter machen.
Doch nach dem Unterricht, alle wollten gerade schon gehen, da wollte Aizawa noch etwas sagen.
Dabei lenzte er auf einen Zettel.

"Midoriya, bleib bitte nochmal einen Moment hier." Bat er und Izuku nickte als Antwort.

Alle Schüler waren bereits verschwunden. Izuku wartete gespannt und spielte dabei mit seinem Stift.
Aizawa kam zu ihm hinübergeschleift und zog sich einen der benachbarten Stühle heran.

"Wir müssen zwar eh noch warten, aber ich wollte kurz etwas mit dir Besprechen, bevor die Helden Besprechung gleich beginnt und wir uns im Konferenzraum treffen." Sagte Aizawa.

Izuku nickte nur, hatte aber scheinbar sehr viel Interesse an allem, was Aizawa zusagen haben würde.
"Ich habe deine Erinnerungen gesehen."
Begann er, scheinbar sich selber noch nicht recht überlegt haben, was er sagen wollte.

"Um ehrlich zu sein, habe ich Zweifel." Sagte er.

Izuku seufzte.
"Keine Sorge, ich kann das schaffen. Ich werde die Helden ohne Probleme in den Kult einschleusen."

"Das meine ich nicht." Sagte Aizawa auf einmal und wurde sehr, sehr ernst.
Izuku konnte seinen scharfen, durchschauenden Blick auf seiner Haut spüren.

"Ich frage mich wirklich, ob du wirklich auf der Seite der Helden stehst."

Es war ein überraschender Moment.
Izuku musste zugeben, dass er nicht damit gerechnet hatte, diese Frage von ausgerechnet Aizawa zu bekommen, der doch wohl Lokis Illusionen keinen Glauben geschenkt hatte.

"Das ist riskant, dich zu fragen, das ist mir bewusst. Wenn du wirklich auf der Seite der Helden stehst, werde ich wohl als nächster verdächtig werden, ein Verräter zu werden, doch gleichzeitig...
Ich glaube einfach nicht, dass du so einfach die Seiten wechseln kannst.
Mit so viel Leichtigkeit, wie du dich der göttlichen Kräfte bedienst, verstehe ich einfach nicht, warum du das aufgeben willst."

Izuku wollte schon Luft holen, um sich zu verteidigen, doch Aizawa war noch nicht fertig.

"Du solltest wissen, dass ich auch eine sehr lange Zeit teil der 12 Säulen Vereinigung war.
Ich weiß, was all das bedeutet. Mir ist bewusst, dass das Ende naht.
Du hast schon fast alle Säulen im Kampf benutzt.
Ich bin kein Dummkopf, Midoriya.
Du beginnst dich auf das Ende vorzubereiten und du wirst die Helden bekehren, sie werden die Ersten sein, die dir zum Opfer fallen."

Dass Izuku überrascht war, war eine Untertreibung.

"Sensei..." Begann er, doch fand er nicht die richtigen Worte.
"Sie sind einfach unglaublich." Lachte der Junge dann.

"Von allen Menschen, denen ich jemals begegnet bin, sind Sie definitiv der klügste.
Ja, Sie haben vollkommen recht. Ich sehe keinen Grund darin, es Ihnen gegenüber zu verheimlichen, deswegen werde ich völlig ehrlich sein."

Aizawa schien sich sehr zu entspannen.
"Als einer der vielen Undercover Helden, die geschickt werden sollen, erleichtert mich das sehr."

"Ich habe zwei Fragen:
was gedenken Sie nun mit diesen Informationen zu tun und warum haben Sie die Vereinigung überhaupt verlassen?"
Fragte Izuku interessiert nach.

"Ich werde auf die letzte zuerst antworten. Es gibt viele verschiedene Faktoren, doch der größte war wohl der Wunsch eines Freundes."

Izuku hob skeptisch die Augenbrauen hoch.

"Der Freund ist bereits in meiner Schulzeit verstorben. Dass ich den Kult verlassen habe, war mein letzter Tribut an ihn."
Erklärte der Schwarzhaarige mit Trauer in der Stimme.

"Oh, das tut mir durchaus Leid. Doch würde ich Sie trotzdem bitten, nun auf meine erste Frage einzugehen."
Bat Izuku.
Empathie war keine seiner Stärken.

"Ich habe nichts mit diesen Informationen vor. Meine Loyalität gehört ganz dir. Jetzt, wo das Ende naht, ist es die weiseste Entscheidung nicht dagegen anzugehen.
Mir ist bewusst, dass es noch lange dauern wird, doch trotzdem... Es wird kommen und ich will dabei sein.
Ich will das Ende mit meinen eigenen Augen sehen und die Auferstehung des Drachens der Vollkommenheit bezeugen."

Izuku streckte sich, wobei seine Wirbelsäule ungesund knackte.
Gähnend knackte er seine Hände, bevor er Aizawa mit einem Wissenden grinsen anschaute.

"Ich finde es erstaunlich. Das meine ich ernst. Schon seit meines Erwachens als der Wahre Prophet ist da etwas komisches in Ihrer Aura.
Jetzt macht wirklich alles einen Sinn.
In Ihnen kann ich dasselbe spüren, wie bei zwei weiteren Menschen. Ich weiß einfach, dass sie für diesen Job wie gemacht sind, genau deswegen, werde ich Ihnen nun dieselbe Frage stellen:
Wollen Sie den 12 Kriegern der Verdammnis beitreten?"

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