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„Komm schon Maik, der Kellner wollte schon zum dritten mal unsere Bestellung aufnehmen und nur weil du dich nicht entscheiden kannst warten wir hier schon Ewigkeiten", jammerte ich als Maik schon zum zehnten mal auf der gleichen Seite der Speisekarte schaute was er essen wollte.
Wohingegen ich nur fünf Minuten dafür gebraucht hab, dauert es bei ihm schon fast zwanzig Minuten.

„Was kann ich dafür , wenn du nur einen langweiligen Salat isst? Ich will halt was cooleres", verteidigte er sich schulterzuckend, während er wieder in der karte herum blätterte.

Kurzerhand bat ich den Kellner mit einer kurzen Handbewegung zu uns, riss meinem besten Freundin Speisekarte aus der Hand, woraufhin er mich gleich darauf überrascht ansah.

„Für mich bitte Nummer 15 und für ihn die 28", bestellte ich bei dem Kellner, der nachdem er es aufgeschrieben hatte auch schon wieder verschwand.

„Ist 28 wenigstens was gutes?", fragte Maik schmunzelnd.

„Keine Ahnung, ich hab einfach irgendeine zahl gesagt", meinte ich schulterzuckend.

„Wenn es irgend ne' scheiße is, dann kaufst du mir höchstpersönlich nachher einen Burger oder so"

„Jaja", winkte ich ab, während ich kurze meine WhatsApp und Instagram nachrichten checkte.
Ein paar meiner freunde und irgendwelche Leute aus der schule haben mir geschrieben, schon über die letzten Wochen, ich hab sie aber immer ignoriert. Was interessiert es Leute die ich fast nicht kenne was mit mir los ist?

Nach verhältnismäßig kurzer zeit bekamen wir auch schon unser essen und es stellte sich heraus, dass ich irgendeine Art von Pasta für Maik bestellt habe. Eigentlich sieht es echt lecker aus.

„Das war richtig lecker! Ab jetzt bestellst du einfach immer das essen für mich", meinte Maik, als wir beide aufgegessen hatten.

„Das macht 40$", sagte der Kellner, der uns gerade die Rechnung brachte. Ich wollte gerade meine Kreditkarte rausholen, als Maik schneller war und sofort bezahlte.

Als wir aus dem Restaurant raus waren sagte ich: „Du hättest nicht bezahlen müssen, wir hätten zumindest Hälfte Hälfte machen können"

„Ich hab dich praktisch hier her geschleppt, es wäre seltsam wenn du jetzt auch noch bezahlen müsstest, wenn du eigentlich nichtmal mit wolltest", meinte er und lächelte mir freundlich zu.

Ich lächelte ihm dankbar zu, woraufhin er nur abwinkte und mich weiter zog.

Der Tag war noch wirklich schön und ich fühlte mich zum ersten mal seit dem Vorfall wieder gut. Ich konnte ehrlich lachen, spaß haben und für kurze zeit vergessen wie scheiße mein leben gerade eigentlich ist. Wir blieben allerdings nicht zu lange draußen und gingen bald wieder nach Hause, da es immer noch etwas anstrengend für mich war. Bei dem vielen bewegen taten meine Verletzungen ziemlich weh und ich meinte sogar gemerkt zu haben, dass eine wunde aufgeplatzt ist. Maik erzählte ich davon allerdings nichts, da ich ihm nicht unnötige Sorgen bereiten wollte.

Als wir wieder zuhause ankamen öffnete Dad uns die Tür und lächelte uns freundlich entgegen.
Er umarmte mich und natürlich hab ich nicht dran gedacht, dass die Wunde an meiner Seite sehr schmerzte, weswegen ich automatisch aufstöhnen musste, was die beiden anderen sofort hellhörig werden ließ.

„Was ist los?! Tut dir was weh?!", fragte Dad besorgt und sah mich eindringlich an.

„Nein, alles ist gut", sagte ich. Wohl weniger überzeugend, da mir die beiden sehr ungläubige blicke zuwarfen.

„Milan, was ist los?", wiederholte er seine Frage und betonte diesmal jedes einzelne Wort.

„Nicht schlimmes", winkte ich ab.

„Milan sag was los ist. Ich kann dir doch helfen"

„Eine wunde tut nur ein wenig weh, kein Thema"

„Ich würde es mir trotzdem gern anschauen, ja?"

„Das ist wirklich nicht nötig Dad", versuchte ich ihn zu überzeugen.

„Meine Mom hat mir grad geschrieben, ich soll nach Hause. Wir sehen uns morgen Milan, okay?", fragte mien bester freund.
Ich nickte als Antwort, verabschiedete mich von ihm und nachdem er weg war zog Papa mich ins Wohnzimmer, drückte mich sachte auf die Couch und kniete sich vor mich.

„Es ist wirklich nichts wichtiges", sagte ich als er mich bittend ansah.

„Dann dauert es eh nicht lang. Bitte lass es mich wenigstens anschauen um mein gewissen zu beruhigen"

Zögerlich nickte ich nach kurzem überlegen. Er würde eh nich nachgeben und so schlimm ist das jetzt auch nicht.

„Danke", sagte er lächelnd und zog mir meine Kleidung ein wenig nach oben bis er die wunde sehen konnte. Seine Augen weiteten sich bei dem Anblick minimal, doch ich merkte, dass er den schock in seinen Augen versteckte.
Mein Körper sah immer noch scheußlich aus...
Wunden, Hämatome... alles... Selbst nach einigen tagen konnte man sie alle noch erkennen. Wenn auch nicht mehr so stark wie anfangs, aber trotzdem...

„Das sieht für mich aber nicht wie nichts aus", meinte er, als er konzentriert die wunde, aus der bereits wieder Blut floss, betrachtete.
„Ich hohl kurz was zum verarzten. Währenddessen kannst du dich schonmal hier hinlegen, dein Shirt und die Jacke ausziehen, denn dann kann ich es besser behandeln", sagte er, stand auf und verschwand im Flur.

Zögerlich tat ich was er sagte und entkleidete zuerst meinen Oberkörper bevor ich mich hinlegte.
Bewusst würdigte ich meinen Körper keines Blickes, da ich gar nicht wirklich wissen wollte, wie er aussieht.
Ich fühlte mich unwohl ohne Kleidung hinter der ich mich verstecken konnte. Ich redete mir immer ein, dass ich es eine gewisse zeitlang einfach durchstehen musste und , dass alles dann wieder besser wird. Aber ist das so? Belüge ich mich selbst und warte aus etwas, dass niemals geschehen wird? Es ist eh klar, dass narben bleiben werden, wie soll ich mich denn jemals wieder im Spiegel betrachten können ohne an den Vorfall zu denken? Wie soll ich mich jemals wieder normal ansehen können ohne immer  wieder an den schrecklichsten Tag meines Lebens erinnert zu werden?

Die gute Laune die ich gerade noch hatte, verschwand schneller als erwartet. Jetzt fühlte ich mich wieder einfach nur grässlich. Traurig, leer, benutzt, ruiniert, zerstört, hässlich... Es gab so viele Adjektive die meine Gefühle gerade beschrieben und keins davon war auch nur annähernd positiv.

No Way.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt