Milan, der Sohn eines Arztes , kämpft mit zahlreichen Herausforderungen. Trotz seines vermeintlich perfekten Lebens belasten ihn die Diagnose seiner Epilepsie, die Erkenntnis eines Drogenproblems und weitere persönliche und psychischen Schwierigkeit...
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Pov. Alex „Du hast bestimmt recht", stimmte ich Maya nachdenklich zu, während ich mir durch das zerzauste Haar fuhr. Ihr Verständnis für meine Sorgen schien wie ein Lichtstrahl in einem dunklen Raum. „Es wird alles gut", fügte ich leise hinzu, als ich den Hauch von Hoffnung in meiner Stimme spürte.
„Das wird schon alles wieder, Alex. Sei zuversichtlich", ermutigte sie mich mit einer Stimme, die wie Balsam auf meiner Seele wirkte.
„Wir reden nachher weiter, okay?"
Der Satz hing in der Luft, als wir uns schließlich verabschiedeten und das Gespräch beendeten. Die Verbindung zu Maya, die wie eine kleine Rettungsleine in einem Sturm wirkte, ließ mich nachdenklich zurück.
Ich hatte mit ihr über Milan gesprochen, dessen Zustand mir in letzter Zeit immense Sorgen bereitete. Vor unserem letzten Treffen, dem Abendessen bei Maya, hatte ich das Gefühl, dass es langsam bergauf ging. Doch jetzt, nach diesem Abend, stellte sich ein beklemmendes Gefühl ein, als ob ein dunkler Schatten über ihm lag. Etwas stimmte nicht. Was war es, das ihn so sehr belastete? Warum öffnete er sich mir nicht? Die Fragen wirbelten in meinem Kopf, während ich mir die Nächte vorstellte, in denen er wachlag, geplagt von seinen Gedanken.
Milan schien sich mehr und mehr zurückzuziehen, als würde er sich in eine schützende Hülle einspinnen, die ihm zugleich Sicherheit und Isolation bot. Panikattacken wurden zu seinen ständigen Begleitern, und ich fühlte, wie seine Ängste zwischen uns wuchsen wie Dornensträucher, die uns voneinander trennten.
„Ich werde ihn ansprechen", nahm ich mir vor. Wenn er nicht von sich aus den Mut fand, mir zu erzählen, was ihn quälte, würde ich nicht ruhen, bis ich es herausfand. Etwas war definitiv nicht in Ordnung, und ich konnte nicht tatenlos zusehen, wie er sich immer mehr in diesen Abgrund stürzte.
Doch wer hätte ahnen können, dass dieser Abgrund bereits nach ihm griff?
...
Pov. Milan
Die Klinge fühlte sich kalt und vertraut an in meinen Händen, als ich sie gegen meine Haut drückte. In diesem Moment war die Welt um mich herum verblasst, als ob ich in einen tiefen Tunnel gesogen wurde, dessen Ende ich nicht sehen konnte. Die Geräusche, die normalerweise die Stille meines Zimmers füllten, waren verstummt, und alles, was ich hörte, war das pulsierende Rauschen meines Blutes, das durch meine Adern schoss. Es war, als ob ich in einem Raum ohne Licht gefangen war, in dem es nur mich und die Klinge gab.
Ein stechender Schmerz durchfuhr mich, als ich die Klinge ansetzte und sie mit einem ruckartigen Zug durch meine Haut zog. Der scharfe Schnitt ließ mich aufschreien, doch ich unterdrückte den Laut, als wüsste ich, dass jeder Schrei mich nur weiter in den Abgrund treiben würde. Die Tränen, die über meine Wangen rannen, vermischten sich mit dem Blut, das aus meinem Arm quoll und sich mit einem leisen Plätschern auf dem Boden vereinte. Ich fühlte mich wie ein Künstler, der mit seinem eigenen Leid ein groteskes Meisterwerk erschuf.
In diesem Tunnel der Dunkelheit war alles, was ich sah, die Klinge, das Blut und die einsamen Wände meines gequälten Geistes. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf, wie Schatten, die mich umkreisten und mich immer tiefer in die Verzweiflung zogen. „Warum kann ich nicht einfach aufhören? Warum kann ich nicht einfach leben?" Doch die Antworten, die ich mir wünschte, blieben mir verwehrt, wie ein Geheimnis, das nur die Dunkelheit kannte.
Ich hatte das Gefühl, dass der Schmerz mich von den Fesseln der Realität befreite. In diesem Moment, in dem ich schnitt, war ich der Herr über mein Schicksal. Die Entscheidung, wie viel ich bluten ließ, lag ganz bei mir. Ein bizarres Gefühl von Kontrolle überkam mich – die Kontrolle über mein eigenes Versagen, meine eigenen Ängste. Ich fühlte mich lebendig und gleichzeitig tot. Ein ständiger Kampf zwischen dem Wunsch zu leben und der tiefen Überzeugung, dass das, was ich als Leben bezeichnete, nichts als ein Kummer war, der mich erdrückte.
Die Wände des Tunnels schienen sich zu verengen, je mehr ich schnitt. Es war eine seltsame, aber beruhigende Enge, die mir das Gefühl gab, dass ich auf dem richtigen Weg war, auch wenn es der falsche Weg war. Je mehr ich in die Tiefe schnitt, desto weniger fühlte ich mich mit der Welt um mich herum verbunden. Die Realität verblasste, und ich wurde eins mit dem Schmerz. Es war, als würde ich in einem Ozean aus Dunkelheit und Blut treiben, ohne Hoffnung auf Rettung.
„Ich will einfach nicht mehr", flüsterte ich, während ich den Blick auf mein blutüberströmtes Handgelenk richtete. Die Klinge glitt sanft über die Haut, und ich fragte mich, ob ich je wieder das Gefühl von Freiheit erleben würde, das ich mir in diesen verzweifelten Momenten so sehnlich wünschte. Der Gedanke, dass es bald vorbei sein würde, ließ mich lächeln. Eine düstere Zufriedenheit überkam mich, als ich mir vorstellte, wie ich mich von den Ketten des Lebens befreite, die mich so lange festgehalten hatten.
Ich konnte nicht anders, als an die Menschen zu denken, die ich zurücklassen würde. Alex. Sein Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf, sein besorgter Blick, als er mir gegenüberstand. Ich fühlte, wie ein Stich der Traurigkeit mein Herz durchbohrte, als ich an die Momente dachte, die wir geteilt hatten – die Lacher, die Gespräche, die tiefen Einsichten. Aber ich konnte nicht mehr. Ich war nicht mehr der Mensch, den ich einmal war.
„Es tut mir leid", flüsterte ich, als ich die Klinge erneut ansetzte. Doch der Schmerz war überwältigend und gleichzeitig befreiend. Ich fühlte mich, als wäre ich ein gefangener Vogel, der sich endlich von den Ketten befreite, die ihn an seinen Käfig gefesselt hielten. Es war seltsam, aber ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Mein Herz schlug langsamer, und ich spürte, wie die Dunkelheit näher rückte.
Was geschah, wenn ich einfach aufhörte zu kämpfen? Würde es Frieden geben? Ich stellte mir vor, dass ich einfach einschlief und die Welt hinter mir ließ – die Lasten, die Erwartungen, die Enttäuschungen. Es war ein schreckliches, aber verlockendes Bild, und ich wusste, dass es nur einen letzten Schritt brauchte, um die Freiheit zu erreichen, nach der ich so lange gestrebt hatte.
Die Klinge fiel aus meinen Händen, und ich spürte, wie ich auf die Seite kippte, mein Blick auf mein blutüberströmtes Handgelenk gerichtet. Das warme Blut, das auf den Boden tropfte, bildete einen kleinen Pool, der mir die Unausweichlichkeit meines Schicksals vor Augen führte. Die Dunkelheit schloss sich um mich, und ich fühlte, wie die Grenzen meiner Existenz verschwammen.
Ich schloss die Augen und ließ die Welt hinter mir. In diesem Moment war ich frei.