Flashback Ende
Dad musste während meiner Erzählung ein paar mal fast anfangen zu weinen, was ich nun wirklich nicht erreichen wollte. Am liebsten wäre es mir gewesen, hätte er gar nicht mitgehört... Wird er mich jetzt anders sehen, anders behandeln?
Das würde nicht helfen diese Nacht zu vergessen...Da ich fertig mit erzählen war, aber niemand etwas sagte, wusste ich nicht was ich machen sollte. Ich hasste es nichts sehen zu können, nicht zu wissen, wie mich die anderen ansahen.
Irgendwann räusperte Stefan sich und sagte: „Danke, dass du uns das erholt hast Milan, dass war bestimmt nicht leicht für dich. Als nächstes werden wir eine Anzeige gegen unbekannt schreiben und im Park noch nach irgendwelchen Hinweisen suchen. Hast du vielleicht eine Ahnung wer diese Person war?"Ich schüttelte den.kopf. Ich kannte zwar die stimme, aber das würde auch nicht helfen ihn zu finden. Vielleicht irre ich mich ja auch.
„Okay, wenn dir noch irgendwas wichtiges einfällt oder so, dann sag einfach Bescheid. Ruh dich aus und gute Besserung Milan",meinte der Polizist mit einer mitleidigen, aber dennoch ermutigenden Stimme.
Mittlerweile konnte ich zwar wieder ein wenig besser sehen, aber halt auch nur unscharfe Schemenhaften flecken, aber immer noch besser als gar nichts.„Wie gehts dir kleiner?",fragte Papa mit trauriger stimme.
„Richtig toll, wann kann ich nach Hause?", versuchte ich von der Frage abzulenken.
Wie soll es mir denn gehen? Gut?
Ganz sicher nicht.„Der Arzt hat die doch schon erklärt, dass du noch ein wenig hier bleiben musst... Aber ich kann dir ein paar Sachen von zuhause bringen, damit es nicht so langweilig wird.", sagte er ermutigend.
„Was soll ich denn machen wenn ich nichts sehen kann und meine Hände komplett Match sind?!" , fragte ich etwas passiv aggressiv.
Darauf erwiderte er nichts.
Ich wollte Papa ja auch nicht so anschnauzen, aber ich bin von dieser Situation langsam echt genervt. Es fühlt sich einfach irgendwie so an, als wäre mein leben zerstört, egal wie übertrieben oder dramatisch sich das für andere auch anhören mag, aber niemand kann verstehen wie ich mich gerade fühle. Ich sehe rein gar nichts positives im Moment. Ich kann ja eh nichts sehen, ich bin ja so lustig.
Die nächsten Tage ging es genauso weiter.
Physisch ging es mir immer besser. Ich konnte wieder einigermaßen gut sehen, meine wunden heilten langsam und mir tat nicht mehr alles weh.
Doch psychisch hielt ich diesen schmerz kaum mehr aus. Mich plagten Alpträume, Flashbacks, Angstzustände und Panikattacken. Ich erlebte diese Nacht immer und immer wieder und jedes mal war es unfassbar schlimm und traumatisierenden für mich.
Ich sehnte mich danach einfach eine Nacht ruhig schlafen zu können, einschlafen zu können, ohne panische Angst zu haben wieder diese Alpträume zu bekommen.
Es ist wortwörtlich einfach ermüdend...Mein Arzt und mein Psychologe haben beschlossen mir antidepressiva und manchmal auch Beruhigungsmittel zu geben. Allerdings wirkten die Antidepressiva bei mir noch nicht.
Plötzlich klopfte es an der Krankenhaus Zimmertür und Papa kam leise rein.
„Du schläfst ja noch gar nicht", bemerkte er besorgt, ging zu meinem Bett und setzte sich neben mich.
Ich erwiderte gar nichts außer ein kaum erkennbares Schulterzucken. Ich bin mir sicher, mittlerweile weißt er, warum ich nicht schlafen kann und will.
„Es ist drei Uhr nachts, du musst doch müde sein, oder nicht?"
Wieder nur ein schulterzucken meinerseits.
Was ist schon müde sein im vergleich zu Bildern in deinem Kopf, nach denen du dir am liebsten das leben nehmen würdest?
Ich denke die Müdigkeit ist im Moment das was mich am wenigsten belastet.„Willst, oder kannst du nicht einschlafen?"
„Will nicht...", murmelte ich leise in ein Kissen.
Papa seufzte und meinte, ich solle ein Stück rutschen, was ich auch sofort tat. Er setzte sich neben mich, während ich meinen Kopf auf seine Brust legte und seinem Herzschlag lauschte.
Mit einer Hand strich er mir durch meine dunklen haare, was mich tatsächlich ein wenig beruhigte.„Mach ruhig die Augen zu kleiner. Ich bin da und werde auch nicht gehen. Dir kann nichts passieren, ja? Ein Traum ist und bleibt nur ein Traum. Ich bin für dich da, entspann dich"
„Ich kann mich aber nicht entspannen", murmelte ich. Schon wieder den tränen nahe.
„Warum nicht, was ist los?"
„Ich hab Angst!", weinte ich nun und fing unweigerlich an zu zittern. Vielleicht war ich doch ein wenig übermüdet...
„Wovor? Dir kann nichts mehr passieren, du bist in Sicherheit", versuchte er mich zu beruhigen, was nicht wirklich klappte.
Ich atmete zittrig ein und antwortete: „Jede Nacht erlebe ich es immer und immer wieder! Ich kann das nicht mehr, ich will, dass es aufhört!"
Dad seufzte.
„Du wirst sehen, das wird mit der zeit vergehen. Es wird dir immer leichter fallen darüber nachzudenken, darüber zu reden, es wird einfach leichter"
„Aber wann? Ich halte es einfach nicht mehr aus Dad!"
„Wie wäre es wenn du heute noch ein wenig Beruhigungsmittel bekommst, und wir morgen weiter besprechen was wir machen, damit es dir besser geht"Ich fing nochmals fester an zu weinen und krallte mich an das Shirt meines Dads fest, das mittlerweile schon ein paar nasse flecken von meinen Tränen hatte.
„Alles ist gut, ich bin ja da"Dad holte einen Arzt, der mir Beruhigungsmittel spritzte, woraufhin ich kurz danach in den schlaf fiel.

DU LIEST GERADE
No Way.
RomanceMilan, der Sohn eines Arztes , kämpft mit zahlreichen Herausforderungen. Trotz seines vermeintlich perfekten Lebens belasten ihn die Diagnose seiner Epilepsie, die Erkenntnis eines Drogenproblems und weitere persönliche und psychischen Schwierigkeit...