Als Papa wiederkam setzte er sich neben mich und packte ein paar Sachen aus seiner erstehilfe Tasche. Als er alles bereitgelegt hatte nahm er das Desinfektionsmittel und warnte mich bevor er damit sprühte noch kurz vor, dass es etwas brennen könnte.
Etwas brennen war etwas sehr untertrieben. Es brannte als hätte er Feuer und kein Desinfektionsmittel drauf gekippt.
Ich atmete schmerzverzerrt ein und musste automatisch meinen ganzen Körper verkrampfen.„Tut mir leid, ist gleich vorbei", versuchte er mich zu beruhigen, was aber eher weniger funktionierte, da die ganze Situation quasi vorprogrammiert für Flashbacks war.
Als Dad die Wunde untersuchen wollte und dafür mit seinen kalten Fingern meine Haut abtastete war es bei mir endgültig vorbei. Ich fing an stark zu zittern und versuchte automatisch so weit weg von Dad zu kommen wie möglich.
Vereinzelt quollen tränen aus meinen Augen und tropften auf meinen Oberkörper. Das atmen wurde immer schwerer, ich hatte das Gefühl zu ersticken. Panisch schnappte ich nach Luft, doch irgendwie schien sie nicht annähernd in meine Lungen zu gelangen.
Ich spürte wieder SEINE Hände überall an meinem Körper, doch vorfallen an meinem Hals. Es war als würde ER mit seinen großen, kalten, groben Händen meinen hals umfassen und so fest zudrücken wie er konnte.Pov. Alex
Als ich Milans Wunde nur kurz untersuchen wollte, war es als würde er komplett in eine andere Welt geraten. Er starrte auf einen nicht vorhandenen Punkt, fing an zu zittern und drückte sich in die hinterste Ecke der Couch. Weg von mir.
Hat er gerade einen Flashback?
Er fing an immer wieder vergeblich nach Luft zu schnappen und griff sich an den Hals als würde er versuchen irgendwas davon weg zu bekommen und fing an heftig an dieser Stelle zu kratzen.
Bevor er sich noch weiter selbst verletzen konnte griff ich nach seinen Händen um sie zu fixieren.
Panisch versuchter er sich von mir loszureißen.„Milan, beruhig dich, du bist in Sicherheit. Du bist zuhause, niemand ist hier um dir weh zu tun. Ich bin bin's dein Dad. Alles ist gut! Niemand tut dir weh", versuchte ich ihn zu beruhigen, doch es funktionierte nicht. Ich bin mir nichtmal sicher ob er mich wahrnimmt, geschweige denn mich überhaupt hört.
In der Hoffnung, dass er sich nicht wieder selbst verletzt ließ ich seine Hände los, da er gerade nicht angefasst werden wollte. Doch leider fing er wieder damit an sich am hals zu kratzen.
Ich bin zwar Arzt und auch teilweise für solche Sachen ausgebildet, aber jetzt wo es Milan so ging, war mein ganzes Fachwissen wie weggefegt. Sollte ich besser einen Krankenwagen rufen?
Ich überlegte, bis mir plötzlich einfiel, dass ich noch eine Dosis Beruhigungsmittel habe. Es ist kein starkes, aber es würde zumindest dafür reichen, dass er sich wenigstens ein bisschen beruhigen kann.Aber kann ich ihn in diesem Zustand gerade alleine lassen? Es wären zwar nur zwei Minuten oder so, aber was wenn er sich verletzt?
Aber ich muss es riskieren, was hab ich für eine andere Wahl? Warten bis es vorbei ist?nein ganz sicher nicht. Ich sehe wie schmerzhaft das alles für ihn ist, ich will ihm das ersparen.
Also beschloss ich so schnell wie möglich das Beruhigungsmittel zu hohlen und tat das auch.Als ich wiederkam, war Milan immer noch dabei sich zu kratzen, also setzte ich mich neben ihn, nahm vorsichtig aber bestimmt einen seiner Arme und spritzte ihm das Mittel. Schon bald fing es an zu wirken und Milans Atmung wurde zu Glück etwas ruhiger. Er kam langsam wieder ins hier und jetzt zurück und fing an sich verwirrt im Raum umzusehen. Er schien wieder klarer zu werden, doch das machte ihn nicht weniger traurig.
„Alles ist gut Milan, du bist zuhause. In Sicherheit. Nur wir beide sind hier, niemand sonst", versicherte ich ihm.
Nun schweifte sein Blick zu mir und er sah mich mit verweinten Augen an und das alleine brach mein Herz erneut in tausend teile.
Am liebsten würde ich ihn einfach in den Arm nehme und so lange halten, bis es ihm wieder besser geht, aber mir war bewusst, dass das nicht das schlauste wäre. Wenn eine kleine Berührung meinerseits wegen der Wunde schon so einen Flashback hervorruft, dann will ich es erstmal nicht riskieren ihn zu umarmen.„Gehts dir wieder besser?" , fragte ich vorsichtig.
Keine Reaktion.
„Du muss mit mir sprechen, damit ich dir helfen kann"
Wieder keine Reaktion.
„Was hältst du davon wenn du dich jetzt erstmal ein wenig hinlegst, ausruhst und schläfst und dann schauen wir weiter, OK?"
Diesmal nickte er kaum erkennbar.
„Willst du auf dein Zimmer, oder hier bleiben?"
„Hier bleiben",antwortete er tonlos.
Ich nickte, holte eine decke, während er sich schonmal hinlegte und deckte ihn dann zu.
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No Way.
RomanceMilan, der Sohn eines Arztes , kämpft mit zahlreichen Herausforderungen. Trotz seines vermeintlich perfekten Lebens belasten ihn die Diagnose seiner Epilepsie, die Erkenntnis eines Drogenproblems und weitere persönliche und psychischen Schwierigkeit...