POV. Alex (ander) (Milans Vater)
Kurz nachdem der Arzt meinem Sohn das Beruhigungsmittel spritzte, schlief er auch schon recht schnell ein.
Besorgt beobachtete ich wie er immer langsamer atmete und ganz ruhig wurde.
Natürlich fürderhin ich Milan das ganze am liebsten ersparen, doch was passiert ist, war leider nicht mehr Rückgängig machbar.
Am meisten tat mir aber weh, wie mein Sohn unter den folgen zu leiden hatte, und wie sehr dieses Erlebnis ihn veränderte. Gerade ist nichts mehr von dem selbstbewussten, schlagfertigen, gut gelaunten Milan übrig. Zurzeit ist er einfach traurig, ängstlich, verzweifelt und in gar keiner form positiv.
Seine Psyche schien sich immer mehr zu verschlechtern und ich hatte ehrlich Angst, dass er noch lange mit seinen Depressionen zu kämpfen hat.
Selbst beim schlafen hatte er diese Angst in seinem Gesicht, die wohl nicht so schnell weh zu gehen scheint. Irgendwie kommt es auch nicht so rüber als würde die Therapie ihm viel helfen, da er sich erstens nicht gegenüber seinem Psychologen öffnet und zweitens, dass sein Zustand sich verschlechtert anstatt, dass er ich verbessert.Irgendwann schlief ich dann auch ein.
In der Nacht wurde ich ein paar mal geweckt, als Milan irgendwas träumte. Manchmal zuckte er nur stark zusammen, fing an zu zittern oder irgendwas vor sich hin zu murmeln. Doch manchmal schrie er vor den schmerzen im Traum und weinte. Ich wusste immer nicht ob ich ihn aufwecken sollte, denn zum einen wollte ich nicht, dass er in dieser Situation gefangen ist, aber zum anderen wusste ich, dass wenn ich ihn aufwecken würde, er die ganze restliche Nacht nicht mehr einschlafen würde und das wollte ich ihm auch ersparen. Schließlich müsste er stunden lang darüber nachdenken, was er geträumt hat und das würde ihn Stück für Stück nur noch mehr zerstören.
Alles war einfach so kompliziert, selbst für mich. Trotzdem versuchte ich natürlich stark für ihn zu sein, ihn so gut es ging zu unterstützen und alles dafür zu tun, damit es ihm endlich wieder gut geht.In ein paar tagen durfte er theoretisch entlassen werden, doch sein Arzt und sein Psychologe sind sich nicht sicher ob das wegen seinem psychischen Zustand das beste wäre. Sie hatten Angst, dass er sich was antun würde oder zu Drogen greift um sich zu betäuben. Beides wäre natürlich alles andere als förderlich.
Andererseits denken sie auch, dass es ihm in einem vertrauten Umfeld, unserem zuhause, besser gehen könnte. Auch, dass es besser wäre, würde er wieder was mit seinen Freunden machen um nicht ständig in seinen Gedanken gefangen zu sein.
Ich weiß, dass wenn er wieder nach Hause dürfte, ich ihn mehr denn je überwachen müsste und das mache ich natürlich nicht gerne, da ich weiß, wie sehr er seine Freiheit liebt. Aber wenn ich dann weiß, dass es ihm gut geht...Die nächsten Tage vergingen für Milan wieder sehr streckend, da er den ganzen Tag einfach verzweifelt im Bett lag und Musik von seinem Handy hörte.
Er fing an weniger zu reden, zu essen und zu schlafen. Er wurde ruhig, hatte nur noch ganz leichte Angstzustände und Panikattacken, aber trotzdem ging es ihm nicht besser, eher schlechter. Sein zittern war mittlerweile dauerhaft, als wäre ihm die ganze zeit zu kalt.
Trotzdem äußerte er die ganze zeit den Wunsch nach Hause zu gehen.Und nach einer Woche stimmte der Arzt auch zu ihn gehen zu lassen, wollte aber die Dosis der Antidepressiva erhöhen, da sie bei Milan nicht wirklich zu wirken schienen.
Ich hoffe nur , dass das die richtige Entscheidung war.
Ich war mir auch nicht sicher wann ich ihm erzählen sollte, das ich eine Freundin habe... Eigentlich wollte ich es ihm ja an dem Abend von seinem „Ausflug" erzählen, aber wir alle wissen ja was dann passierte... Wird er es gut oder schlecht aufnehmen? Ich war mir da wirklich überhaupt nicht sicher, es war quasi fifty-fifty.
Sie heißt Maya und hat sogar auch eine Tochter in Milans alter. Ich bin mir sicher, er würde sich unter normalen umständen gut mit Maya verstehen, aber jetzt? Keine Ahnung...
Wir haben auch schon überlegt zusammen zu ziehen, aber da das gerade viel zu viel für Milan wäre, hab ich das erstmal aufgeschoben. Sie hatte Verständnis dafür und hat mich sehr beruhigt.
Ich wollte mir aber noch zeit lassen es Milan zu erzählen, da er erstmal wieder einigermaßen okay werden muss.Heute war der Tag an dem er entlassen werden sollte und ich hatte gemischte Gefühle.
Was, wenn es nicht die richtige Entscheidung ist?Milan lag , wie immer, gerade mit einem leeren Blick vor sich gerichtet im Bett und starrte einfach vor sich hin.
Die Tür wurde geöffnet und ein Arzt kam rein.Er lächelte Milan freundlich entgegen und fragte: „Wie gehts dir heute Milan?"
Angesprochener zuckte allerdings nur leicht mit den schultern, ohne den Blick wandern zu lassen. Er starrte immer noch auf die Bettdecke neben sich.
„Hast du schmerzen?", fragte der Arzt weiter.
Ein kaum erkennbares Kopfschütteln.
„Ich geb deinem Vater ein bisschen Schmerzmittel mit, da es sein kann, dass deine Hände oder die anderen wunden noch ein wenig schmerzen, wenn du dich bewegst. Ist es in Ordnung, wenn ich mir kurz mal ein paar wunden und deine Handgelenke anschaue?"
Nun nickte er etwas zögerlich.
Er mochte es verständlicherweise seit dieser bestimmten Nacht nicht gerne von fremden Menschen angefasst zu werden. Bei mir akzeptierte er es zum Glück, sonst würde es schwer sein ihn bei einer Panikattacke zu beruhigen.Der Arzt bat Milan sich auf den rücken zu legen, was dieser auch machte.
Dann zog der Arzt Milans decke bis zu einen Hüften nach unten, woraufhin seine, mit weißem verband verbundenen, zittrigen Hände zum Vorschein kamen.
Man sah Milan an, dass er sich sehr bemühen musste die Fassung zu behalten, als der Arzt mit seinen behandschuhten Fingern Milans Hals abtastete.
Sofort griff ich nach der zitternden Hand meines Sohnes und drückte ein paar mal leicht zu um ihm zu zeigen, dass ich da bin.„Dein Hals sieht soweit ganz in Ordnung aus. Die Hämatome bleiben vielleicht noch ein paar Tage, aber die wunden heilen zum Glück recht schnell. Ich würde aber zur Sicherheit noch ein Pflaster drauf lassen, damit die wunde nicht aufreizt und sich entzündet"; erklärte der ältere Mann und klebte an Milans Hals ein längliches, weißes Pflaster auf die Wunde , nachdem er sie noch kurz desinfizierte.
Dann bat der Arzt Milan sich seinen schwarzen Pulli auszuziehen.
Zögerlich tat mein Sohn, was der Arzt sagte und legte den Pulli zu Seite, nachdem er ihn ausgezogen hatte.
Er atmete etwas schneller und ungleichmäßiger als noch vor ein paar Sekunden, was mich ein wenig in Sorge versetzte.„Ruhig atmen, der Arzt schaut sich die wunden nur an, kein Grund zur Panik. Alles ist gut, dir wird niemand weh tun", versuchte ich ihn zu beruhigen.
„Ich kann sie mir auch nur ansehen und nicht anfassen, wenn dir das hilft", meinte der Arzt und schenkte Milan ein ermutigendes lächeln.
Mein Sohn nickte, schloss kurz die Augen und versuchte seine Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen, was zum Glück auch bald klappte.
Der Arzt schaute sich die Wunden an und fragte im Anschluss ob er noch kurz auf manche stellen ein Pflaster oder einen verband anlegen darf. Milan akzeptierte das, schloss allerdings die Augen um das nicht sehen zu müssen.
Für mich war der Anblick von seinen Wunden nicht gerade leicht. Ich will mir gar nicht vorstellen wie schmerzhaft es gewesen sein muss wenn einem diese Wunden zugefügt werden.
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Wer wohl Maya (Alex' neue Freundin) ist? 🫨
Eine frage noch (Wenn ihr meine beiden Geschichten gelesen habt): Welche meiner Storys findet ihr besser, wo soll ich mehr updaten?
Irgendeine Kritik?
Oder sonstiges?
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No Way.
RomanceMilan, der Sohn eines Arztes , kämpft mit zahlreichen Herausforderungen. Trotz seines vermeintlich perfekten Lebens belasten ihn die Diagnose seiner Epilepsie, die Erkenntnis eines Drogenproblems und weitere persönliche und psychischen Schwierigkeit...