POV. Milan
Ich konnte die ganze Nacht nicht mehr schlafen, lag einfach da und starrte an die Decke. Ein flashback nach dem anderen hielt mich wach, machte mich Stück für Stück fertig.
Alleine die Tatsache, dass ich in seiner Wohnung war, in seinem Wohnzimmer geschlafen hatte... ich könnte mich übergeben, mir war so unglaublich übel.Und das soll Maiks Freund sein? Der Typ der mich wahrscheinlich für mein Leben traumatisierte hat? Der, der mich vergewaltigt hatte?
Ich wusste nicht was ich machen sollte. Was wenn er Maik nicht gut behandelt?! Sollte ich mit ihm reden, ihn warnen?! Würde er mir überhaupt glauben, oder nur denken, dass ich seine Beziehung ruinieren möchte?
Bei jedem noch so kleinem Geräusch zuckte ich heftig zusammen und schaute panisch im Wohnzimmer umher. Ich überlegte ernsthaft einfach zu gehen, doch ich wusste nichtmal wo ich hier war...
Er würde mir doch nichts tun, wenn Maik auch da war oder? Also zumindest nicht mehr als mich fast bewusstlos zu würgen...Gott ich hatte so große Angst und das obwohl ich gerade dabei war das alles zu verarbeiten, versuchen es zu vergessen... doch wie sollte ich das schaffen, wenn der Freund meines besten Freundes derjenige ist, der all diese Probleme überhaupt verursacht hatte. Er ist schuld dass ich mich vor mir selbst ekle, dass Ich Panikattacken habe, meistens nicht schlafen kann und es mir generell dreckig geht. Er ist schuld und ich wusste nichtmal was ich dagegen tun konnte.
Auch wenn ich mir wie ein naives, leichtgläubiges kind dabei vorkam, hatte ich Angst, dass Jason seine Drohungen wahr macht.
Wahrscheinlich sollte ich es wenigstens Dad sagen, aber ich hatte schlichtweg zu viel Angst.
Warum ist das alles so kompliziert?Ich seufzte schwerfällig, schloss kurz die Augen um mich wieder runterzukommen und beschloss mich abzulenken.
Ich entdeckte mein handy auf einem kleinen Tisch wenige Meter entfernt von mir, deshalb stand ich mit wackeligen Beinen auf und holte es mir. Ich setzte mich wieder auf das Sofa und schaltete mein Smartphone ein. Sofort sah ich, dass ich einige verpasste Anrufe und Nachrichten von Papa hatte. Sollte ich ihm schreiben oder ihn anrufen um wenigstens zu sagen dass es mir gut geht? Naja so ganz stimmt das ja nicht... gut ist was anderes, wenn man bemerkt, dass ich heftig gewürgt wurde.Genau in dem moment als ich darüber nachdachte ih Bescheid zu sagen, erhielt ich erneut einen Anruf von Dad und beschloss ran zu gehen.
„Dad?"
„Milan! Oh mein Gott gehts dir gut?!", fragte er alarmiert.
„J-Ja alles gut", antwortete ich leise, da ich angst hatte Jason versehentlich zu wecken. Das stottern konnte ich nicht verhindern, dafür könnte ich mir eine Ohrfeige geben.
„Wo bist du? Ich hab mir ja solche sorgen gemacht! Wieso gehst du so spät ans handy, es ist vier Uhr morgens"
So spät erst? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an in der ich wach lag.
„Wieso rufst du so spät an?", stellte ich die Gegenfrage.
„Weil ich nicht schlafen konnte, ich hatte angst dass irgendwas passiert. Ich dachte eh nicht dass du dran gehst... Also wo bist du?"
Bei meinem Vergewaltiger.
„Bei Maik"
„Ich hab seine Eltern angerufen, Maik ist nicht zuhause und du warst nicht bei ihnen"
„Maik ist mit mir zusammen zu seinem Freund gegangen"
„Okay... Schick mir deinen Standort ich hol dich ab"Ich musste überlegen. Ich würde nichts lieber tun als sofort das zu tun was er sagte. Ich wollte nach Hause, in Sicherheit... aber wie würde Jason oder Maik reagieren wenn ich ohne ein wort verschwinden würde? Maik würde sich wahrscheinlich sorgen machen, aber Jason? Würde er mir was tun?
„Milan? Bist du noch da?", fragte Dad irritiert und besorgt zugleich.
„Ja- Ja klar... Sorry war nur abgelenkt", verteidigte ich mich.
„Milan bitte schick mir deinen Standort, du machst mir Sorgen", bat er mich eindringlich.
„Ok...", meinte ich tonlos und schickte ihm den Standort.
„Okay ich bin gleich da, mach dich schonmal fertig, ja?"
„Ja"Ich schaute mich kurz in dem dunklen Zimmer um, doch hier schien nichts mehr von mir zu sein.
Nachdenklich starrte ich einfach ins nichts, merkte gar nicht wie schnell die zeit verging, erst als mein Handy erneut vibrierte und ich die Nachricht las, dass Dad vor dem Gebäude auf mich wartete.
Jetzt musste ich nur noch hoffen, dass die Tür nicht abgeschlossen war...
Mit wackligen beinen stand ich langsam auf und ging unsicher zur Tür, die zum Glück wirklich offen war. Mit zittrigen Händen umgriff ich das kalte Metall der Türklinke und zog diese so leise wie möglich auf und verschwand endlich aus dieser Wohnung.
So schnell ich konnte eilte ich die Treppe runter, musste mich aber die ganze zeit an der wand festhalten, da ich sonst vermutlich umgekippt wäre. Die schnellen Bewegungen halfen nicht unbedingt meinen Kreislauf zu verbessern...
Mir war unglaublich schwindelig, schlecht, hatte große Angst und ich konnte mich kaum mehr auf den beinen halten, doch ich wollte einfach hier raus. So schnell wie möglich.Als ich endlich draußen war, war ich so erleichtert, vor allem als ich Dads auto wenige Meter von mir entfernt entdeckte.
Ich atmete erleichtert aus, musste mich jedoch fester an die Hauswand krallen. Mir war einfach so schwindelig...Als Dad mich ebenfalls sah, wandelte sich sein Gesichtsausdruck sofort in besorgt, ehe er schon aus dem Auto stieg und schnellen Schrittes auf mich zukam.
„Milan?! Was ist passiert? Gehts dir nicht gut?", fragte er besorgt und nahm mich sofort in den Arm, stützte mich dadurch.
„Alles ist gut ich bin nur müde...", log ich und krallte mich an ihm fest. Kniff meine Augen fest zusammen um nicht zum weinen anzufangen.
„Schon klar du bist nur müde. Du siehst aus als würdest du gleich umkippen. Aber lass uns erstmal nach Hause fahren, ja?", meinte er fürsorglich und führte mich in den Wagen, wo ich mich erschöpft auf auf den Beifahrersitz sinken ließ.
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No Way.
RomanceMilan, der Sohn eines Arztes , kämpft mit zahlreichen Herausforderungen. Trotz seines vermeintlich perfekten Lebens belasten ihn die Diagnose seiner Epilepsie, die Erkenntnis eines Drogenproblems und weitere persönliche und psychischen Schwierigkeit...