Milan, der Sohn eines Arztes , kämpft mit zahlreichen Herausforderungen. Trotz seines vermeintlich perfekten Lebens belasten ihn die Diagnose seiner Epilepsie, die Erkenntnis eines Drogenproblems und weitere persönliche und psychischen Schwierigkeit...
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Pov. Maik Die Dunkelheit der Nacht hatte sich um die Stadt gelegt, nur spärlich erhellt von den trüben Straßenlaternen und dem unregelmäßigen Flackern der Neonlichter. Der Regen hatte zugenommen, prasselte heftig gegen die Fensterscheiben, und jede Pfütze, die sich auf der Straße sammelte, schien die stummen Tränen der Stadt zu spiegeln. Die Kälte der feuchten Herbstnacht kroch mir unter die Haut, doch sie war nichts im Vergleich zu der Kälte, die sich in meinem Inneren ausbreitete. Der Gedanke an Milan, allein in einem kalten Krankenhauszimmer, irgendwo zwischen Leben und Tod, ließ mein Herz schwer in meiner Brust schlagen. Mein Atem ging flach, während ich durch die verregneten Straßen zur Auffahrt rannte, wo Tyler schon mit dem Auto wartete.
Der Motor lief bereits, als ich mich auf den Beifahrersitz fallen ließ. Der Innenraum des Wagens war durch die Heizung warm, doch ich spürte keine Erleichterung. Die Dunkelheit im Wagen war beinahe erdrückend, nur hin und wieder durchbrochen von den Lichtern der vorbeiziehenden Autos oder den Reflexionen des Regens auf der Windschutzscheibe. Tyler hatte keine Fragen gestellt, keine weiteren Worte verloren. Er schien zu spüren, dass Worte in diesem Moment nur wie leere Hüllen gewesen wären, unfähig, die Schwere der Situation zu lindern.
Er lenkte den Wagen sicher durch die nassen Straßen, während das monotone Schlagen der Scheibenwischer die einzige Begleitmusik unserer stummen Fahrt war. Ich lehnte mich zurück, starrte aus dem Fenster, doch das, was ich sah, war nicht die verschwommene Welt draußen. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken wie in einem rasenden Karussell. Bilder von Milan schossen mir durch den Kopf – sein Lächeln, seine manchmal etwas verschlossene Art, wie er immer alles mit sich allein ausgemacht hatte. Und dann war da diese schreckliche Vorstellung, wie er dort lag, allein, blutend, und niemand war da gewesen, um ihn rechtzeitig aufzuhalten.
„Warum hat er es getan?", entfuhr es mir schließlich, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern, das im Rhythmus des Regens zu verklingen schien. Es war keine Frage an Tyler, nicht wirklich. Ich wusste, dass er die Antwort genauso wenig wusste wie ich. Und doch schien der Raum zwischen uns plötzlich voller unausgesprochener Fragen.
Tyler warf mir einen kurzen Seitenblick zu, während er das Lenkrad fester umfasste. „Manchmal...", begann er, stockte dann jedoch. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen, aber sie kamen nicht. Schließlich seufzte er leise, fast unhörbar. „Manchmal versteckt man Sachen, weil man denkt, dass es niemanden interessiert. Oder weil man weil man glaubt, dass man es alleine durchstehen muss," beendete Tyler den Satz leise, fast als würde er mit sich selbst sprechen. Sein Blick war auf die Straße gerichtet, aber seine Stirn war in tiefe Falten gelegt, als ob er selbst mit einer Last zu kämpfen hätte, die er nicht zeigen wollte. Die Worte hingen schwer im Raum, als hätten sie eine tiefere Bedeutung, die über das hinausging, was er laut aussprach.
Ich starrte weiter aus dem Fenster, die Regentropfen, die sich wie ein Vorhang auf der Scheibe sammelten, verschwammen vor meinen Augen. Tylers Worte sickerten langsam in mein Bewusstsein, und ich fragte mich, ob Milan sich genau so gefühlt hatte – als ob niemand seine Last verstehen konnte, als ob er alles allein tragen musste. Und wir alle hatten nichts bemerkt.