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Ein Lächeln lag auf Melissas Lippen, als sie darüber nachdachte, dass morgen ihr erster Arbeitstag sein würde. Helena, die Ladeninhaberin, war ihr schon bei Melissas Besuch als Gast sympathisch gewesen. Nicht eine Sekunde hatte diese gezögert, als Melissa nach dem Job gefragt hatte, und ihr direkt alles Wichtige erklärt. Zunächst würde sie dreimal die Woche für vier Stunden die Gäste bedienen. Das klang nicht sonderlich umfangreich, aber es fühlte sich an, wie ein riesiger Schritt nach vorne und Melissa freute sich ehrlich auf die Abwechslung.

Sie war gerade im Begriff ihre kuschelige Gartenhütte zu verlassen, um sich in der Wohnküche des Hauses einen Kaffee zu genehmigen, als es klopfte. Das konnte nur Tara sein, Lia und Amia waren in der Schule, Adam bei seiner Ausbildung.

Beschwingt riss sie die Tür auf und strahlte mit einem breiten Lächeln - Nicolas an. - Oh!

»Ich denke, das ist der erste Mal, dass du mich so euphorisch begrüßt«, sagte dieser unübersehbar amüsiert.

Melissas Mundwinkel sanken nach unten. »Ich dachte, es wäre Tara ...«

Betreten senke sie den Blick. Bei ihrer letzten Begegnung hatte sie ihm indirekt unterstellt, dass er ein gedankenloser Killer war, woraufhin sie ihn tagelang nicht zu Gesicht bekommen hatte. Jetzt, wo er so unerwartet vor ihr stand, fiel ihr keine angemessene Reaktion ein. Herrgott nochmal, musste denn alles, was mit diesem Mann - Vampir! Er ist ein Vampir!, erinnerte sie sich - zu tun hatte, so schrecklich kompliziert sein?

»Was willst du?« Jap, Entschuldigungen konnte sie. Sie stöhnte innerlich auf.

Nicolas Belustigung verschwand aus seiner Mimik und seine Lippen wurden schmal. »Ja, ich freue mich auch, dich zu sehen.«

Melissa presste unbewusst die Kiefer zusammen und lächelte schief.

»Ich dachte, es wäre an der Zeit, dem Zauber endlich die Zähne zu zeigen. Aber gut, du ziehst es offenbar vor, mich anzufletschen.«

Schnell schloss Melissa die Lippen. »Was? Nein ... ich ....«, stammelte sie. Wenn sie so weitermachte, würde Nicolas ihr doch noch an die Kehle gehen.

»Du hast mich nur ... überrascht.« So oft hatte sie nach ihm Ausschau gehalten und gehofft ihm zu begegnen. Und jetzt wo er vor ihr stand, brachte sie nicht einmal gespielte Höflichkeit zustande? Ihr war nicht mehr zu helfen.

»Ja, das sehe ich. Wie erwähnt, ich denke, wir sollten das Thema Zauberauflösung und Rettung und so weiter, etwas direkter angehen - mehr proaktiv. Die Sache auszusitzen, scheint ja nicht des Rätsels Lösung zu sein.«

Okay ... war es das, was er versucht hatte? Die Sache aussitzen? Warten, bis er sie endlich los war? - Verdammt, warum dachte sie solche Sachen. Sie waren beide daran interessiert, diesen lästigen Zauber loszuwerden. Das war es, worauf es ankam, worum es die ganze Zeit ging.

»Was schlägst du vor?«

»Das weiß ich auch noch nicht genau. Willst du mich nicht erst einmal hineinbitten?«

»Nein«, schoss es zu schnell aus ihrem Mund. Nicolas zog die Augenbrauen hoch.

Entschuldigend fügte sie hinzu: »Ich war gerade im Begriff rüber zu gehen, um mir einen Kaffee zu machen.«

Dann fiel ihr etwas ein. »Kannst du diese Hütte etwa ohne meine Erlaubnis nicht betreten?«

Nicolas starrte sie einen Moment irritiert an, bevor er losprustete. »Glaubst du etwa jedes Klischee, das du in deinem Leben gehört hast? Glaub mir, ich komme hier hinein, wann immer ich möchte. Und wenn du fünf Schlösser anbringst. Eine Erlaubnis brauche ich dafür nicht.«

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt