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»Wenn sie nicht bald ihre Klauen von Nicolas nimmt, schleife ich ihn persönlich dort heraus!« Es waren Taras Worte, aber sie sprachen Melissa aus der Seele. Keine Sekunde länger wollte sie Nicolas in den Fängen dieser Frau wissen.

»Beruhige dich!«, sagte Adam, wofür er sich umgehend giftige Blicke der zwei Frauen einhandelte.

Zu viert saßen sie in der Sofaecke des Hotelzimmers und warteten angespannt darauf, dass Nicolas zu ihnen stoßen würde und sie Kari und ihr Gefolge verlassen konnten. »Ich weiß überhaupt nicht, was ihr für ein Problem mit Kari habt. Ohne sie hätte es für Nicolas düster ausgesehen. Falls ihr es nicht mitbekommen habt, sie war es, die für seine Rettung gesorgt hat. Und jetzt will sie doch nur sicher sein, dass er keine weitere Gefahr für einen Menschen darstellt.« Verständnislos schüttelte er den Kopf. »Ich denke, wir können von Glück sagen, dass sie so rasch Leute auftreiben konnte, die bereit sind, Nicolas trinken zu lassen ... oder wie schnell wäre dir das gelungen?« Herausfordernd blickte er Tara an.

»Schnell? Du meinst wohl eher, sie hat es, so lange sie konnte, hinausgezögert.«

»Wo ist dein Problem? Sie hat uns hergebracht, damit wir in Sicherheit sind, übernimmt alle Kosten für das Hotel, kümmert sich um Nicolas und behandelt uns auf jede erdenkliche Art zuvorkommend. Und du tust, als wäre sie der Teufel persönlich. Ich verstehe dich nicht! Was tut sie Nicolas denn Schreckliches an?«

Es war nicht zu übersehen, welche Mühe es Tara kostete, die Fassung zu bewahren. Täuschte sich Melissa, oder gab die Vampirin ein leises Knurren von sich?

»Sie ist ein Teufel. Okay ... das wirst du noch lernen. Sei dir einfach bewusst, dass sie nichts tut, was nicht ihr oder ihrem Vergnügen dienlich ist - ohne Rücksicht auf Verluste.« Mit schmalen Augen funkelte Tara Adam an, der von dieser unverblümten Verurteilung sichtlich irritiert war, während Amia die Beine anzog und sich an ihren Bruder kuschelte.

Dann musterte die Vampirin Melissa aufmerksam. Unbehaglich wand diese sich unter Taras prüfenden Blick.

»Ich bin nicht sicher, welche ihrer Seiten Kari dir offenbart hat, aber zumindest du scheinst begriffen zu haben, dass ihr nicht zu trauen ist«, sagte Tara angespannt. »Zumindest scheint sie keinen größeren Schaden angerichtet zu haben.«

Unruhig wrang Melissa ihre Hände. Sie hatte keine Lust, über das Gespräch mit Kari zu erzählen - oder gar über die Gegenleistung. Bevor ihr etwas zur Erwiderung einfiel, ergriff jedoch Adam wieder das Wort.

»Nun, zu mir war sie immer ausgesprochen freundlich.«

»Auch Honig schmeckt einer Fliege vorzüglich. Bis sie merkt, dass sie festklebt und auf Gedeih und Verderb gefangen ist.« Tara verzog verächtlich den Mund.

»Du tust gerade so, als würde sie uns einsperren wollen.«

»Nein, DAS ist nicht ihre Art ...«



Erleichtert stieß Melissa die Luft aus, als die Tür aufflog und das angespannte Gespräch der kleinen Familie unterbrach. Nicolas stürmte ins Zimmer.

»Tut mir leid, ihr werdet noch eine Weile warten müssen. Melissa! Ich muss dir etwas zeigen. Oder besser jemanden. Komm mit!«

»Bitte was? Das ist ein ungünstiger Zeitpunkt für eine Überraschung.«

»Oh, eine Überraschung wird es sein. Aber ich bezweifele, dass sie dir gefallen wird.« Schneller als das Melissa einen Einwand erheben konnte, zog er sie aus dem Zimmer.

»Kari hat dir erzählt, dass ihre Leute eine Frau mitgenommen haben, die sich bei den Entführern befunden hat?«

»Ja, hat sie. Warum fragst du?« Misstrauisch musterte sie Nicolas. War er nicht einverstanden mit dem Überleben der Fremden?

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt