Melissa konnte sich nicht sattsehen an dem beeindruckenden Panorama. Trotz der Dunkelheit erkannte sie jedes Detail der gleichmäßigen Wellen unter dem Sternenhimmel und nahm ihr Rauschen deutlich durch die dicke Scheibe der Leuchtturmfenster wahr. So sehr sie auch die Gegenwart ihrer neugewonnenen Familie genoss, spielten ihre verwandelten Sinne doch verrückt, und schließlich hatte sie Nicolas gebeten, eine Nacht in seinem Quartier zu verbringen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen.
Nicolas hatte seine Arme von hinten um sie geschlungen, sein warmer Körper schmiegte sich dicht an ihren Rücken und seinen Kopf hatte er in ihren Haaren vergraben. Sein Atem, der in regelmäßigen Abständen ihren Nacken streifte, ließ vermuten, dass er eingeschlafen war. Auch sie war bereits einige Male weggenickt, doch nach kurzer Zeit immer wieder aufgeschreckt. So viel war passiert in den letzten Stunden und Tagen, dass ihre Gedanken immer wieder aufwühlte.
Sie drehte sich vorsichtig um, um sein Gesicht betrachten zu können. Seine Augen waren geschlossen, die Wimpern warfen sanfte Schatten auf seine Wangen. Ein leises Seufzen entwich ihr, als sie ihn betrachtete. So friedlich sah er aus. Keinerlei Anspannung zeigte sein Gesicht, wie es in den zwei Tagen seit ihrer Verwandlung durchgehend der Fall gewesen war. Immer wieder hatte er sie mit sorgenvollen Blicken gemustert. Sie strich ihm sanft eine Haarsträhne aus der Stirn, dabei genoss sie das Gefühl seiner Haut unter ihren Fingern.
»Nicolas,« flüsterte sie. Sie wollte ihn nicht wecken, aber gleichzeitig musste sie einfach mit ihm reden. Die Unsicherheiten nagten an ihr und sie brauchte Klarheit. Zu ihrer Überraschung öffnete er langsam die Augen, als hätte er nur darauf gewartet, dass sie ihn ansprach.
»Ja? Ist alles okay? Kannst du nicht schlafen?« Seine Stimme war leise und rau – und voller Zärtlichkeit. Er zog sie noch enger an sich, seine Augen suchten ihre. In seinem Blick stand wieder die wohlbekannte Sorge. Sie atmete tief durch, suchte nach den richtigen Worten.
»Bereust du es?« Melissas Stimme zitterte leicht, als sie die Frage stellte. »Mich zu einem Vampir gemacht zu haben, meine ich.«
Nicolas' Gesicht wurde ernst. Er betrachtete sie lange, bevor er antwortete. »Ich bereue nicht, dich gerettet zu habe. Aber ich bereue, dass es überhaupt notwendig war. Wenn ich dir das Leben hätte retten können, ohne dich zu verwandeln, hätte ich es getan.« Seine Hand strich sanft über ihre Wange und er suchte ihren Blick. »Ich hätte dir gewünscht, dass du dein Leben als Mensch verbringen dürftest.«
»Dann wolltest du nie, dass ich ein Vampir werde?« Ihre Augen begannen zu brennen. Hatte er wirklich nicht in Erwägung gezogen, länger als ein Menschenleben mit ihr zusammen zu verbringen?
Gequält sah er sie an, bevor er tief Luft holte. »Ich habe nie etwas mehr gewollt, als dass du für immer an meiner Seite bleibst. Der Gedanke daran, dass deine Zeit begrenzt war, hat mich wahnsinnig gemacht. Doch niemals hätte ich dir, um meinen Wunsch zu erfüllen, dein menschliches Leben nehmen können. Nicht einmal, wenn du mich darum gebeten hättest. Also nein, ich wollte nicht, dass du ein Vampir wirst. – Und ich wollte es gleichzeitig so sehr.«
Melissas Körper entspannte sich. Nicht der Gedanke, dass die Ewigkeit mit ihr zu lang werden könnte, hatte Nicolas von einer Verwandlung abgeschreckt, sondern seine Moralvorstellungen. Damit konnte sie leben.
»Dann hast du noch nie jemanden verwandelt, außer wenn er im Sterben lag?«
»Genau«, antwortete er knapp.
»Wurdest du überhaupt schon einmal darum gebeten?« Sie überlegte, welche Motive einen Menschen zu einem solchen Wunsch bringen könnte. Ewiges Leben war sicher ganz oben auf der Liste.
»Nur ein einziges Mal.«
Jetzt wurde sie neugierig. »Wer ...?, setzte sie an, doch unterbrach sich selbst sofort wieder. Es war zu offensichtlich. »Tara.«
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♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The Vampire
VampirSie rettet sein Leben - Er will sie töten ✰✰✰ Ein düsterer Vampir, ein verhängnisvoller Zauber und eine alles verschlingende Liebe ✰✰✰ Stell dir vor, du wirst durch einen mysteriösen Zauber an einen gefährlichen Vampir gebunden, der dich um jeden Pr...