Sanft streichelte er ihr über die wirren Haare, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und wartete ab. Nur langsam beruhigte sie sich. Sie hing mehr in seinen Armen, als das sie noch in der Lage war zu stehen, ihr Kopf lag an seiner Schulter gebetet und ihre Hand presste gegen seine Brust, direkt über seinem Herzen. Rasend schnell fühlte sie es schlagen. Zu schnell. Eine erste Erkenntnis machte sich auf den Weg in ihren traumatisierten Geist, doch alles in ihr weigerte sich, danach zu greifen.
Seine Hand, die auf ihrer Wange lag, zitterte. Warum standen sie noch hier? Warum hatte er sie nicht längst fortgebracht? Weg von diesem grausigen Ort?
Zögernd hob sie den Kopf und versuchte sich an einem kläglichen Lächeln. Sie suchte seinen Blick, doch er sah starr an ihr vorbei, kein Muskel regte sich in seinem Gesicht und er wirkte unendlich fern. Nur die Hand an ihrer Wange verriet ihr, dass ein Teil von ihm bei ihr war.»Nicolas?«
Etwas stimmte nicht. Sie wollte den Faden in ihrem Geist aufgreifen, doch es war, als wenn er ihr immer wieder entglitt. Die Stimme des Mannes. Sie hatte ihr eine schwerwiegende Mitteilung gemacht.
»Nicolas? Lass uns gehen, bitte!« Sie rüttelte an ihm. Er rührte sich nicht, nur seine Augen schlossen sich kurz. Was hatte der Mann gesagt? Es hatte mit Nicolas zu tun.
»Bitte! Ich will hier weg.«
Nicolas senkte den Kopf zu ihr und ihre Blicke trafen sich. Endlich.
Melissa war nicht vorbereitet auf die Traurigkeit, die ihr begegnete. Eine unendliche Traurigkeit, die drohte, sie mit in einen unbekannten Abgrund zu reißen. »Du wirst gehen«, erklang seine tiefe Stimme.
Melissa erschauerte. Der Mann, er wollte nicht sie, er wollte Nicolas. Sie war der Köder. Ein Kribbeln breitete sich über Melissas Körper aus. »Nicolas ... warum bist du hier? Wie bist du hier hereingekommen?« Die Luft im Raum wurde dünn, wieder schaffte sie es kaum, genug Sauerstoff einzuatmen.
»Warum bist du hier?« Ihre Stimme überschlug sich, steigerte sich in ungeahnte Höhen. Sie drückte sich von seiner Brust weg, wollte ihn ansehen, sein Gesicht nach Hinweisen absuchen, dass sie sich irrte.
Dass er nicht hier war, um sich auszuliefern.
Dass er nicht der Preis für ihre Freiheit war.
Dass er sie nicht alleine lassen würde.
»Warum bist du hier?«, schrie sie gellend, immer und immer wieder die gleichen Worte, während sie mit aller Kraft auf seine Brust einschlug, ihre Hände zu Fäusten geballt. »Warum bist du hier? Warum?« Wie eine steinerne Statur ertrug er ihre Hiebe, bis diese schwächer wurden.
»Damit du gehen kannst.« Behutsam, fast zärtlich, nahm er ihre Fäuste in seine Hände und hielt sie fest. Genauso, wie er es einst bei Amia getan hatte. Sie wimmerte hilflos.
»Melissa, hör mir zu.« Seine Stimme zitterte. »Diese Menschen, die dich hergebracht haben. Sie werden dich freilassen. Dir wird nichts geschehen. Der Zauber wird nicht zulassen, dass du die Stadt verlässt, aber Marlon und Lia und Josi werden sich um dich kümmern. Und sobald Marlon wieder bei Kräften ist, wird er das Problem mit dem Zauber lösen und wirst du ein normales Leben in Freiheit führen. Ich weiß nicht, ob Tara, Adam und Amia noch im Haus sind. Tara soll auf keinen Fall nach mir suchen. Erzähl ihr nichts über die Ereignisse. Sie würde sich in Lebensgefahr begeben. Sie muss die Stadt verlassen, wenn sie es nicht bereits getan hat. Hast du mich verstanden?«
Sie schüttelte mit dem Kopf. Das konnte er nicht ernst meinen. Er durfte das nicht tun. Er durfte sie nicht fortschicken und sich selbst ausliefern. »Nein. Nein, ich gehe nicht weg. Ich bleibe bei dir. Egal wo du bist. Und wenn es für den Rest unseres Lebens in diesem Raum ist."
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♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The Vampire
VampiroSie rettet sein Leben - Er will sie töten ✰✰✰ Ein düsterer Vampir, ein verhängnisvoller Zauber und eine alles verschlingende Liebe ✰✰✰ Stell dir vor, du wirst durch einen mysteriösen Zauber an einen gefährlichen Vampir gebunden, der dich um jeden Pr...