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Im Schneidersitz saß Melissa auf dem flauschigen Teppich der Gartenhütte, neben ihr stand eine große Schüssel mit Keksen, aus der sie sich hin und wieder bediente. Draußen pfiff der Herbstwind, aber drinnen war es gemütlich warm. Die Nase hatte Melissa tief in eines der Bücher aus dem Regal gesteckt. Sie genoss die heimelige Atmosphäre, welche die Hütte ihr mittlerweile bot und war Tara dankbar für die gelungene Einrichtung.

Als es zaghaft an der Tür klopfte, schaute sie kaum auf. »Komm herein, Amia!«

Schnell beendete sie den Absatz, doch als sie den Kopf hob, stand in der Tür nicht das kleine Mädchen, sondern Lia, die sie breit anlächelte. Ihre Frisur war zerzaust und ein rötliches Blatt steckte ihr in den Haaren. Melissa sprang auf und fiel ihr um den Hals. »Oh, was für eine tolle Überraschung! Ich wusste gar nicht, dass du heute herkommst.«

»Na klar doch, ich habe den Nachmittag frei und die Nase voll von der Lernerei. Und da dachte ich, du würdest mir helfen, mal wieder auf andere Gedanken zu kommen. Ich kann keine Bücher mehr sehen.«

»Bei mir ist genau das Gegenteil der Fall, ich wüsste gar nicht, was ich machen sollte, wenn ich nichts zu lesen hätte.« Melissa ließ den Blick durch das Zimmer streifen, in dem mehrere aufgeschlagene Bücher herumlagen. »Ich freue mich, dich zu sehen! Komm rein.«

»Na, es steht immer noch das Angebot, dass du bei Josephina einziehen kannst.« Lia zog Schuhe und Jacke aus und betrat das Zimmer. »Dann würden wir uns deutlich häufiger sehen. Falls es dir mal zu viel wird mit zwei Vampiren im Haus ...«

Melissa wollte schon nachfragen, warum nur zwei - selbst wenn Nicolas sich nicht blicken ließ, gehörte er doch dazu - als ihr einfiel, dass Lia nichts von Adams Vampirnatur wusste. Was sie davon halten würde? Andererseits hatte Lia das mit Nicolas und Tara ziemlich cool aufgenommen.

»Das ist schon okay so. Ob Vampir oder Mensch, es kommt doch drauf an, wie man als Person ist.« Melissa ließ sich wieder auf den Teppich nieder und bedeutete Lia, es ihr gleich zu tun.

»Nun«, sagte Lia, während sie es sich neben Melissa bequem machte, »ich kann nicht viel zu Tara sagen, ich kenne sie kaum, aber für Nicolas spricht diese Feststellung wenig. Er wäre selbst als Mensch ziemlich ätzend, oder? Ein arroganter Typ.«

»Ähh...« Melissa schoss die Röte ins Gesicht und hoffte inständig, Lia würde es nicht bemerken. Sie hatte keine Lust, darüber zu reden, was sie über Nicolas dachte. Im Gegenteil, sie hatte die letzten Tage angestrengt versucht, jeden Gedanken zu diesem Thema zu verdrängen. Was ihr kaum gelungen war.

»Aber ich kann dich verstehen, dass du gerne hierbleiben möchtest.«

»Kannst du?«, fragte Melissa erschrocken.

»Na klar.« Lia zwinkerte ihr verschwörerisch zu. »Wenn ich so viel Zeit mit Adam verbringen könnte, würde ich auch nicht nein sagen. Er ist doch ein echter Blickfang. So süß und charmant, wer könnte da widerstehen?« Ein verschwörerisches Grinsen breitete sich auf Lias Gesicht aus.

Melissa war erleichter. Lia hatte keine Ahnung von ihren Gedanken zu Nicolas. »Hey! So ist das nicht. Wir sind nur Freunde!«

»Ja, klar. Aber er mag dich. Das ist unbestreitbar. Er lässt dich bei sich wohnen!!! Hast du gar kein Interesse? Ich würde ihn mir sofort schnappen, wenn ich könnte.«

»Hmmm ...« Melissa zog die Augenbrauen hoch. »Hast du das Marlon auch so erzählt?«

»Ach komm, sei nicht so spießig. Du weißt genau, wie ich das meine.« Lia hob abwehrend eine Hand. »Marlon vertraut mir, keine Sorge. Obwohl ... er lädt Adam nie zu sich nach Hause ein, wo ich ja meistens auch bin.« Lias strich sich nachdenklich übers Kinn. »Meinst du, er hat Bedenken? - Ich guck doch nur gerne. Adam ist schrecklich niedlich. - Aber ich weiß, was ich an Marlon habe.«

♥︎Bad Salvation♥︎ - The Girl With The VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt