Kapitel 111 # öffnen und vertrauen

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Nathan's Sicht:

Sie ließ ihre Verschränkten Arme vor ihrer Brust locker und schaute beschämt zur Seite.

Nathan: "Hör mal, vielleicht kommt dir unser Verhalten ein wenig vertrottelt vor, besonders das der beiden Kerle dahinten die sich meine Brüder nennen."

Sagte ich scherzhaft, um die Situation auf zu lockern und zeigte mit dem Daumen nach hinten.

Nathan: "Doch solltest du wissen, das dies alles auch für uns ganz schön viel Input ist. Als du hier her kamst, warst du für uns eine Fremde und wir wurden genauso wie du in eiskaltes Wasser geschmissen. Nur das du leider alleine mit allem da Standes. Wir haben uns wie riesen Arschlöcher verhalten und wirklich großen Mist gebaut, den wir zu hundert Prozent bereuen. Doch seien wir mal ehrlich, hätte man uns so manche Info früher gegeben, sowie wie das mit deiner Mum, dann hätten wir anders gehandelt glaub mir. Klar kann ich nicht behaupten, das wir dann total nett gewesen wären aber es wäre eventuell nicht so ausgeartet. Das gleiche ist jetzt, wir wissen nur Bruchstücke und haben Angst ins nächste Fettnäpfchen zu treten. Solange aber keiner hier mit offenen Karten spielt, wird das aber immer wieder passieren."

Sie sah mich die ganze Zeit ruhig an während ich ihr die Lage erklärte und hoffe, das sie so still ist, weil sie versteht was ich ihr sage.

Nathan: "Naja, wir konnten dich gestern nicht vom reden abhalten und haben einfach brocken an den Kopf geknallt bekommen, die in unseren Köpfen herum schwirren. Vielleicht bist du ja einverstanden uns ein paar Dinge zu erklären und vertraust uns schon soweit?"

Ich ließ es als frage klingen und hoffe, das ich nichts vergessen habe und soweit alles zusammen gefasst habe. Jetzt heißt es abwarten was sie dazu sagt. Sie ist auf jeden fall nicht mehr so aufgebracht wie vorhin, was schon mal ein gutes Zeichen in meinen Augen ist. Ihre Augen huschen hinter mich zu meinen Brüdern, anscheinend erst zu einem dann zum andern. Hoffentlich sieht sie das was sie braucht um mit uns zu reden. Dann landet ihr Blick bei mir.

Kyra: "Und was ist wenn ich aber nicht alles Fragen beantworten möchte die ihr mir stellt? Gehst du dann wieder zu David? Ich weiss das du gestern schon bei ihm warst um Antworten zu bekommen."

Ok mit der Aktion habe ich mir wohl ins eigene Knie geschossen, denn beim letzten mal, fand sie es auch nicht so toll, das ich erst zu ihm gegangen bin anstatt mit ihr zu reden. Aber sie hat gerade noch etwas wichtiges gesagt und zwar "nicht alle", das bedeutet nicht "keine".

Nathan: "Das mit Dad tut mir leid, ich weiss das wir abgemacht haben, das ich zu dir kommen soll. Aber du musst verstehen, dass das gestern eine Ausnahmesituation war. ich habe das nicht weil wir neugierig sind getan . Und wegen deiner anderen Frage... kann ich nur sagen, dass du nur das beantworten musst, was du möchtest und dich keiner drängen wird."

Sie kaute unentschlossen auf ihrer Unterlippe herum und nickte dann aber tatsächlich.

Kyra: "Ist gut, ich bin einverstanden. Solltet ihr euch aber nicht dran halten, könnt ihr euch schon mal um eure Beerdigung kümmern."

Damit sind wir einverstanden. Kyra rutschte an das Kopfende und versuchte sich bequem hin zu setzen. Dario und Mason schnappten sich jeweils einen Stuhl und setzten sich vor die Ecken des Bettendes. Ich setze mich mittig vom Fußende aufs Bett. Na dann lass uns doch mal sehen, was wir hin bekommen.

Sie sah mich abwartend an, damit ich beginne, was ich nach tiefen Luftholen auch tue. Meine Brüder fanden, das es besser sei, wenn ich das Gespräch hauptsächlich führe und das dann mehr bei raus kommen würde, ich hoffe sie haben recht.

Nathan: "Ok... du hast erzählt das Josie deine Pflegeschwester war, wie lange hast du bei ihrer Familie gelebt?"

Kyra: "Ich bin mit sieben glaub ich zu ihnen gekommen und insgesamt waren es ungefähr auch sieben Jahre, die ich dort gewohnt hab. Drei Monate vor meinem fünfzehnten Geburtstag bin ich dann in die Wohngruppe gekommen."

Erzählt sie ganz ruhig. Das ist eine ganz schön lange Zeit und wenn Josie da auch schon so drauf war, dann war das bestimmt keine schöne für Kyra.

Nathan: "Mein Dad hat mir damals erzählt, das deine Mutter starb als du fünf warst, warum bist du damals nicht schon zu uns gekommen?"

Dad weigert sich bis heute mir diese Frage zu beantworten und das muss einen Grund haben.

Kyra: "Ja das ist sie... warum ich nicht zu euch kam? Das musst du ihn wohl selber Fragen, denn ich weiss es auch nicht."

Beantwortete sie meine frage und klang dabei wütend und traurig zu gleich. Kein wunder, ich würde denke ich, jeder andere wäre noch viel extremer mit seinen Emotionen. Sie sieht jedoch aus, als hätte sie sich damit abgefunden, keine Antwort darauf zu bekommen.

Nathan: "Hast du denn keine andere Familie gehabt, von deiner Mutter ihrer Seite zum Beispiel?"

Ihre Augen schimmerten und da merkte ich das ich einen wunden Punkt getroffen habe. Sie musste sich sichtlich zusammen reißen um nicht zu weinen. Ich wollte sie am liebsten in den Arm nehmen und ich war wohl nicht alleine damit, denn meine Brüder sahen mich hilflos an. Ich deutete ihnen ab zu warten, bis Sie soweit war um sie nicht zu überfordern. Dann räusperte sie leicht und sprach brüchiger Stimme aus, was sie so traurig machte.

Kyra: "Meine Mutter hatte Familie in Spanien, doch die habe ich nie kennen gelernt. Ich hatte... ich hatte auch..."

Jetzt verließ doch noch eine Träne ihr Auge und lief ihr über die Wange, die sie schnell weg wischte, als wäre sie nichts. Dann fuhr sie fort.

Kyra: "Er hieß Colin.... er... er war mein Zwillingsbruder... Mist..."

Weitere Tränen liefen und sie hatte mühe sich zusammen zu reißen. Aber ich lasse sie sich beruhigen.

Kyra: "Sorry.... Collin ist mit vier gestorben... ich weiss nicht woran... Er war neben meiner Mutter meine einzige Familie. Er ist für mich der wichtigste Mensch und.... und sein Gesicht, sehe ich sogar heute noch vor mir, auch... auch wenn ich noch sehr klein..."

Jetzt löste sie sich komplett auf und weinte Wasserfälle. Oh Dad, was für eine Scheiße hast du da nur angestellt!

Friends and Brothers - Wie das Leben spielt!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt