Kapitel 9

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Amelia

Ich schaue Wincent traurig an. Der Gedanke an meine Mutter, die immer für mich da war und mich über alles geliebt hat, tut mir immer noch sehr weh. Auch wenn ich mich kaum an sie erinnern kann, zerreißt es mich. Mein Hals ist wie zugeschnürt, wie ein Kloß im Hals. "Hey Amelia, was ist los?", fragt er mich und schaut mich besorgt an. "Das ist nicht meine Mutter.", spreche ich leise. Wincent bemerkt, wie sehr mir das nahe geht und legt sanft eine Hand auf meine Schulter. „Tut mir Leid, ich dachte es wäre deine Mutter", ich sehe ihm an wie er schwer schluckt. Sofort laufen mir die Tränen die Wange hinunter. "Hey, nicht weinen Maus.", spricht er und sofort fängt er mit dem Daumen die Tränen in meinem Gesicht auf. "Magst du darüber reden?", fragt er mich. Sofort schüttel ich auf seine Frage hin den Kopf.
"Ich will gerade einfach nicht.", antworte ich ihm. "Das musst du auch nicht.", spricht Wincent voller Verständnis.
So habe ich mir nie mein erstes Date vorgestellt, es läuft alles anders wie ich es erwartet habe und Wincent scheint mich zu kennen obwohl wir uns wirklich kaum kennen. Aber ich weiß einfach nicht ob ich schon bereit bin ihm zu sagen was sache ist. Das meine Eltern nicht mehr Leben und das Mamas Tot mich so komplett zu Boden gerissen hat, wieso ich Weihnachten immer im Heim Arbeite. Kann ich ihm das anvertrauen, kann ich mit ihm einfach so darüber sprechen. Ich weiß es nicht ob es wirklich das richtige ist. Immerhin ist Mama der Wichtigste Mensch in mein Leben auch wenn ich sie seit 21 Jahre nicht mehr in meinem Leben habe. Ich bin gerade frisch eingeschult, als dieser schrecklicher Unfall war. Niemand war da, es gab keine Familie. Ohne Selina, die im Waisenhaus wie eine Mutter für mich geworden ist. Durch die Jahre wusste ich nicht, ob ich heute hier gemeinsam mit Wincent auf dem Sofa sitzen würde. Sie hat mal zu mir gesagt, dass die Menschen mit den größten Schicksalsschlägen stärker zurückkommen. Ob sie damit recht hat, ich weiß es nicht wahrscheinlich schon, sonst würde ich jetzt nicht hier sein. Ich glaube, ohne Selina wäre alles anders verlaufen, vermute ich mal. Ich bin ihr für alles Dankbar in meinem Leben. Ich schrecke zusammen und werde damit aus meinen Gedanken gerissen, als es an der Wohnungstür klingelt. Sofort schaue ich in Wincents Augen. "Das muss wohl unser Essen sein, ich mache mal auf.", erwidere ich. Wincent nickt mir zu, sofort springe ich vom Sofa auf und flüchte aus meinem Wohnzimmer und gehe in den Flur. Sofort mache ich unten die Tür auf, bevor ich meine Wohnungstür öffne.

Kurze Zeit später reicht mir der Bote von Lieferando unser Essen mit Beleg. "Ich wünsche Ihnen ein guten apetit.", spricht der Junge Mann zu mir. "Danke, das ist für sie.", damit drücke ich dem Jungen Mann ein 5 Euro schein in die Hand. "Danke ihnen das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Ich wünsche ihnen einen schönen Abend."
"Ihnen auch und eine angenehme schicht.", erwidere ich und nicke ihm zu. Der Bote geht die Treppen hinunter und ich schließe hinter mir die Tür. Sofort drehe ich mich um und sehe Wincent da stehen. Er lächelt mich an. "Du hast wirklich ein großes Herz, du verdienst wahrscheinlich auch nicht besonders und gibst Trinkgeld. Das finde ich echt niedlich.", spricht er. Ich nicke ihm zu, gemeinsam betreten wir meine Küche und ich stelle das Essen auf den kleinen Esstisch. "Setz dich, ich hole gerade eben noch besteck.", spreche ich zu ihm. "Ich kann auch unsere Gläser im Wohnzimmer holen, während du Besteck holst."
"Wenn du magst kannst du das machen.", darauf nickt Wincent mir zu. Sofort verschwindet er aus der Küche, einen kurzen Moment schaue ich ihm hinterher. Dann wende ich mich ab und gehe an die Schublade in der sich das Besteckt befindet. Ich nehme Gabel und Messer für uns beide raus. Gerade wie ich es auf den Tisch lege, betrete Wincent mit unseren Gläser die Küche. Beide setzen wir uns an den Tisch und schauen uns einen Moment an. "Guten Apettit.", spreche ich leise. "Danke, dir auch.", lächelt er mich an. Dann widmen wir uns beiden den gebratenen Nudeln mit Hähnchen.

Gemeinsam verlassen wir beide meine Küche und machen es uns im Wohnzimmer auf dem Sofa bequem.
„Jetzt musst du es mir aber erzählen ich bin neugierig.", fängt Wincent nach einer Weile der Stille zwischen uns das Gespräch an. „Was meinst du?", frage ich sofort nach. „Ich meine, wie kam es dazu, dass du Klavier spielst und das du Musik als dein Hobby hast?, das macht mich viel zu neugierig. So das ich dich nicht einfach so gehen lassen kann bei unserem ersten Date.", stellt er klar. „Du nennst das hier ein Date?, Du hast dich quasi selbst bei mir eingeladen.", stelle ich klar. „Und du hast nicht nein gesagt. Also ist es quasi schon ein Date, ich hab dir wirklich die Wahl gelassen Amelia und es freut mich wirklich sehr, dass du mein selbst einladen angenommen hast.", jetzt grinst er mich an. „Ich hatte keine Wahl irgendwie", gebe ich etwas beschämend zu. „Achja, ich hab dir doch die Wahl gelassen."
„Ja und ich kann nicht nein sagen, weil ich dich einfach sehr mag und schätze und das obwohl wir uns kaum kennen.", rechtfertige ich mich.
„Wow ist das ein Kompliment?", fragend mustert er mich. „Möglich", dabei zucke ich mit meinen Schultern.
„Also beantwortest du mir jetzt meine Frage?, du musst wissen als Musiker macht mich das doch sehr neugierig."
„Na gut du bekommst eine Antwort darauf", gebe ich mich geschlagen.
Neugierig mustert er mich mit seinen Braunen Augen die so wundervoll glitzern. „Ein ganz wichtiger Mensch in meinem Leben hat mir mal angefangen das spielen bei zu bringen und so habe ich es jeden Tag weiter gespielt. Ich bin dran geblieben und letztendlich habe ich meine Liebe fürs spielen entdeckt. Ich schwöre, ich wusste nicht, dass ich so gut singen kann, bis man es mir irgendwann gesagt hat. Besser gesagt war das nicht irgendjemand. Als Tina das erste mal hier war wollte sie das ich für sie spiele und dann hab ich ihr Lieblingssong gespielt und aufeinmal habe ich einfach so unerwartet ohne mir dabei was zu denken gesungen. Da hat Tina mir gesagt, dass ich die schönste Stimme habe, die sie je von einer Frau gehört hat. Seitdem stichelt sie mich immer und irgendwie habe ich es selber gemerkt wie sehr ich das singe mittlerweile liebe.", rede ich einfach drauf los. „Nun, da muss ich ihr wirklich recht geben, du hast eine mehr als nur eine fantastische Stimme.", bei seinen Worten werde ich etwas verlegen. Ich bedanke mich freundlich bei ihm. Gemeinsam schauen wir uns einen Film an, nachdem wir so viel miteinander gesprochen haben. Gerade wie der Abspann des Films läuft, räuspert sich Wincent neben mir.

„Ich werde mich mal auf den Weg nach Hause machen du musst sicher morgen auch wieder arbeiten gehen.", spricht Wincent. „Ja, du musst sicher auch arbeiten.", stelle ich fest. „Das stimmt hab noch bisschen was zu tun bevor Weihnachten ansteht.", stimmt er mir zu. Gemeinsam erheben wir uns vom Sofa. Ich begleite Wincent zu meiner Wohnungstür. Er zieht seine Schuhe und Jacke an und dann widmet er sich mir zu.
„Danke für den schönen Abend, auch wenn ich mich einfach so selbst bei dir eingeladen habe.", lacht er. „Nun, das ist wohl irgendwie deine Art.", stimme ich lachend mit ein. „Da kennt mich wohl einer etwas gut.", stellt er grinsend fest. „Nun man bekommt so einiges mit wenn man auf deine Konzerte geht oder dich etwas auf Social Media verfolgt."
„Stimmt ich bin ja ziemlich offen, wenn es um witzige Storys meiner Seite geht.", stimmt Wincent mir zu.
„Also", sagt er und beugt sich zu mir herüber. „Bis bald, hoffe ich doch", Wincent haucht mir einen Kuss auf meine Wange bevor er die Wohnungstür aufmacht, meine Wohnung verlässt und mich ganz verwirrend mit dieser Geste zurücklässt..

Crewmas zu zweitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt