Goldene Achillessehnen

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Am nächsten Morgen wache ich zuerst auf, erholt und ohne Albträume. Ich beobachte Patrick's entspanntes Gesicht während er schläft und denke über den vergangenen Abend nach. Er war perfekt, einfach perfekt. Bis ich ihn dann für ihn versaut habe. Für mich bleibt alles perfekt, ich habe länger durchgehalten als gedacht, aber für ihn hat der Abend anderes geendet, als er es sich vorgestellt hat. "Hör auf so laut zu denken", brummt Patrick ohne die Augen zu öffnen. "Wie..?", stammle ich und er öffnet sie Augen. "Ich sehe alles", wiederholt er sich, was mich zum lächeln bringt. Irgendwie sind diese Worte zu unserem persönlichen Versprechen geworden. "Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir geschlafen habe", platzt es aus mir heraus und ich schlage mir die Hand vor den Mund. Das wollte ich definitiv nicht laut aussprechen. "Bitte tu mir einen Gefallen und entschuldige dich nie wieder dafür", sagt Patrick ernst und streicht durch meine Haare. "So war das nicht gemeint", antworte ich, "Wir wissen beide, dass ich nicht konnte. Aber ich wollte und verdammt, ich wollte schon ewig nicht mehr. Sonst hätte ich dieses Spiel doch nie angefangen und dann hat es nicht so geendet wie wir wollten". Er schaut mich an und denkt über meine Worte nach, dann scheint er zu verstehen, was ich meine. "Wir kriegen das hin", flüstert er und küsst mich kurz. Mein Wecker lässt uns beide zusammenfahren und ich stöhne genervt auf. Verdammte Uni! "Gestern Abend klang das Stöhnen besser", stellt er grinsend fest, wofür er einen Schlag auf die Brust von mir kassiert. Blödmann. Trotzdem muss ich natürlich grinsen, was nicht zuletzt an den Erinnerungen an gestern liegt.

Heute ist mein letzter Tag Uni vor den Semesterferien und auch Patrick hat sein letztes Training vor den Feiertagen. Er lässt mich an der Uni raus und fährt dann einkaufen, wir wollen heute Abend Weihnachtskekse backen um sie mit zu seiner Familie zu nehmen.
Der Tag in der Uni geht verhältnismäßig schnell vorbei, weshalb ich gefühlt eine Stunde später wieder in Patrick's Auto sitze und er zum Training fährt. Wie ich dem Coach schon versprochen hatte, lasse ich mir das letzte Training nicht entgehen. In Pat's dicke Jacke gemummelt, sitze ich kurze Zeit später neben dem Coach auf einer Bank am Spielfeldrand und schaue den Jungs beim Aufwärmen zu. „Wann fahrt ihr nach Texas?", fragt mich der Coach irgendwann und reißt mich aus meiner Tagträumerei. „Morgen", seufze ich, „Irgendwie ging die Zeit jetzt ganz schön schnell rum". Er lächelt mich aufmunternd an und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Sie werden dich lieben, so wie jeder hier", muntert er mich auf und ich lächle ihn ehrlich an. „Danke, ich bin froh, dass ich hier so willkommen bin", erwidere ich. „Störe ich?", fragt Patrick und steht mit verschränkten Armen vor uns. „Ja, du sollst dich vernünftig warmmachen, damit deine goldenen Achillessehnen nicht reißen", beschwert sich der Coach und fuchtelt wild in der Luft herum. Ich beiße mir fest auf die Wange, damit ich nicht versehentlich laut los lache. „Hör auf dich darüber zu freuen", motzt Patrick, was mich endgültig aus der Fassung bringt. „Du benimmst dich wie ein kleines Mädchen", lache ich und halte mir den Bauch. „Na warte", grinst Pat und nimmt Anlauf. „Untersteh dich. Geh jemanden von der Offensive tackeln", schimpft der Coach, doch ich bin auch schon aufgesprungen und habe einen Vorsprung aufgebaut. „Ich bin doch eh schneller", ruft Patrick und nimmt die Verfolgung auf. „Hey Travis, hast du Lust Patrick zu ärgern?", rufe ich atemlos, als ich ihn erreiche. „Da fragst du noch?", lacht er und ich verstecke mich hinter ihm. „Gut, dann halt ihn mir vom Hals", keuche ich und stürze die Hände auf die Knie um besser Luft zu kriegen. „Nichts lieber als das", grinst er und baut sich vor mir auf. „Hey du schummelst", beschwert sich Pat, als er schlitternd vor seinem Freund zum stehen kommt. „Ich gleiche Ungerechtigkeit aus", widerspreche ich und mache mich noch ein bisschen kleiner hinter Travis' breitem Kreuz. Dummerweise hat auch Pat Unterstützer gefunden, sodass Travis von drei Spielern der D-Line überrannt wird und ich ohne Schutz dastehe. Ich renne sofort los, doch komme genau drei Schritte weit, bis er seine Arme um mich schlingt und mich zu Boden reißt. Er dreht sich im Fall so, dass ich auf ihm lande und gar nicht erst Gefahr laufe mir weh zu tun. Wir liegen beide lachend auf dem Boden, als der Coach mit wütendem Gesicht über uns auftaucht. „Würdest du bitte versuchen dich nicht wegen unsinnigen Spielereien auf die Bank zu befördern?", fragt der Coach böse und ich höre sofort auf zu lachen. Er sieht sauer aus, wirklich sauer... Patrick dreht sich schwungvoll um, sodass ich unter ihm begraben bin. „Alles gut", flüstert er mir ins Ohr, drückt mir einen Kuss auf die Stirn und rappelt sich dann auf. „Sie wiegt nichts, wie sollte ich mir da weh tun", rechtfertigt er sich und zieht mich auf die Füße. Der Coach verdreht die Augen und stapft davon. Ich schlage den Weg zurück zu meinem Platz auf der Bank ein und schaue der Mannschaft beim trainieren zu. Ungefähr drei Stunden knechtet der Coach seine Schützlinge, ehe alle in den Umkleiden zum Duschen verschwinden. Ich verabschiede mich vom Coach und warte dann im Auto auf Patrick.

„Bist du dir sicher, dass das richtig ist?", frage ich skeptisch und schaue mir den viel zu flüssigen Keksteig an. Das kann doch gar nicht funktionieren, wir hätten doch mein Rezept nehmen sollen. „Nein?", antwortet er zögernd, „Kannst du das retten?". Ich schaue skeptisch in die Schüssel und zucke die Schultern. „Vielleicht einfach mehr Mehl rein", schlage ich vor und versuche krampfhaft die Suppe von Teig anzudicken. Patrick schlingt von hinten die Arme um meine Hüfte und legt sein Kinn auf meinen Kopf. „Du schaffst das", feuert er mich an und lässt seine Lippen zu meinem Hals wandern. „Und du bist dabei nicht hilfreich", erwidere ich, bemüht die Gänsehaut zu verstecken. „Ich weiß, aber so macht es mehr Spaß", nuschelt er und ich schüttle grinsen den Kopf. „Klar", lache ich und betrachte zufrieden mein Werk, „Jetzt kannst du die Bällchen formen". Damit lasse ich ihn stehen und hole mir eine Decke aus dem Wohnzimmer, in die ich mich einwickle.

Quaterback's Number OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt