Krank

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Liv's POV:

"Du musst bitte Sebastian's Accounts finden und ihn blockieren. Mit deinem Account, mit meinem Account und mit dem der Organisation. Ich könnte es nicht ertragen, zu wissen, dass er zuschaut während ich versuche wieder klar zu kommen. Er soll nicht sehen, wie sehr er mich beeinflusst hat", bitte ich ihn. Er atmet hörbar aus und nickt. "Das mache ich gerne", stimmt er zu. "Was dachtest du denn? Dass ich dich bitte jemanden zu ermorden?", frage ich lachend, als er sich langsam wieder entspannt. "So was in der Art", grinst er und zieht mich auf seinen Schoß. Er drückt seine Lippen an meinen Hals und ich lehne mich zurück, bis ich seine Brust im Rücken spüre. 

Ich schrecke auf, als es gegen Abend klingelt. Wir hatten uns, nachdem ich geduscht habe, auf das Sofa gekuschelt und weiter Brainstorming betrieben. "Verdammt, ich habe noch nichts vorbereitet", rufe ich und springe auf. "Können wir doch gleich noch machen, kein Stress", brummt Patrick, der sich erhebt und Richtung Haustür schlurft. "Das ist doch blöd wenn die Gäste schon da sind" beschwere ich mich. "Es sind nur Trav und Tay", stöhnt er bevor er die Tür öffnet und unsere Freunde rein lässt. Ich bin in der Küche und suche fix alle Zutaten zusammen. "Hey, kann ich dir was helfen?", fragt Taylor, als sie ebenfalls die Küche betritt. "Sorry, ich wollte eigentlich schon alles fertig haben", rechtfertige ich mich, auch wenn ich selbst weiß, dass ich das nicht muss. "Ach passt schon, sag mir einfach was ich machen kann", lacht sie. "Ich kann auch was machen", mischt sich Patrick ein und schnappt sich ein Messer von der Küchenzeile. Ich kann nicht verhindern, dass vor meinem inneren Augen ein Bild von Sebastian mit dem Messer aufflackert. Pat schaut mich mit gerunzelter Stirn an, scheint aber zu wissen, was in mir vor geht, bevor ich auch nur den Mund öffnen kann. "Liv geht es dir gut?", fragt Taylor besorgt und schaut mich prüfend an. Patrick legt das Messer schnell wieder weg tritt einen Schritt zurück. "Wir kümmern uns um das Fleisch", unterbricht Travis die unangenehme Situation. "Tut mir leid", flüstert Patrick in mein Ohr, als er an mir vorbei nach dem Fleisch greift. "Das hat mich selbst überrascht, alles gut", antworte ich genauso leise und widme mich weiter dem Salat während die Männer draußen den Grill anheizen. "Ich spiele bald hier in Kansas City ein Konzert, während die Jungs ein Auswärtsspiel haben. Hast du Lust als seelischen Support zu kommen?", durchbricht Taylor die Stille und ich starre sie mit offenem Mund an. "Meinst du das erst? Ich habe schon seit Jahren versucht Tickets für eines deiner Konzerte zu bekommen?", stammle ich. "Klar meine ich das ernst. Sonst ist Trav immer dabei, aber kann da offensichtlich nicht. Ich wollte dich schon länger fragen, ob du mal mitkommen möchtest", lacht sie. "Das ist der Wahnsinn, natürlich möchte ich", freue ich mich, was sie noch mehr zum Lachen bringt. "Perfekt, ich kann dich dann mit hin nehmen, dann können wir uns den Papierkram für den Backstage Pass sparen", erklärt sie. Wow, ich kann es kaum glauben. Ich werde auf ein Taylor Swift Konzert gehen! Mein innerer Teenie rastet komplett aus. 

Eine gute Stunde später sitzen wir alle lachend am Tisch und bauen uns die wildesten Burgerkreationen zusammen. Travis sieht aus als würde er mich am liebsten Steinigen lassen, dafür, dass ich Ananas auf meinen lege und Patrick belegt seinen mit so viel Chili, dass ich vom Zuschauen Tränen in den Augen habe. Nach dem Essen räumen wir alle zusammen auf und holen das Monopoly Spiel raus. Ich hoffe wirklich, dass jetzt kein Krieg ausbricht. Und tatsächlich, bereits nach einer halben Stunde bin ich pleite, Patrick ist ebenfalls kurz davor und Trav und Taylor schreien sich an. Ein klassischer Abend mit Monopoly eben. Wider erwarten, wird die Runde aber tatsächlich zu Ende gespielt. Taylor hat so viele Hotels gebaut, dass Trav schlichtweg keine Chance mehr hat und innerhalb von zwei Spielzügen pleite gegangen ist. Wir verabschieden uns recht früh voneinander, da Taylor in aller Herrgottsfrühe nach L.A. fliegen muss, für eine Preisverleihung, von der ich noch nie gehört habe. Ich werde morgen mit zum Spiel der Chiefs gehen und den Vormittag mit Lernen verbringen. In ein paar Tagen geht die Uni wieder los und ich möchte zum Start des neuen Semesters fit sein. 


Am nächsten Morgen werde ich um sieben Uhr von meinem Wecker geweckt. Während Pat sich umdreht und weiter schläft, stehe ich auf um ein wenig Sport zu machen. Wenn ich mich morgens schon bewegt habe, lässt es sich viel besser lernen und ich habe spürbar mehr Konzentration. Nachdem ich eine kleine Runde joggen war, mache ich mir Porige mit frischem Obst und setze mich an den Küchentisch. Auf meinem Macbook schaue ich noch einmal die letzte Onlinevorlesung an, die ich aufgezeichnet habe, und sortiere meine Notizen. Das Thema Neurologie hat es mir wirklich angetan, ich finde es super interessant, wie das Gehirn und die Nervenbahnen zusammenspielen. Leider ist das Thema ziemlich komplex, weshalb ich immer wieder einzelne Abläufe in meinem Buch nachschlagen muss. Am Ende habe ich aber doch schöne, strukturierte Notizen und klappe zufrieden die Hülle meines iPads zu. "Guten Morgen", brummt Patrick, als er ebenfalls die Treppe hinunter kommt und direkt zur Kaffeemaschine geht. "Morgen", antworte ich und hebe den Blick um ihn anzuschauen. Er sieht trotz des vielen Schlafes irgendwie müde aus. "Ist alles okay? Du siehst irgendwie fertig aus", frage ich besorgt und er seufzt. "Ich habe Halsschmerzen, ich glaube ich werde krank", antwortet er. "Dann leg dich wieder ins Bett, denk an die Playoffs. Ich bringe dir Frühstück hoch", sage ich bestimmt und stehe auf. "Das musst du nicht", widerspricht er, doch ich schiebe ihn konsequent Richtung Treppe. "Leg dich wieder hin, du darfst jetzt nicht krank werden", beteure ich und gebe ihm noch eine Flasche Wasser mit hoch, "Wenn du viel trinkst, wird es nicht so schlimm". Er gibt sich geschlagen und stapft wieder die Treppe nach oben. Na ja, dann nutze ich meine Pause jetzt eben anders. Ich mache noch eine zweite Portion meines Frühstücks und Stelle es zusammen mit einer großen Kanne heiße Zitrone auf ein Tablett. Die Extraportion Vitamin C kann er jetzt gebrauchen. Schnell rühre ich noch einen wenig Honig in meine Kreation und mache mich dann auf den Weg zum Schlafzimmer. Mit dem Ellenbogen drücke ich die Tür auf und stelle dann das Tablett auf dem Nachttisch ab. "Das wäre echt nicht nötig gewesen", sagt Patrick, als ich ihm eine dampfende Tasse in die Hand drücke. "Genieß es einfach", antworte ich grinsend, "Aber ein Krankenschwestern Kostüm ziehe ich mir nicht an". Bei dem Gedanken daran huscht ein dreckiges Grinsen über sein Gesicht. "Wenn du noch was brauchst schreib mir, ich muss weiter lernen", weise ich ihn an und gehe zur Tür. "Ich bin gehfähig", erinnert er mich und nippt an der Tasse. "Schreib mir", wiederhole ich beharrlich und schließe die Tür hinter mir. Tja, das Spiel heute Abend fällt dann wohl ins Wasser. Gut, dass er sowieso nicht aufgestellt war...

Quaterback's Number OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt