Quaterback's Number One

Du bist wirklich beeindruckend

Völlig überfordert starre ich auf das Display. Er hat mir tatsächlich geschrieben. Ohne ihm zu antworten, schreibe ich Zed. 

                                                                                                   Er hat mir geschrieben

Zeddy

Ziel erreicht! Ich sage ja er hat Interesse!

                                                                                                   Ja, wer es glaubt

Zeddy

Was hast du geantwortet?

Vielleicht sollte ich wirklich antworten... Er hat mir ja weiß Gott nichts getan. Ich starre mein Handy noch unschlüssig an, als es noch einmal vibriert. 

Unbekannte Nummer

Tut mir leid, ich wollte selbst nach deiner Nummer fragen, aber dein Freund kam mir einfach zuvor. Ist es für dich okay, dass ich schreibe?

Der Arme, durch mein Schweigen habe ich ihn wohl verunsichert. Fieberhaft überlege ich, was eine gute Antwort ist. Wieso ist es mir eigentlich so wichtig? Verdammt Liv, schreib doch einfach irgendwas! 

                                                                                        Tut mir leid, klar ist es okay! Ich bin gut angekommen

Patrick Mahomes

Das beruhigt mich aber. Hast du morgen früh schon was 

vor? Ich würde dich gerne wieder sehen. Wir könnten 

zusammen frühstücken gehen?

Vor lauter Überraschung fällt mir glatt der Keks aus der Hand, den ich gerade essen wollte. Patrick Mahomes möchte mit mir frühstücken? Wow, der Abend hat wirklich eine unerwartete Wendung genommen. Soll ich ja sagen? Ich meine er steht ja ziemlich in der Öffentlichkeit... Vielleicht macht er sich auch nur einen Spaß daraus, das Mädchen aus der Bar abzuschleppen? Kurzerhand rufe ich verzweifelt Zed an. "Hey Liv, wie geht's wie steht's?", höre ich Josh's Stimme am anderen Ende der Leitung. "Alles fit, was macht dein Fuß? Ist Zed in der Nähe? Kannst du mich auf laut stellen?", bombardiere ich ihn mit meinen Fragen. "Oh oh klingt nach einem Notfall. Du bist laut", lacht er. "Riesiger Notfall. Zed hat mich da in eine Situation gebracht, aus der er mich jetzt gerne wieder raus boxen darf", brumme ich und lasse mich auf der Couch nach hinten fallen. "Was für eine Situation?", fragt Zed mit vollem Mund und ich verdrehe die Augen. "Die Situation, dass dein Lieblings-Footballer mit mir frühstücken will! Morgen!", motze ich und höre ganz viel Durcheinander. Zed spuckt hörbar sein Essen aus, Josh wirft etwas um und schreit angeekelt, dann kehrt schlagartig Ruhe ein. "Patrick Mahomes möchte mit dir Frühstücken gehen? Wie ist das denn passiert?", fragt Josh ungläubig. "Lange Geschichte, aber wenn du dir nicht den blöden Fuß gebrochen hättest, wäre ich jetzt nicht so gestresst", zicke ich ihn an und merke selbst wie unfair ich mich benehme. Da spricht wohl die Panik aus mir. Und die Bindungsängste. "Stimmt gar nicht, die wären so oder so in die Bar gekommen und du hättest so oder so gearbeitet. Er hat dich von der ersten Sekunde angestarrt!", widerspricht Zed und ich schnaube verärgert, weil ich genau weiß, dass er Recht hat. "Gib ihm eine Chance Liv", sagt Josh plötzlich ernst und ich kann förmlich den Blick seiner Bambiaugen auf mir spüren. "Du hast doch nichts zu verlieren, geht mit ihm frühstücken und wenn es dir nicht gefällt, gehst du nach Hause und blockierst ihn", pflichtet Zed ihm bei. Vermutlich haben die beiden sogar Recht. Ich merke, wie ich mich langsam beruhige und nicke. "Okay, ich gehe mit ihm frühstücken. Aber wenn das schief geht, ist es eure Schuld. Gute Nacht ihr zwei", seufze ich schließlich und lege auf, nachdem wir uns verabschiedet haben. Okay Liv, du schaffst das. 

                                                                                                              Das klingt gut, zu Becca's Café?

Patrick Mahomes

Okay, dann um 10 an Becca's Café, ich freue

mich und gute Nacht. 

Erschöpft raffe ich mich vom Sofa auf und mache mich bettfertig. Hoffentlich habe ich keinen Fehler gemacht, so hutaussehende Typen schüchtern mich ein. Und was soll er schon an mir finden? Mein Gedankenkarussell fährt noch einige Zeit weiter, weshalb ich erst spät einschlafe. 

Am nächsten Morgen reißt mich  mein Wecker aus dem Schlaf und ich bin kurz orientierungslos. Dann fällt mir mein Date ein und ich springe auf. Ist es überhaupt ein Date? Ich bin mir nicht sicher, er hat es jedenfalls nicht so genannt. Schnell springe ich unter die Dusche und mache mich fertig. Keine Minute zu früh verlasse ich meine Wohnung und laufe eiligen Schrittes in Richtung Café. Ich muss wirklich an meiner chronischen Unpünktlichkeit arbeiten! Um Punkt 10 Uhr komme ich an und bin leicht aus der Puste. "Hey, ich hatte schon Sorge, dass du mich ghostest", begrüßt mich Patrick mit einem strahlenden Lächeln. Natürlich ist er schon da. "Ich habe darüber nachgedacht", gebe ich beschämt zu und merke, wie mir die Röte ins Gesicht steigt. "Na Gott sei Dank hast du es dir anders überlegt. Wollen wir?", fragt er und hält mir die Tür auf. Ganz der Gentleman also, ich muss zugeben, das gefällt mir  Er sieht allgemein verboten gut aus in der Jeans und dem engen T-Shirt. Die Muskeln bilden sich durch den dünnen Stoff ab und lassen erwähnen, wie er wohl ohne.... Nein! Ich führe diesen Gedanke nicht zu Ende. "Ist dir nicht kalt?", frage ich, als ich meine dicke Jacke ausziehe und mein dicker Wollpullover zum Vorschein kommt. "Nein, ich war eben noch trainieren. Danach ist mir immer lang warm", lacht er und führt mich zu einem Tisch in der Ecke. "Du trainierst direkt am Morgen nachdem ihr ein Spiel hatte?", frage ich ungläubig, "Machst du auch mal Pause?". Mit einem schiefen Grinsen schüttelt er den Kopf, als er mir den Stuhl zurück zieht. "Klingt anstrengend", murmle ich, als ich mich hinsetze. "Was machst du?", fragt er und lässt sich mir gegenüber nieder. "Ich bin nach Amerika gekommen um Medizin zu studieren. Eigentlich komme ich aus Deutschland, aber da wurde ich nicht zum Studium zugelassen. Hier habe ich einen Neuanfang gemacht und kann endlich meinen Traum erfüllen", antworte ich und wundere mich selbst, dass ich so viel erzähle. "Wow, das klingt alles andere als einfach. Du musstest deine Familie und Freunde zurücklassen", stellt er fest, aber ich zucke nur die Schultern. "Mein Bruder wohnt schon seit einigen Jahren in Kansas City, er hilft mir wo er kann", erzähle ich. Die Tatsache, dass ich keine Freunde zum Zurücklassen hatte und auch das Verhältnis zu meinen Eltern nicht das Beste war, verschweige ich ihm. Nachdem wir unser Frühstück bekommen haben, unterhalten wir uns weiter über belanglose Dinge. Es ist erstaunlich leicht mit ihm zu reden und ich taue immer mehr auf. "Klingt als gäbe es für dich auch keine Pausen", stellt er nach einer Weile fest und ich zucke die Schultern. "Ich will Ärzte werden, da ist kein Platz für Pausen", murmle ich. Mir ist nie etwas zugeflogen, wenn es um das Lernen ging, sonst hätte ich mein Abitur mit 1,0 gemacht und würde Zuhause studieren. "Du bist wirklich beeindruckend", sagt Patrick unvermittelt und ich hätte beinahe angefangen laut zu lachen. Der Quaterback eines der besten Teams der NFL findet mich beeindruckend? Ist klar!