Nachtbaden

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"Und? Nervös?", frage ich grinsend, Minuten vor Taylor's Auftritt. "Nein, eher freudig aufgeregt", lacht sie und hüpft auf der Stelle, "Genieß deinen Kindheitstraum. Auch wenn ich mich immer noch frage wie alt du da warst. Ich bin ja nicht viel älter als du". Tja, ihr ist wohl doch aufgefallen, dass ich nicht so jung war, wie ich es gerne behaupten würde. Dann betritt sie die Bühne und die Lautstärke steigt ins Unermessliche. Ich fühle mich wie in einem Traum, als ich von hinter der Bühne, meiner Freundin zuschaue. Ich kann jedes Lied mitsingen und die Zeit vergeht wie im Fluge. Die Show, die sie auf deine Beine stellt, ist einfach unglaublich. Zwischenzeitlich schaue ich immer wieder auf mein Handy, Zuhause bei den Jungs würde bald die zweite Halbzeit anfangen. "Und?", fragt Taylor mit geröteten Wangen und glitzernden Augen, als sie kurz zum Umziehen hinter die Bühne gerannt kommt. "Die Show ist unglaublich", sage ich lächelnd und stecke mein Handy weg, "Wieso bin ich nie zu einem deiner Konzerte gegangen?". "Das freut mich, aber ich meinte wie das Spiel läuft", lacht sie und schält sich aus ihrem Body. "Ach so, es läuft gut, sie fahren 21 zu 13", erkläre ich glücklich. Hoffentlich geht Pat mit den anderen feiern, auch wenn ich nicht da bin. "Perfekt. Ich muss arbeiten, wir sehen uns in einer halben Stunde", ruft sie mir zu und ist schon wieder auf der Bühne. Nur noch eine halbe Stunde? Wie ist die Zeit so schnell vergangen? 

Die letzte halbe Stunde des Konzerts vergeht genauso schnell wie der erste Teil. "Ich brauche was zu trinken", keucht Tag außer Atem, als sie von der Bühne kommt. Ich will ihr eine Wasserflasche in die Hand drücken, doch sie schüttelt den Kopf. "Geh mir weg mit dem Wasser, ich brauche was richtiges", lacht sie und läuft in einen Raum, "Komm schon". Ich folge ihr und finde hinter der Tür einen Aufenthaltsraum mit Sofa und Fernseher. Tay holt zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank und reicht mir eine. Der Fernseher läuft schon und das Spiel von den Chiefs wird übertragen. "Ist ganz schön eng geworden", murmle ich, als ich den Punktstand sehe. Einzig das verschossene Fieldgoal der Gegner sichert noch die Führung der Chiefs. "Oh verdammt, die haben nur noch fünf Minuten", seufzt Taylor und ich nicke. Wir lassen uns beide auf das Sofa fallen und kleben mit dem Blick am Bildschirm. "Wir brauchen jetzt langsam mal den Ball. In zwei Minuten kann man nicht mehr so viel reißen", brummt Taylor, als die Gegner mit einem Fieldgoal ausgleichen, nachdem der Touchdown in drei Versuchen gescheitert ist. "Warte ab, Patrick ist auf dem Feld", antworte ich und lehne mich zurück. "Dein Vertrauen will ich haben", lacht sie und nimmt einen großen Schluck von ihrem Bier. "Ich weiß, was er kann", antworte ich, knete aber nervös meine Hände. Patrick hat gesagt das Beste, was passieren könnte, wäre, dass sie in den letzten Minuten den Ball bekommen. Für meinen Geschmack ist das aber zu eng, ich habe lieber eine klare Führung von Anfang an. Auch wenn Pat immer meint, dass das doch dann total langweilig ist. Die Chiefs marschieren jetzt mit einem First Down nach dem anderen durch und stehen fünf Yards vor der Endzone. "Wieso machen sie nicht einfach ein Fieldgoal? Ich halte das nicht mehr aus", seufze ich, als sie im dritten Versuch noch einmal für Touchdown gehen. Und sie schaffen es. Pat wirft spielend leicht den Ball zu Travis, der ungeschützt in der Endzone steht. "Na Gott sei dank", brumme ich und trinke einen Schluck, während Taylor begeistert auf die Beine springt. "Du hattest Recht, er hat es gemacht", freut sie sich und ich nicke. "Und ich bin begeistert, dass er dieses Mal nicht selbst laufen musste", füge ich hinzu und lasse mich von ihr beinahe erdrücken. "Komm, lass uns jetzt an den Strand fahren. Wenn das Adrenalin nachlässt, werde ich immer furchtbar müde", schlägt sie vor und ich folge ihr zum Auto. Wir werden von einem Fahrer an den Strand gebracht und steigen aus, als zeitgleich ein zweites Auto vorfährt, aus dem unsere Leibwächter steigen. Die beiden halten sich glücklicherweise im Hintergrund, als wir barfuß am Strand entlang laufen. "Lass uns baden gehen", ruft Taylor plötzlich und ich fange an zu lachen. "Es ist stockdunkle", bemerke ich und schüttle den Kopf. "Egal, wir sind nur einmal jung", lacht sie und beginnt schon ihre Klamotten auszuziehen. Na ja, es ist Vollmond, also ist die Nacht ja relativ hell. Scheiß drauf, sie hat Recht. Ich beginne ebenfalls kichernd mich ausziehen, ehe wir in Unterwäsche ins Wasser rennen. Unsere Leibwächter sind sichtlich genervt von uns, aber wir haben den Spaß unseres Lebens. "Pat wird so sauer auf mich sein, falls wir von Haien gefressen werden", lacht Taylor und ich stimme mit ein. "Na ja, wenn wir beide gefressen wurden, ist das ja auch egal", pruste ich. Wir planschen noch eine Weile im Wasser, bis uns die Bodyguards deutlich zu verstehen geben, dass sie für so etwas nicht bezahlt werden. 

Der Weg zurück zum Hotel geht schnell und wir springen beide unter die Dusche um uns aufzuwärmen. Danach kuschen wir uns in das große Bett und starten Netflix. "Oh, lass uns bitte einen alten Barbiefilm gucken", flehe ich und sie nickt lachend. "Ist ja gut, welchen willst du gucken?", fragt sie belustigt. "Mariposa", antworte ich direkt wie aus der Pistole geschossen. "Das ging schnell", stellt sie fest und zapft durch die Filme. "Ich liebe den Film. Als Kind hatte ich ein Hörbuch davon", erzähle ich grinsend und ziehe mir die Decke bis ans Kinn. Lang halten wir nicht durch, bis wir leicht weg dämmern. Als ich das nächste Mal aufwache, läuft der Abspann des Filmes und der Platz neben mir ist leer. Taylor steht am Fenster und starrt nach draußen. "Ist alles okay?", frage ich und setze mich auf. Sie schreckt leicht zusammen und dreht sich zu mir um. "Ja, alles gut. Ich habe nur nachgedacht", antwortet sie, wischt sich aber Tränen von den Wangen. "Du weißt, dass du mit mir reden kannst, oder?", sage ich sanft und sie nickt. "Dieser Tag heute war der schönste seit langem. Ich bin so glücklich dich zu haben, aber ich habe Angst, dass die Presse das wieder kaputt macht", erklärt sie seufzend, "Ich habe schon wieder das Gefühl, dass es einen Keil zwischen mich und Trav treibt und ich will ihn nicht verlieren. Jetzt habe ich Angst, dass das mit dir auch passiert". Ich seufze traurig. Diese unglaublich starke Frau hat auch daran zu knabbern, genau wie ich. "Du wirst mich nicht verlieren und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendwas einen Keil zwischen dich und Trav treiben kann. Ihr liebt euch doch! Hast du mit ihm darüber geredet?", will ich wissen und sie schüttelt den Kopf. "Ich will ihn nicht damit belasten vor dem Superbowl, aber mir geht es schon nahe, dass die NFL Fans mich so sehr hassen. Ich habe um die Screentime bei den Spielen nicht gebeten", erklärt sie und ich nicke verstehend. "Du solltest mit ihm darüber reden und dich vor allem nicht unterkriegen lassen. Die Jungs lieben dich und ich will auch gar nicht mehr ohne dich zu den Spielen gehen. Ich hatte anfangs auch ein Problem mit der Presse. Ein sehr großes sogar, aber ich kann mich damit arrangieren und wenn Pat seine Pläne mit der Organisation umsetzt, bin ich eh auf der Bildfläche und werde so schnell nicht verschwinden, befürchte ich. Ich bin für dich da und lasse mich nicht vergraulen", verspreche ich ihr und schließe sie in die Arme, als sie zurück ins Bett kriecht. 

Quaterback's Number OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt