Touristentour

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Nach der Nacht, die irgendwie emotionaler war als gedacht, schlafen wir erstmal aus und schaffen es erst gegen Mittag uns für ein Frühstück zu begeistern. "Es hat schon Vorteile mit dir unterwegs zu sein", stelle ich kauend fest, während wir Pancakes im Bett genieße. "Schon oder? Ich habe uns für vor dem Konzert den Pool reserviert und wir können nach dem Frühstück ein bisschen die Stadt erkunden. Wir haben gute drei Stunden Zeit bis der Wellnessbereich ruft", erklärt und ich nicke eilig. "Klingt super", nuschle ich und stopfe gleich noch ein Stück Pancake hinterher. In aller Ruhe machen wir uns nach dem Frühstück fertig. Dieses Mal achte ich wirklich darauf, dass ich vorzeigbar aussehe. Es gibt nicht den Hauch eines Zweifels, dass wir im Internet landen. "Mach dir keine Gedanken, sie werden schon keine Bilder auf Timesquare schalten", lacht Taylor, als ich zum tausendsten Mal meine Haare zurecht rücke. Ich verdrehe nur die Augen und greife nach meiner Lederjacke. Heute schient die Sonne nicht und die frische Brise vom Meer lässt die angenehmen zwanzig Grad gar nicht mehr so warm erscheinen. 

Vor unserer Zimmertür warten schon zwei Personenschützer auf uns und begleiten uns nach unten. Direkt vor der Tür des Hotels steht schon Auto bereit, mit dem wir eine kleine Tour durch die Stadt drehen. Ein bisschen fühlt es sich an, wie eine private Sightseeingtour. Stadt einem Doppeldeckerbus, fahren wir halt in einem Mercedes mit getönten Scheiben umher. Zuerst fahren wir die Lincoln Street entlang und ich merke förmlich, wie meine Augen anfangen zu strahlen, als  ich das Starbuckslogo an dem großen Einkaufszentrum sehe. "Willst du?", fragt Taylor, die meinem Blick gefolgt ist. Kurz darauf hat unser Fahrer angehalten und ich hüpfe eilig aus dem Auto und in Richtung Einkaufszentrum. "Meinst du nicht ich würde weniger auffallen, wenn ich alleine gehe?", frage ich Kevin, meinen heutigen Schatten. "Schon, aber die Fans wissen, dass Taylor sie mit hierher gebracht hat. Es könnte schief gehen", brummt er und ich verdrehe die Augen. "Es ist nicht fair, wenn ich dich duze und du mich weiter siezt. Ich bin doch gar nicht so alt", beschwere ich mich. Wir hatten uns im Hotel vorgestellt und uns eigentlich auf das Du geeinigt. "Tut mir leid, das ist die Gewohnheit", lacht er, "DU bist immerhin mein Job". Ich schaue ihn gespielt verletzt an. "Autsch, nur ein Job", pruste ich und stelle mich in die Schlange. Er schüttelt lachend den Kopf und ich fische mein vibrierendes Handy aus der Tasche. "Du weißt, dass man auch normal telefonieren kann. Also so ohne Videocall?", frage ich Patrick, nachdem ich den Anruf entgegen genommen habe. "Aber ich will dich doch sehen, ich vermisse dich", schmollt er und ich muss mir ein Lachen verkneifen, als ich sehe, wie Kevin die Augen verdreht. "Wer ist das?", will Patrick wissen und jetzt verdrehe ich die Augen. "Sag ich dir nicht", antworte ich und strecke ihm die Zunge raus, "Du ich muss auch echt los, ich rufe dich an, wenn ich wieder im Auto sitze, ja? Ich stehe in einem Starbucks und bin am Arsch, wenn jemand auf mein Handy guckt und dich sieht. Genau dann kommt nämlich Kevin ins Spiel und ich glaube er hat lieber einen ruhigen Arbeitstag". Patrick fängt an zu grinsen und nickt. "Hol dir deinen Kaffee, den scheinst du zu brauchen. Sag Bescheid, wenn du Zeit hast und dein Koffeinlevel so hoch ist, dass du niemanden mehr ermorden willst", lacht er und beendet das Gespräch. "Was war das denn?", murmle ich verwirrt und starre auf das schwarze Display. "Ich glaube du brauchst keinen Personenschutz. Du bist furchteinflößend und der Mann hängt an seinem Leben", lacht Kevin und ich denke über meine Worte nach. "Normalerweise kommt es nicht so weit", stelle ich fest und rücke in der Schlange weiter nach vorne. "Wieso nicht?", fragt Kevin, der permanent mit den Augen den Raum absucht. "Ich glaube du willst keine Details hören", brumme ich und wackle mit den Augenbrauen. "Oh Gott, lass es! Sag kein Wort! Ich werde nie wieder zustimmen meine Klienten zu duzen", stöhnt er angeekelt. Endlich sind wir dran und verlassen den Laden kurz darauf bepackt mit Bechern. 

"Das ist der Himmel auf Erden", seufzt Taylor, als wir Eiskaffee schlürfend den Oceans Drive entlangfahren. "Besser geht gar nicht", stimme ich zu. Wir können unsere Bodyguards tatsächlich dazu überreden, dass wir aussteigen und shoppen gehen. Wirklich lange geht das Unterfangen nicht gut und wir flüchten schon nach zwei Läden zurück ins Auto. "So genial das Frühstück auch war, das ist nervig", stelle ich fest und sie nickt. "Stimmt schon, aber zwei Läden habe ich ewig nicht geschafft. Meistens konnte ich nicht einmal aussteigen", erwidert sie grinsend. Auf dem Weg zurück zum Hotel durchfahren wir noch das Art Deco Historic District und ich bestaune die Architektur der 20er Jahre. Diese Stadt ist so schön, es ist kaum in Worte zu fassen. Auf der einen Seite die wunderschönen weißen Strände, auf der anderen die Architektur, manchmal alt und manchmal modern. Am Hotel angekommen, steigen wir aus, ich wieder telefonierend mit Patrick. "Das finde ich doof. Ich fände es viel schöner, wenn wir von Anfang an da sind", schmettere ich seinen Vorschlag nieder, "Sag ihm, dass ich gleich da sein will". "Bist du dir sicher? Ich meine, er hat Erfahrung mit der Planung solcher Events", versichert er sich und ich atme hörbar aus. "Und du hast gesagt es soll meine Handschrift tragen. Also bin ich von Anfang an da. Es geht darum den Opfern zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind und die Gastgeber tauchen erst bei der Hälfte des Events auf? Das ist nicht das, wofür wir stehen wollen", erkläre ich gereizt. Wieso wollen die das einfach nicht verstehen? "Na ja, ich hatte es für eine gute Idee gehalten", seufzt er und ich warte schweigend auf die Erklärung, die sicher gleich folgen wird, "Ich dachte die Redner, die vor dir Sprechen, könnten dich triggern und du schaffst es nicht mehr deine Rede zu halten". Ich wusste, dass da mehr dahinter steckt. "Lass das mal meine Sorge sein. Ich weiß doch noch gar nicht, was ich überhaupt sage und was ich erstmal für mich behalte. Ich will nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und die Medien schenken uns mehr Aufmerksamkeit, wenn sie erstmal Theorien aufstellen können", erkläre ich und nicke Kevin dankbar zu, der mir die Tür vom Hotel aufhält. "Du weißt schon was du machst", gibt er nach und ich lächle zufrieden. "Ich weiß es zu schätzen, dass du dir Sorgen machst, aber ich sage schon Bescheid, wenn ich mit irgendwas nicht klar komme", verspreche ich. "Das ist gut. Ich wünsche euch viel Spaß heute Abend und freue mich schon dich morgen wieder zu haben. Ich vermisse dich", sagt er und ich seufze leise. Ja, ich vermisse ihn auch. Immer wieder ertappe ich mich dabei, ihm etwas erzählen zu wollen und er ist einfach nicht da. "Ich liebe dich, wir sehen uns morgen", verabschiede ich mich, bevor ich noch lächerlicher Weise anfange zu heulen. 

Quaterback's Number OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt