_Liv15

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"Endlich", seufzt Taylor, als das Essen kommt. Ich gebe ihr Recht, mein Magen knurrt mittlerweile schon hörbar. "Lasst uns etwas posten", schlägt Taylor vor und holt ihr Handy raus. Mir dreht sich kurz der Magen um und ich schaue Patrick unsicher an. Er lächelt mir aufmunternd zu und streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Das ist süß geworden. Liv, wie heißt du auf Instagram?", fragt sie und ich spiele nervös mit Patrick's Fingern. Wenn ich jetzt den Name sage, wird Pat bestimmt sauer sein, weil ich ihm nichts davon erzählt habe. "Unterstrich Liv fünfzehn", antworte ich schließlich und starre auf den Tisch. "Du hast Miene Trikotnummer ausgesucht?", fragt Patrick überrascht. "Du bist nicht sauer?", frage ich genauso überrascht zurück. "Ach was, ich freue mich. Das ist eine gute Sache", versichert er mir und grinst breit. Ich weiß, dass die anderen unsere Unterhaltung nicht verstehen, aber mir bedeutet das hier gerade alles. "Du erzählst mir Dinge, wenn du es für richtig hältst. So wie abgesprochen", flüstert er in mein Ohr. In meinem Bauch flattern die Schmetterlinge wie gewohnt, wenn er das macht. Das Display meines Handys leuchtet auf und ich schaue mir die Story an, in der ich markiert wurde. Man sieht Patrick, wie er meine Haarsträhne zurück streicht, während mein Gesicht verdeckt ist. Dann schenkt das Boomerang zu unseren Burgern und der Bowlingbahn. Binnen Sekunden wächst die Follwerzahl von 0 ins unermessliche. Ich lege mein Handy mit dem Display nach unten, nachdem ich die Story repostet habe. Das ist das erste Mal, dass ich etwas poste, bisher gibt es auf meinem Profil nur gähnende Leere. 

Wir bleiben nicht ewig und machen uns gegen acht Uhr auf den Heimweg. Pat und mir hängt noch die Reise nach und die Jungs wollen fit sein für das Training morgen früh. Zuhause angekommen packen wir die restlichen Sachen für Deutschland zusammen. Viel nehmen wir nicht mit, da wir sowieso nur ein paar Tage bleiben. Am fünfte Januar haben die Chiefs das nächste Spiel und Patrick möchte am vierten noch einmal mit seiner Mannschaft trainieren. Ich bin ehrlich froh eine Ausrede zu haben, nicht lange bleiben zu müssen. Wir würden mit meinen Eltern ins neue Jahr feiern, an Neujahr einen entspannten Tag machen, dann gehen wir am zweiten Januar in die Therme und machen uns abends auf den Heimweg. Natürlich lohnt sich ein so langer Flug kaum für drei Tage, aber würde ja am liebsten gar nicht erst fliegen. "Wann hast du dich entschieden einen Instagram Account anzulegen? Du wolltest doch erst nach Deutschland darüber nachdenken", fragt Patrick, als wir im Bett liegen. "Bei deiner Familie, nachdem du mir erzählt hast wie es dir ging bevor wir uns kennengelernt haben. Ich habe bemerkt, dass es hilft, wenn man merkt, dass man nicht der einzige ist, dem es schlecht geht", antworte ich und lege meinen Kopf auf seine Brust. Er zieht mich noch enger an sich und vergräbt die Nase in meinen Haaren. "Also hast du auch schon darüber nachgedacht, mit mir zusammen für diese Organisation zu werben?", fragt er zögernd und ich nicke leicht. "Ich mache das mit dir zusammen, aber erst wenn wir wieder hier sind. Ich werde nichts in Deutschland posten, damit er mich nicht finden kann...", sage ich schließlich und Patrick dreht sich um. "Er wird dich nicht finden und außerdem darf er sich dir gar nicht nähren, sonst wird er wieder eingesperrt", murmelt er und schaut mir in die Augen, "Ich bin so stolz auf dich". Ich streiche lächelnd über seine Wange. "Das solltest du nicht sein, ich wäre ohne dich nie so weit gekommen", murmle ich, ehe ich meine Lippen auf seine lege. 

Am nächsten Morgen bricht das Chaos aus. Patrick sucht seine Trainingstasche, ich packe die letzten Kleinigkeiten für die Reise, kann aber meinen Reisepass nicht finden. Fünf Minuten zu spät machen wir uns schließlich auf den Weg zum Stadion. Der Coach sieht ehrlich sauer aus, als wir aufs Spielfeld geeilt kommen und ich laufe sofort auf den Rand zu, um dem Donnerwetter aus dem Weg zu gehen. Patrick muss Strafrunden laufen, wie ich früher im Sportunterricht der Grundschule. Als der Coach eine Pause bekannt gibt, kommt Travis zu mir rüber gejoggt und lässt sich neben mich fallen. "Du frierst ja schon wieder", stellt er fest und wirft mir seine riesige Jacke über die Schultern. Das Zittern hatte ich gar nicht bemerkt. "Danke dir", sage ich lächelnd und vergrabe mich in der Jacke. Würde ich aufstehen, würde sie wehen wie der Umhang von Professor Snape. "Taylor hat schon gefragt, wann sie dich wieder sieht", sagt er grinsend und auch ich fange an zu lächeln. "Ich melde mich, wenn wir aus Deutschland zurück sind", murmle ich und spiele mit einem Band der Jacke. "Du schaffst das, du wirst wieder hier sein, bevor du überhaupt richtig angekommen bist", versucht er mich abzulenken und ich nicke dankbar. "Wessen Jacke trägst du da?", fragt Patrick, der jetzt auch zu uns kommt. "Bleib locker und sei lieber froh, dass ich dein Mädchen vorm Erfrieren bewahrt habe", lacht Travis und ich sehe genau in seinen Augen, dass er wieder wahnsinnig viel Spaß daran hat, Pat eifersüchtig zu machen. "Wieso hast du nichts gesagt?", fragt Patrick und lässt sich neben mich fallen. "Hab es gar nicht bemerkt", gebe ich zu und lehne meinen Kopf gegen seine Schulter. 

Patrick's POV

Den ganzen Flug über weicht die Anspannung nicht aus ihrem Körper. Es tut mir unheimlich leid sie so zu sehen ich ich denke nicht nur einmal, dass es vielleicht doch eine schlechte Idee war herzukommen. Sie schläft nicht eine Sekunde und sieht jetzt schon furchtbar erschöpft aus. "Mach dir keinen Kopf", nuschelt sie in mein Shirt und ich muss grinsen. "Du bist so angespannt", seufze ich und streiche durch ihre Haare. "Gewöhn dich dran, das wird sich nicht ändern bis wir zurück sind", erwidert sie bitter und ich lasse meinen Kopf zurück fallen. Ja, das hatte ich schon befürchtet. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, aber ihre Anspannung steigt noch mehr, als das Flugzeug landet und wir durch den Frankfurter Flughafen laufen. "Denk an deinen Kopf", flüstere ich, als ich höre, wie sie mit den Zähnen knirscht. Sie wird wieder Kopfschmerzen bekommen, wenn sie so weiter macht. Ich schlinge einen Arm um sie und ziehe sie enger an meine Seite. Das werden wohl drei anstrengende Tage werden. Mich droht die Müdigkeit schon zu übermannen, aber sie wird garantiert nicht schlafen können. "Hey Liv", ruft eine Frau und kommt auf uns zu geeilt. "Hi Mom", begrüßt sie die Frau müde. Keine Umarmung, keine liebevollen Worte. Wow, was eine herzliche Begrüßung. "Ich bin Patrick", sage ich und gebe strecke die Hand aus. Danach stelle ich mich auch bei ihrem Vater vor und weiß endlich, was sie damit meinte, dass sie keine richtige Familie sind. Ich spüre die eisige Distanz so deutlich, als würde sich die Luft tatsächlich abkühlen. Wir laufen schweigend zum Auto, als hätten sie sich nicht wahnsinnig viel zu erzählen nach all der Zeit. Ihre Anspannung färbt langsam aber sicher auf mich ab. 

Quaterback's Number OneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt