Kapitel 4

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-SHIVA

Als ich am nächsten Tag das Geld zähle, fällt mir erschreckend auf, dass das gesamte Geld weg ist. ,,Nein..." flüstere ich mit Tränen in den Augen. Jetzt kann ich denen nicht mal eine Anzahlung leisten! Dieser Mann regt mich auf. Das erklärt jedoch, warum er die ganze Nacht unterwegs war. Er hatte mehr als genug Geld mit. Stocksauer rufe ich ihn an. Natürlich ist der werte Herr Delareu nicht erreichbar! Das alles regt mich so auf, dass ich vor Frustration rumschreie.

Ich rufe meine beste Freundin Lia an. Sie nimmt auch nicht ab.

Verzweifelt verlasse ich unser Apartment und gehe zu meinen Ex. Er verkauft nach meinen Wissen immer noch Drogen. Vielleicht kann er mir ja ein paar Tausend Euro leihen. Er ist gut im Geschäft. Als ich vor seiner Haustür stehe, ist die Musik so laut, dass ich sofort weiß, dass weder mein Klopfen noch mein Klingeln gehört würde. Ich gehe in seinen Garten. Tim sitzt an dem Küchentisch und verpackt sein Dope. Ich mache die Verandatür auf. Zuerst schaut Tim mich panisch an, dann aber neugierig. Er grinst und kommt auf mich zu. In seinen Armen fragt er mich, welche Ehre er habe, mich bei sich zu haben. ,,Leider nicht viel." lache ich. ,,Wie läuft das Geschäft?" frage ich ihn hinterrücks. ,,Ganz gut. Bekomme beinahe täglich neue Kunden." Ich nicke. ,,Na sag schon. Hat Paps wieder das ganze Geld versoffen?" Wieder nicke ich. ,,Wieviel?" Ich setzte mich zunähst. Genauso wie er. ,,So viel kann es schon nicht sein!" ,,Tim..." Seine grünen Augen sehen mich fragend an. Tim leiht mir immer Geld. Er weiß teilweise schon im Voraus, dass er das Geld wahrscheinlich nie wieder sehen wird. Das tut mir jedes mal so leid. ,,Hau raus, Shi!" Es kam mir als eine gute Idee vor ihn zu fragen, aber jetzt, wo ich vor ihm sitze, ist es mir einfach nur noch peinlich. ,,Du weißt, ich gebe dir gerne das Geld. Jetzt spuck es aus, Mensch!" ,,Zwei Millionen Euro." flüstere ich.

Tim steht auf. dreht die Musik runter und kommt dann wieder. Sein Mund öffnet sich, schließt sich aber wieder. Nervös knabbere ich an meiner Unterlippe. ,,So viel habe ich nicht..." ,,Es kam mir absurd vor, aber die haben gesagt, wenn die nicht die ganze Summe sofort bekommen, werden die andere Wege einleiten. Tim, ich habe Angst!" Er steht wieder auf. Aber dieses mal um mich in den Arm zu nehmen. ,,Ich habe dreihundert Tausend. Es ist, in Anbetracht der hohen Summe, vielleicht nicht viel, aber mehr habe ich nicht." Eine Träne kullert mir die Wange herab. ,,Pass auf. ich rufe mein Bruder Hassan an. Vielleicht hat er noch Kohle. Wir werden dir helfen. Bis wann brauchst du das Geld?" Ich sehe ihn an, als ich die Umarmung unterbreche. ,,Bis übermorgen. 16 Uhr."

,,Knapp. Egal. Du nimmst erstmal das Geld mit. Geh' nach hause. Ich texte dir, sobald es etwas neues gibt." Ich lächle ihn an. ,,Hab tausend Dank, Tim!" sage ich, als er mir eine große Sporttasche gibt. ,,Ich liebe dich Shiva. Immer noch. Ich tue alles für dich!" Wir nehmen uns ein letztes Mal in die Arme, ehe ich mich auf den Weg zurück mache. Ich muss noch viel mehr Geld auftreiben. Viel viel mehr.

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,,Dad, wo bist du?" spreche ich ihn auf die Mailbox als ich das Freddys verlasse. Niemand hat ihn gesehen. Er war wohl gestern gar nicht dort. Ob ihm was passiert ist?

,,Shiva!" Ich drehe mich um, um zu erkennen, wer mich gerufen hat. Es ist mein Lehrer. Wir nennen ihn alle Marc. ,,Hallo, Marc!" begrüße ich ihn ebenfalls. ,,Wo ist dein Dad?" ,,Er ist bei einem seiner Kumpel." lüge ich. Dad hat keine Freunde. Nur Feinde. Was mich allerdings nicht wirklich beruhigt. Marc schaut mich nur an. ,,Wie geht es dir?" ,,Gut und selbst?" entgegne ich ihm. ,,Ach muss. Ihr habt in den Klausuren alle wirklich ausgesprochen viel geschrieben. Ich scheine einiges richtig gemacht zu haben." Marc sagt immer, auch wenn man nichts weiß, so soll man trotzdem etwas hinschreiben. Er als Deutschlehrer versucht immer alles zu benoten. Das fällt meistens zum Gunsten der Stufe aus. ,,Hast du meine schon korrigiert?" Er nickt stolz. ,,Sagst du mich auch die Nummer?" Er schüttelt mit dem Kopf. ,,Ach bitte!" ,,Eine eins. Wie gewöhnlich die beste." Ich freue mich. ,,Wieso machst du dir selbst so einen Druck? Wir wissen beide, du wirst das Abitur mit links bestehen!" Sein Arm berührt meine Schulter. ,,Danke." Nach einer kurzen Weile verabschieden wir uns voneinander.

Auf dem Weg nach hause frage ich mich, ob Dad schon Zuhause ist. Irgendwo muss er doch schließlich sein!

Enemies to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt