Kapitel 35

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-SHIVA

Ich bin die einzige für ihn? Er findet mich hübsch? Das kann doch alles nicht stimmen! Wäre ich hübsch hätte mein Vater mir das gesagt oder mich das zumindest spüren lassen. Ich kann Levin nicht glauben. Würde er mich wirklich lieben, hätte er mich doch niemals dazu gezwungen Alkohol zu trinken. Niemals! ,,Shiva-" ich drehe mich zu ihm um. Auch wenn Levin mich das erste mal wirklich am Boden zerstört sieht. Noch nie habe ich meine Gedanken oder gar meine Gefühle offenbart. Wieso also will ich ausgerechnet jetzt- ausgerechnet mit ihm- damit anfangen? Warum? Was an ihm ist anders als bei den anderen? ,,Wenn du mich wirklich liebst- und ich die Einzige für dich bin- wieso hast du mich gezwungen Alkohol zu trinken?" schluchzte ich. Ich klinge sehr viel selbstbewusster als ich bin. Seine reuenden braune Augen ruhen auf mir. Mir wird ganz komisch. Ich fühle mich grade so unwohl, dass ich meinen Körper beginne noch mehr zu verdecken. ,,Es war dumm, Shiva, aber ich liebe dich. Ich habe noch nie so etwas wundervolles wie du es bist getroffen." Levin sieht weg. ,,Du hast Gefühle in mir erweckt, die niemand wecken sollte. Oder konnte. Ich wollte dir wehtun, damit-" Mit der um mich gebunden Decke stehe ich auf. ,,Damit?" frage ich auf ihn zugehend. ,,Damit du mich hasst."

Was? Damit ich ihn hasse? Was hätte das für eine Wirkung und warum hat er aufgehört mich dann so schlecht zu behandeln, wenn ihm das Ziel so wichtig war? ,,Wieso hast du aufgehört?" will ich wissen. Zum ersten Mal bin ich größer als er, denn ich stehe vor ihm, während er noch immer auf dem Bett sitzt. ,,Warum?" harke ich nach. ,,Shiva-" ,,Warum?" frage ich ihn eindringlicher. Ist es so schwer eine einfache Frage zu beantworten? Ich drehe mich von ihm weg und gehe zur Tür. Ich werde von ihm bestimmt keine Antwort bekommen. Ich will grade die Türklinke runterdrücken, da räuspert Levin sich. Ich höre, wie er aufsteht. Mit kräftigen Schritten folgt er mir zur Tür. ,,Weil ich dich liebe und will, dass du mich liebst."

Feurig rot stehe ich an dieser Zimmertür. Levin dicht hinter mir. Mein Kopf schafft es nicht seien Worte zu verarbeiten. Er hat mich verletzt, damit ich also meine Gefühle verliere und er weiterhin kalt bleibt? Und jetzt hat er damit aufgehört, weil er mich liebt? Aber das ergibt doch alles keinen Sinn!

,,Shiva." flüstert er mich ins Ohr, was mir mal wieder eine Gänsehaut über den Körper treibt. Levin wagt es seine Hand auf meine Schulter zu legen. ,,Bitte sag was..." Ich schaue beinahe wie erstarrt auf die weiße Tür. ,,Irgendwas..." bittet er mich. ,,Meinst du nicht, wir sind zu verschieden? Ich würde niemals Menschen verletzten, die ich liebe und du..." Tränen steigen mir in die Augen. Ich kann kaum noch die einzelnen Rillen der Tür erkennen. ,,...bei dir war es deine erste Idee?" Ich ziehe die Tür auf, aber Levin drückt sie zu. ,,Aber ich liebe dich und ich will alles wieder gut machen." Ich drehe mich empört zu ihm um. ,,Lass mich raus!" ,,Renn nicht weg, sondern hör mir zu." Unsicher verschränke ich die Arme vor der Brust und lasse ihn zu Wort kommen.

,,Als ich dich das erste Mal gesehen habe, mit diesem Funkeln in den Augen- naja bis du uns gesehen hast- hat mir sofort den Verstand geraubt." Ein einziges trauriges Lächeln huscht ihm über sein Gesicht. ,,Ich habe euch Aufschub gewährt. Einzig und allein dir zu Liebe! Das gab es noch nie und dann... ein paar Tage vor der Frist..." Angewidert sieht Levin mich an. Wie soll ich diese Blicke deuten? Er hat den Aufschub nur für mich gewährt? Nur für mich? ,,Ja?" harke ich nach, als er eine ganze Weile Inne hält. ,,Da hat mich dein Vater angerufen. Er hatte einen Vorschlag." Muss man ihm alles aus der Nase ziehen? Wieso sagt er denn nicht einfach was Sache ist? So schlimm kann es ja wohl nicht gewesen sein, schließlich hat der eingewilligt mich zu sich zu nehmen. ,,Er wollte dich gegen seine Schulden eintauschen. Es schien der perfekte Weg dich bei mir haben zu können." Ich hab's zwar geahnt, aber seine ausgesprochenen Worte tun mir so sehr weh.

Wie kann mein eigener Vater mir das angetan haben? Seine einzigen Tochter? Seinem einzigem Kind? Damals hat er meiner Mutter versprochen immer auf mich acht zu geben. Selbst am Sterbebett versprach er es meiner Mutter. Wie kann ein solches Versprechen ihm so am Arsch vorbeigehen? Ich wusste schon immer, dass mein Vater ein schlechter Mensch ist, aber so schlecht? Ist mein einziger Verwandte wirklich so ein Heuchler?

,,Sehe ich aus wie ein Hund, den du gegen seinen Willen bei dir behalten kannst?!" Meine Hand holt aus und schlägt ihm ins Gesicht. Levin steht einfach nur da und sieht mich an. Das alles hier erdrückt mich. Der Raum engt mich ein. Alles engt mich ein. Ich muss hier weg! Ich reiße die Tür kräftig auf und renne raus. Ich muss hier weg. Ich will hier weg! In der Empfangshalle sieht dieser Gill mich an. Wahrscheinlich hat er das ganze Gespräch bis hier unten gehört. ,,Kannst du mich von hier wegbringen?" frage ich ihn. ,,Nein. Nicht ohne eine Einwilligung von Herrn Della Rovere." Fluchend kehre ich ihm den Rücken und gehe in die Richtung des Gartens.

Was soll ich nur tun?

Enemies to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt