Kapitel 76

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-SHIVA

,,Wie geht es ihm?" fragt mich Liz, gleich danach, als sie fragte, wie es mir gehen würde. Sie reicht mir einen Kaffee, den ich dankend in meine Hände nehme. ,,Ich weiß es nicht."

Es vergehen schweigende Minuten, die mich in den Wahnsinn treiben! ,,Ich habe genug!" beschließe ich und stelle meinen Kaffee bei Liz nieder. Ich eile zum verbotenen Bereich. Liz stoppt mich nicht, was sie auch nicht tun könnte. Mit unsicheren Schritten gehe ich den langen Gang lang. Ich sehe den Dutt von der Ärztin und schaue weg. Sie darf mich nicht erkennen! Ich gehe mit langsamen Schritten und gesenktem Kopf auf sie zu um dann an ihr vorbei zu kommen. ,,Genau. Was machen wir jetzt? Die Wir können die Kugel nicht operieren, nicht ohne ein verdammt hohes Risiko ihm bleibende Folgen zuzufügen." höre ich die Frau gleich neben mir sagen. Ich eile weiter an ihr vorbei.

Etwas rechts von mir zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Es ist ein Fenster. Durch dieses Fenster kann ich Levin sehen. Ich sehe viel Blut und die Ärzte, wie sie auf jemanden zu warten scheinen. Erst als die schwarzhaarige wieder den OP-Saal geht operieren die Ärzte weiter. Nur keiner von ihnen scheint hinter der Anweisung mit ihrer Moral zu stehen.

,,Miss? Sie haben keinen Zutritt hier." sagt eine ältere Dame zu mir. Sie führt mich noch aus dem Fluh, ehe ich beginne zu weinen. Ich weiß nicht warum, aber mir scheint einfach alles zu viel zu sein. Ich kann nicht rational denken. Ich kann nicht! Liz sieht mich. Sie springt auf und kommt auf mich zu. ,,Konntest du was erfahren?" fragt sie mich, doch als ich ihr nicht antworte, nimmt sie mich schwesterlich in die Arme. Dadurch muss ich noch stärker weinen. Sie schlingt ihre Arme um meine Schulter und ich mache es ebenso. ,,Er hat keine guten Chancen, nicht ohne Behinderungen..." überkommt mir. Auch Liz muss schwer schlucken. ,,Das wird er bereuen!" verspricht Liz mir, nachdem sie die Umarmung auflöste.

Sie geht und lässt mich alleine.

Niedergeschlagen, dass ich wieder ganz alleine hier bin, lasse ich mich in einen von den Stühlen sinken.

Irgendwann kommt eine Schwester. ,,Sie sind Frau Della Rovere?" Ich bejahe, da ich sonst fürchte, keine Auskunft zu bekommen.

Die Schwester weicht zur Seite und ich folge ihr. Es muss etwas ernstes sein, wenn sie extra zur Seite geht. Das kann nichts gutes bedeuten!

Aber was zur Hölle soll ich machen, wenn es jetzt heißt, dass Levin wirklich...
Ich kann das gar nicht fassen!

,,Wie geht es ihm?" Meine Stimme zittert vor Furcht. Sie atmet belastet aus. Sie nimmt meine Hand in ihre. ,,Die Operation hatte... Komplikationen..." Tränen bauen sich auf. Das heißt, er ist... Nein! Ich kann es nicht wahrhaben, dass er wirklich nicht mehr ist. ,,Er hat überlebt... allerdings-" ,,Allerdings?" frage ich sie mit weit geöffneten Augen.

Er ist nicht tot. Das ist doch hervorragend!

Ich glaube, sie könnte mir jetzt alles sagen, aber das wird mir alles nichts bedeuten. Das einzige was für mich von Bedeutung ist, ist, dass Levin noch lebt. Er ist und bleibt meine einzige Hoffnung.

,,Allerdings liegt er im Koma." Wie gegen die Brust getreten schwanke ich zurück und gerate in Luftnot. ,,Im Koma?" Wiederhole ich knapp atmend. Die Schwester nickt und kommt wieder auf mich zu. ,,Die Chance, dass er wieder aufwacht liegt bei circa... 5 Prozent." Nein... Nein! Verdammt nochmal, er kann nicht für immer im Koma bleiben! ,,5 Prozent..." wiederhole ich. Ich begreife es nicht... Es sind 5 verdammte Prozente. Levin wird nie wieder aufwachen...

,,Bitte machen Sie sich nicht allzu große Hoffnungen, Miss Della Rovere." ,,Kann ich ihn sehen?"

Die Schwester nickt, ehe sie mich auf den verbotenen Flur weg navigiert. Mit dem Aufzug fahren wir auf die Intensivstation, die sich in der unteren Etage befindet.

,,Reden Sie mit ihm... er wird nicht antworten können, aber er wird Ihnen zuhören. Das versichere ich Ihnen."

Nickend gehe ich in den Raum, wessen Tür mir aufgehalten wird.

Ich sehe Levin an. Er sieht so friedlich aus...

Es ist alles meine Schuld. Eigentlich sollte ich gar nicht hier sein. Wenn er aufsteht wird er mich verlassen und ich kann es ihm nichtmal verübeln. Aber ich kann nicht gehen. Ohne diesen Mann bin ich verloren. Ein Leben ohne ihn wäre mein Untergang.

Enemies to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt