Kapitel 44

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-SHIVA

,,Was haben Sie im Auge?" fragt El den blondhaarigen, der mich nach wie vor ignorieren zu scheint.

Die Männer tauschen Blicke untereinander aus.

Eine brennende Ewigkeit vergeht, ehe einer von ihnen beginnt zu sprechen. Herr Sant fasst Wort. Dabei sieht er mich an. Ich glaube, er hat mich heute noch nie solange angesehen. ,,Sie." Lachend sehe ich die Männer an. Was reden die denn für eine Scheiße? Sind das doch Kleinkinder, wie ich am Anfang vermutet habe? Ich befinde mich in einen Kindergarten! Eine andere Möglichkeit gibt es ja gar nicht. ,,Ja, genau." sage ich nach wie vor herzlich lachend. Ich habe lange nicht mehr gelacht.

Mein Boss sieht mich an. Er sieht nicht sonderlich froh aus. ,,Das ist kein Scherz." sagt der blondhaarige. Ich sehe Herr Sant an. Ich sehe zum anderen. Keiner der drei Männer lächelt auch nur.

Oh mein Gott, die meinen das ernst!

,,Kommst du freiwillig mit?"

El und ich tauschen ahnungslose Blicke aus. Wie soll ich mich verhalten? Was soll ich sagen? Sollte ich am besten gehen? Einfach gehen und nie wieder auf irgendein Meeting mitfahren? Hat jeder solcher Kunden so eine an der Klatsche? ,,Bestimmt nicht." sage ich, als ich endlich den Ernst dieser Lage erkannt habe. Mein Lachen ist verstimmt und mein Magen wird flau. ,,Ich denke, es ist besser, wenn ich gehe." versuche ich mich herauszureden, um hier rauszukommen. El nickt mir zustimmend zu. Die drei Herren zeigen alle eine Reaktion: Keine.

,,Du gehst mit uns. Und es ist mir vollkommen egal, ob du willst oder nicht." sagt wieder der blondhaarige. Er scheint der Anführer zu sein. Naja, Anführer klingt etwas zu gehoben, ich denke Chef würde das eher beschreiben. ,,Herr Kolone" versucht El anzusetzen, doch ich unterbreche ihn, da mir sein Name entfallen war, aber El mir den Namen wieder ins Gedächtnis gerufen hat. ,,Herr Kolone. Wir können Sie es wagen einer Frau solche Forderungen Ihrerseits aufzustellen?" frage ich ihn wütend und ärgerlich zugleich. ,,Ich rechtfertige mich Ihnen nicht." sagt der blondhaarige Kolone. Herr Sant, der grade aufsteht, kommt auf mich zu. ,,Sie haben keine andere Wahl." sagt Sant, als er schon die Hälfte um den Tisch gelaufen ist. Ich bleibe sitzen, um meine Unsicherheit zu verstecken. ,,Schon alleine aus dem Grund, dass du die Kleine von Levin bist." Ich sehe den links sitzenden Mann an, die das gesagt hat. Was hat Levin damit zutun?

,,Wer ist Levin?" fragt El mich nun. ,,Mein Freund." Die Männer fühlen sich bestätigt. Und ich- ja, ich fühle mich einfach nur ängstlich. ,,Er ist unser Konkurrent." lächelt der Herr, der mittlerweile dicht neben mir steht. Ich stehe auf, auch wenn ich mich am liebsten wieder hinsetzen würde. Herr Sant sieht mich so an, als würde er mich umbringen können. Sogar mit Leichtigkeit. ,,Herr Kolone, pfeifen Sie Ihren Typen zurück." beschwere ich mich. ,,Wir haben mit Levin noch eine Rechnung offenstehen."

Herr Sant packt mich grob, nachdem Herr Kolone bloß genickt hat. ,,Was hat Levin damit zutun? Was habe ich damit zutun?" Fragend sehe ich in die Runde und die drei lachen bloß. Meine Unsicherheit in mir scheint mit jeder vergehende Sekunde zu wachsen. Sie wächst schnell. Mit dem Gelächter der Männer noch schneller.

El steht auf und kommt auf mich zu. ,,Lass sie los, verdammt. Wo sind wir denn, meine Herren?!" schnauzt er rum.

Ich bin machtlos etwas gegen den festen Griff von Sant zu unternehmen. ,,Augenblicklich!" ertönt eine fremde, dunkle, raue Stimme hinter mir. Ich kenne diese Stimmt nicht. Ich will mich umdrehen, um zu sehen, wer es ist, doch das Arschloch, was mich festhält, durchstreicht meine Pläne. ,,Und Sie sind?" ,,Secrurity. Ich habe eine panische Frauenstimme bis draußen gehört." erklärt er uns allen. ,,Ja!" wagt El sich auszusprechen. ,,Die Männer, wollen meine Angstellte-" mein Chef zeigt auf mich und widmet sich wieder dem Fremden. ,,-mit sich nehmen. Sie entführen!"

Voller Angst schlage ich um mich, als Sant seinen Körper gegen meinen presst. Seine Fingernägel graben sich in meine Haut. Erfüllt von Schmerzen keuche ich auf. ,,Du gehst nirgendwo ohne uns hin, Hübsche." flüstert Sant mir gelassen zu. Ich will ihn schlagen, ihn beleidigen, aber ich bleibe stumm und bewege mich nicht.

El sieht mich nur an und der Secruity-Typ kommt mir näher. Ihr höre seine Schritte. ,,Lassen Sie die Dame Augenblick los!" Der eingebildete blondhaarigen Kerl kommt mit großen Schritten in meine Richtung. ,,Gib sie mir." sagt er barsch. Nun nimmt mich der blondhaarige in Beschlag.

Kolone umgreift meinen Arm so viel fester als Sant es getan hat. Ich kann mir ein Wimmern nicht verkneifen. ,,Na, Na, Na." sagt er, als er fester drückt. ,,Lass mich los, verdammt!" ich kann förmlich spüren, wie er grinst. Er lässt mich nach den Fremden schauen, auch wenn ich mich nicht wirklich bewegen kann. ,,Fuck" überkommt es mich, als ich sehe, dass Sant mit einer Waffe auf den Fremden zielt. ,,Es sieht ganz so aus, als müsste ich dir das Fluchen austreiben." Der Fremde sieht mich entschlossen an. ,,Geh lieber." versuche ich ihm zu helfen, denn ich möchte nicht, dass sich andere meinetwegen in Gefahr bringen. Das ist das letzte, was irgendjemand mit einem guten Herz verdient.

,,Ich werde nicht ohne Sie gehen, Miss. Und schon gar nicht in dem Wissen, dass Sie in Gefahr sind!" seine dunkelgrünen Augen ähneln von der weiten Distanz braunen Augen. Sie leuchten wütend auf.

Ein lauter Knall ertönt.

Wild sehe ich mich um.

Der Fremde liegt am Boden. ,,Verflucht..." bringe ich bloß zu stande. Der Mann wollte mir doch nur helfen. Meine Wut auf diese Männer wächst enorm. Wenn er mich endlich loslässt, dann kann er was erleben!

Herr Kolone lockert seinen Griff. Er vergewissert sich, dass ich nicht sofort wegstürme und ich mache keinerlei Andeutungen. Als er mich jedoch ganz los lässt sprinte ich auf den Fremden Secrurity zu, um zu gucken, ob er noch lebt. Und das tut er! Unwissend, wie man sich in solchen Momenten verhält oder was man tun sollte, drücke ich die Wunde zu, um das austreten des Blutes zu minimieren. ,,Lass ihn sterben." sagt der Mann, der die ganze Zeit über ruhig und zurückhaltend war. Es ist der Mann, der rechts von dem blonden saß.

,,Was habt ihr euch dabei gedacht?!" flüstere ich in den Raum. Ich kann mir denken, dass ich darauf keine Antwort bekommen werde.

,,Komm, Shiva, wir gehen." sagt El gestresst zu mir. Ihn scheint das ganze hier genauso nah zu gehen, wie mir. Mein Chef kommt auf mich zu und will nach mir greifen. ,,Gehen Sie. Aber die Kleine bleibt hier." Kopfschüttelnd sehe ich mich um. ,,Nein! Ruft lieber einen Krankenwagen, statt so blöd zu sein!"

Ich sehe wieder herab zu dem Mann, der um sein Leben kämpft. Niemand hier ist wirklich darauf aus, ihm zu helfen. Ich will ihm helfen! Aber ich kann mir denken, dass daraus nichts wird. Ich habe schließlich nicht die reinste Ahnung von Wunden. Schon gar nicht von tiefen Wunden. Wie versorgt man sie am besten?

Sein Oberteil reicht nicht mehr, um das Blut aufzusaugen. Bedenkenlos ziehe ich mir den Pullover aus, denn mit der anderen übe ich nach wie vor starken Druck auf die Wunde aus. Ich drücke die Wolle meines Lieblingspullovers feste auf die Wunde.

Einer der Kerle, keine Ahnung wer, wirft mir sein Handy zu. Sofort tippe ich den Notruf ein. ,,Ich brauche Hilfe! Ein Mann... er ... er ist schwer verletzt... er wurde angeschossen!" erkläre ich so gut zusammengefasst, wie nur möglich. ,,Verstehe. Wo sind Sie?" Ich denke einen Moment nach, dann gebe ich die Adresse an, wo ich mich befinde. ,,Verstehe. Ein Wagen ist unterwegs." Dankend, für das Telefon, nicke ich den Männern zu, die mich allesamt, bis auf El, belustigt ansehen. ,,Wo ist die Wunde?" ,,Im Bauchraum!" Und scheinbar wie aus dem Nichts ertönt ein zweites Mal ein lauter Knall, der mich diesesmal komplett zusammenzucken lässt.

Vor Schock lasse ich das Telefon fallen.

Der Secruity-Typ ist Tod. Einer von ihnen hat ihm in den Kopf geschossen. Mit Tränen in den Augen gehe ich auf Herrn Sant zu. ,,Wie konntest du nur?!" fauche ich ihn an. ,,Du kannst doch keinen Menschen töten." ,,Du liegst in zwei Sachen falsch!" antwortet Kolone. ,,Erstens habe ich ihm in den Kopf geschossen und zweitens können wir jeden noch so bedeutenden- oder unbedeutenden Menschen- umbringen."

Mir fällt die Kinnlage herunter. ,,Was für Monster!" murmelt El aus der letzten Reihe, der leicht zittert.

,,Schafft sie in den Wagen. Shiva, je mehr du dich gegen uns wehrst, je schlimmer wird es." Ich sehe einen Mann nach dem anderen an. ,,Du hast mein Wort." beendet Kolone das Gespräch.

Enemies to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt