Kapitel 26

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-SHIVA

Während Levin fährt, ist er seelenruhig. ,,Ist alles in Ordnung?" frage ich ihn als er schließlich um die dritte Kurve biegt. Für einen Moment lang ruhen seine braunen Augen auf mir. ,,Es ist alles bestens." wird mir versichert, ehe er wieder auf die Straße blickt. Ich glaube ihm nicht so ganz und er scheint es auch bemerkt zu haben, denn er sagt ,,versprochen" und legt seine Hand auf meinen Oberschenkel. Warum auch immer ich zuvor Zweifel hatte; jetzt sind sie endgültig weg. Die Zweifel sind weg und mir wird die Röte ins Gesicht getrieben. Verlegen wende ich den Kopf zur Seite und betrachte die vorbeiziehende Landschaft, ohne wirklich auf die Landschaft zu achten.

Die Beifahrertür wird geöffnet und reißt mich zeitgleich aus meinen Gedanken. ,,Erde an Shiva, sind Sie auf der Erde?" blödelt er rum. Aber auf eine süße Art. Eine herzerwärmende Art. Eine Art, die mein Herz zum schmelzen bringt. ,,Immer." lüge ich frech. Levin reicht mir seine Hand, um mir beim Austeigen zu helfen. Ich ergreife diese.

,,Haben Sie eine Reservierung?" Levin schaut ihn schweigend an, auch wenn seine Blick so vielsagend sind. ,,Die brauche ich nicht." sagt er dann doch. Die Frau sieht von ihrer List hoch zu ihm. ,,Ähm..." stammelt sie, als sie ihn ansieht. ,,Was?" schalte ich mich ein. Die Brünette scheint mich gar nicht zu beachten. Die Frau redet nicht weiter, was mich wütend macht. ,,Bekommen Sie Geld, wenn Sie Gästen schöne Augen macht?" Levin schaut belustigt zu mir rüber. Ich nehme Levins Hand wieder, nachdem ich auf die beiden hin und her gezeigt habe, um meine Aussage mehr zu betonen. ,,Ich habe ni-" will sie lügen. ,,Doch, haben Sie. Und ich verlange nach wie vor nach einem Tisch. Bekommen Sie wenigstens das hin?" Sie läuft rot vor Scham an. Das geschieht ihr recht. Wie kann man sich auch einfach so an jemanden ran machen? Was wäre, wenn ich seine Freundin wäre? Oder seine Frau? Man kann doch nicht jeden, den man auch nur im Ansatz toll findet, an flirten. Wieso haben so viele heutzutage einfach keinen Anstand mehr? Das ist echt traurig...

Das billige Weib vor uns, die nichts Figur betonteres tragen könnte, geht. Sie läuft rum wie eine Nutte. Wie kann man in so einer gehobenen Klasse arbeiten, aber wie das billigste Stück gekleidet sein und sich sogar noch wie sowas benehmen? An ihrer Stelle wäre ich vor Scham im Boden versunken. Ich hä- ,,Du brauchst nicht eifersüchtig zu sein." Ich sehe ihn an und bin mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich verstanden habe. Wieso sollte ich eifersüchtig sein? ,,Was?" gebe ich stutz von mir. Der Mann, der mir meine Lieblingsrosen geschenkt hat, lächelt mich wissend an. ,,Ich seh's dir an." ,,Da gibt es nichts zu sehen." widerspreche ich stur. Wie kann er sowas auch behaupten? Ich und eifersüchtig? Im Leben nicht! Bevor ich eifersüchtig werde, fress' ich lieber einen Besser, verflucht. Und selbst wenn, hätte ich ja gar keinen Grund zum eifersüchtig sein. Ich will nichts von ihm, er auch nicht von mir, also kann er machen was er will, aber doch nicht vor meinen Augen! ,,Haben deine Eltern dir nicht beigebracht, dass man nicht lügen darf?" erkundigt Levin sich belustigt bei mir. Wieso glaubt er mir denn nicht? ,,Nein. Mom ist früh gestorben und Dad war dafür zu besoffen." knalle ich ihm an den Kopf, in der Hoffnung, er würde merken, was er falsch gesagt hat. Er weiß ganz genau, was mein Vater für ein Arschloch ist und redet von einer Erziehung? Von seiner Erziehung? Wenn ich mich nicht sehr sehr bald ablenken kann, dann vergesse ich mich! Levin ist einfach abgebrüht! ,,Ah ok." Ah ok. Ah ok? AH OK?! ,,Hm." gebe ich zurück. ,,Was ist denn jetzt los?" Levin dreht sich mit dem ganzen Oberkörper zu mir. ,,Nichts." lüge ich. ,,Na dann ist ja gut." Wie doof kann ein Mensch überhaupt sein? ,,Bist du blöd?" schnauze ich ihn an. ,,Fahr dich runter, wir sind in er Öffentlichkeit." Ich lache. ,,Na und?" harke ich nach. Warum im Himmelswillen sollte es mich interessieren ob wir in der Öffentlichkeit sind oder nicht? ,,Shiva..." raunt er an mein Ohr. Mich überkommt eine Gänsehaut. ,,Wenn du dich nicht sofort zusammen nimmst, wirst du es bereuen." Was zum Henker soll das bedeuten? Er droht mir. Mir? MIR? Mir ist plötzlich so kalt geworden, aber das hindert mich doch noch lange nicht davon, mich ihm anzupassen. Als ob ich auf ihn höre, als wäre er mein Vater. ,,Vergiss es."

Schweigend sitzen wir an einen der Tische. Wir schweigen und das ist auch gut so. Als ob ich auf ihn zugehen werde. Am Arsch! Er ist der ältere, soll er nachgeben.

,,Ich bekomme bitte Three Sixty Vodka, die größte Sushiplatte in Ihrer Speisekarte und Wasabi." Ich hasse Alkohol, aber nüchtern ertrage ich das alles hier nicht. Verwundert sieht Levin zu mir. ,,Sie bekommt Sprudel." Durch zusammengekniffenen Augen starre ich ihn an. ,,Was?" frage ich ihn. ,,Dann doch lieber eine Cola." Levin sieht den Kellner an. ,,Dann doch die Cola und trotzdem noch ein Glas Sprudel." Ohne das ich etwas dazu hinzufüge, fährt er vor. ,,Ich nehme bitte die Mittlere Portion."

Erst als das Essen bei uns auf dem Tisch steht, lockert sich seine angespannte Miene. Auch, wenn er dennoch angespannt wirkt. An was er wohl grade denkt? Ob er sich lohnt rum zu diskutieren, weshalb er mich kein Alkohol trinken lässt? Was ich meine, ist, dass er mich erst versucht mit einer Flasche Wodka versucht hat abzufüllen, aber mir dann gleichzeitig verbietet, Alkohol zu trinken. Das ist wieder diese Art an ihm, die ich nicht verstehe. ,,Eines will ich dir noch sagen." sage ich trocken, womit ich augenblicklich seine Aufmerksamkeit auf mich ziehe. ,,Du hast mir nichts zu sagen. Klar? Also-" Seine Augen werden dunkel. ,,Was also? Du bist mein fucking Besitz! Du hast alles andere als irgendein Mitspracherecht!" Das hat er mir doch nicht wirklich grade gesagt... ,,Ich sage es dir jetzt ein letztes Mal. Ich lasse dich nicht machen, was du willst. Schon gar nicht mit mir!" schnauze ich ihn augenblicklich an. Woher nimmt er sich auch das recht derart ungehobelt mit mir zu sprechen? ,,Das war das aller letzte Mal, dass du so mit mir sprichst!" Ich sehe ihn durch Tränen hinweg an. Wieso schreit er mich an? Wieso droht er mir? ,,Im Leben nicht!" strotze ich.

Wir ziehen die Blicke anderer Gäste auf uns, was mich nervös werden lässt...

Enemies to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt