Kapitel 77

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-LIZ

,,Ich liebe dich, Levin. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du für immer hier bleiben würdest..." höre ich Shivas dumpfe Stimme in einen von den Räumen. Ihre Stimme so zu hören bricht mir mein Herz. Sie hat bis jetzt schon so viel Leid ertragen müssen... sie kam bisher noch nie zur Ruhe und es gibt auch keine Hoffnung auf Ruhe. Immer ist etwas anderes. Es ist nicht nur ihr Leben, was so kompliziert ist, das Leben von Levin und mir war auch immer so. Wir hatten schon immer viel um die Ohren, aber in den letzten drei Jahren machen wir uns Ruhe. Es ist uns egal, was es kostet.

Klar, unser Vater versucht ständig uns zurück in sein erbärmliches Geschäft zurück zu holen, aber das ist weder in meinen, noch in Levins Sinne.

Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass unser Vater nur mein Steifvater ist. Unsere Mutter hatte einen heimlichen Verehrer. So wie er es herausfand, wurde ich zum schwarzen Schaf. Bevor er mich zerstören konnte, zog ich nach Malibu. Ich hatte gehofft, du würde mich dort nie finden, doch er fand mich. Aber ich stehe unter den Schutz von Levin und seinen Männern.

Es läuft eine Ärztin an mir vorbei, die ich abfange. ,,Wie ist der Zustand von Levin Della Rovere?" frage ich sie. ,,Ich darf Ihnen keine Auskunft geben." Augenrollend Stelle ich mich vor ihr. ,,Ich bin seine Schwester, verdammt!" sage ich bestimmend, aber doch leise. ,,Entschuldigung... aber Sie sind nicht hinterlegt worden. Es steht bloß seine Ehefrau hier hinterlegt." Stirnrunzelnd sehe ich zu ihr. ,,Ich verlange sofortige Auskunft!" schnauze ich die dunkelhaarige an. ,,Na schön!" gibt sie sich geschlagen.

Sie nimmt mich mit auf Seite. ,,Er liegt im Koma. Er hat eine Überlebenschance von etwa fünf Prozent."

Das kann nicht sein! Ich kann doch meinen eigenen Bruder nicht verlieren! Nein... Das kann nicht! Er hat schon so viele Schießereien überlebt und jetzt soll er sterben?

,,Das ist sein Zimmer." sagt die junge Ärztin. Sie deutet auf ein Zimmer.

,,Bitte Levin... komm zu mir zurück." höre ich Shivas flehende Stimme, sobald ich die Tür einen Spalt öffne.

Ich kann einfach nicht anders als die Tür aufzumachen. Tonlos gehe ich auf die Frau zu, die zwar Shiva ist, aber absolut nicht nach ihr aussieht. Ihre Augen quellen hervor und sind magenta rot. Ihre Mascara ist verschmiert und hat schwarze Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Ihre Haare sind noch unordentlicher als das letzte Mal, wo ich hier war. Ihre blonden Haare sind mittlerweile in einen unordentlich Dutt. Viele Strähnen hängen ihr ins Gesicht. Ihre Lippen sind blutig gekaut.

Als sie meine Anwesenheit bemerkt, zieht sie ihre Nase hoch und wischt sich Tränen aus dem Gesicht.

Ich kann nicht anders als sie in den Arm zu nehmen. Ihr Anblick macht mich fertig.

,,Werd' ja wieder wach, Bruder!" meckere ich ihn an, auch wenn mir bewusst ist, dass er mich wahrscheinlich gar nicht hören kann. Aber etwas in mir sagt, ich darf ihn nicht aufgeben. Noch ist er bei uns... Hinter uns lacht ein Pfleger, der meine Frustration sichtlich nicht raushören kann. Ich hatte ihn davor nicht bemerkt. Er muss gleich nach mir das Zimmer betreten haben. ,,Das ist die richtige Einstellung." wir sehen und einander an. Wir wissen nicht, was wir sagen oder machen soll. ,,Man sollte die Leute nicht bemitgleiden. Egal was passiert, bieten Sie ihm Hilfe, Mitgefühl, aber nie Mitgleid." sagt der Pfleger, während er uns beiden eine Flasche Wasser reicht. Der Brünette verschwindet gleich danach wieder.

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-SHIVA

,,Du musst endlich mal wieder etwas essen..." höre ich Liz sagen. Ich würdige ihr keinen Blick. Nicht einen. ,,Da hat sie recht." erwidert eine Schwester oder eine Ärztin- keine Ahnung was ihre Position hier ist, ich habe sie ja nicht mal angesehen und ihre Stimme scheint mir fremd. ,,Ich will nichts." Im Augenwinkel sehe ich der Fremden zu, wie sie sich aus dem Staub macht.

,,Du bist ganz runtergemagert! Du hast seit zwei Wochen nichts mehr gegessen!" versucht Liz auf mich einzureden. ,,Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß, verflucht! Ich will deine beschissene Hilfe nicht! Nicht, wenn du Levin nicht zurück holen kannst..." beginne ich vor Wut zu kochen. Ich werde lauter- aber sie nicht. Sie steht an der Tür gelehnt, ehe sie um die Türklinke greift. ,,Ich wollte nur helfen..." gibt sie schlussendlich nach. Sie öffnet die Tür und lässt sie mit einem lauten Knall zu schlagen.

Und jetzt bin ich hier- alleine mit Levin.

Ich nehme Levins Hand in meine und halte sie an meine Stirn. Ich bin nicht grade religiös, aber wenn es doch so etwas wie Gott gibt, dann will ich nicht auf seine Hilfe verzichten...

,Lieber Vater im Himmel... ich kann nicht beten oder sonstiges... ich weiß, ich rede nicht allzu viel mit dir- eigentlich nie. Aber bitte hilf mir. Hilf Levin. Wenn ich ihn verliere, verliere ich mich selbst. Er ist der Mann, den ich für immer lieben werde... niemals würde ich von ihm gehen... Gott, bitte. Wenn es dich wirklich gibt und du wirklich barmherzig bist, rette ihn! Ich flehe dich an. Bitte, Vater. Ich schwöre dir auch bei allem was mir heilig ist, dass ich sogar Umweltbewusster handeln, keine einzige Aufgabe mehr vor mir herschieben und aufrichtig Dankbar sein werde... Ich fange auch an zu Spenden und ich starte, wenn Levin wach wird, auch eine wohltätige Organisation für Arme. Ich verspreche es dir, Gott, aber bitte gib mir dafür meinen Seelenverwandten wieder. Danke Gott.'

Zum ersten Mal seit Wochen erfüllt mich etwas mit Hoffnung. Nun kann ich endlich an etwas festhalten, das mehr als nur eine fünf prozentige Chance für Levin und unser Glück bedeutet.

Enemies to LoversWo Geschichten leben. Entdecke jetzt