Filiz:
Am Nachmittag machte ich mich, gezwungenermaßen mit meinem Cousin Hassan, auf den Weg in die Stadt.
Hassan war so alt, wie Okan und arbeitete in der Firma meines Vaters.
Sein Vater, Onkel Hassan arbeitete ebenfalls dort.
Ich merkte wie angespannt die Lage war, Hassan war anscheinend erst spät heim gekommen und sah kaputt aus.
„Ist alles okay?", fragte ich ihn, während ich meinen Mini ins Parkhaus des City-Palais parkte.
Hassan nickte abwesend, er war gar nicht bei der Sache.
„Ich bin müde, Filiz. Lange Nacht gehabt.", sagte er als wir ausstiegen.
„Wo warst du gestern noch? Levent hat gesagt, ihr wärt mitten in der Nacht weggefahren?"
Hassan sah mich an und zuckte mit den Schultern: „Unterwegs halt."
Ich verdrehte innerlich die Augen, unterwegs also, wers glaubt.
Hassan und ich liefen ins volle Einkaufszentrum, es war Freitag und ziemlich viel los.
„Wie heißt deine Freundin eigentlich?", fragte Hassan um ein neues Thema zu finden.
„Aleyna heißt sie, wir haben zusammen studiert.", erklärte ich.
„Vay, noch so eine Sterberin wie du also."
„Sie ist noch viiieel schlimmer als ich.", scherzte ich.
Ich hatte damals nur gute Noten gehabt, weil ich nichts anderes zu tun hatte, als lernen.
Doch Aleyna war trotzdem immer besser in den Prüfungen gewesen als ich.
„Ist sie hässlich und hat so ne dicke Hornbrille auf?", fragte er lachend.
Ich grinste, Hassan konnte wirklich lustig sein.
„Haha, sehr witzig.", kommentierte ich nur und suchte nach ihr in der Menge.
„Diese Streber-Weiber sehen doch eh alle gleich aus.", meint er noch.
Plötzlich steuerte Aleyna lachend auf uns zu und winkte glücklich.
Hassan hatte es wohl die Sprache verschlagen, denn auf ein Mal war er ganz still.
„Hey Filiz!", sagte sie und umarmte mich.
„Hi Aleyna, das ist mein Cousin Hassan. Ich hoffe es ist nicht schlimm, wenn er mit uns kommt."
Aleyna sah zu ihm und schenkte ihm ein Lächeln.
„Hey, ich bin Aleyna.", sagte sie um gab ihm die Hand.
Hassan nickte ihr nur zu, wollte wohl den coolen Checker spielen.
„Also wollen wir einen Kaffee trinken sehen, wir haben uns schon so lange nicht gesehen.", schlug sie vor.
„Klar, komm wir gehen zu Bocconcino."Aleyna und ich quatschten gefühlte Stunden.
Wir hatten uns einfach so viel zu erzählen.
Hassan hielt sich zum Glück im Hintergrund auf und war die meiste Zeit am Handy.
Doch ich spürte, wie er öfters zu Aleyna sah.
Aber er würde bei ihr nicht landen können.
Sie wollte keinen türkischen Mann haben, das wusste ich.
Sie meinte das diese alten Werte nicht mit ihrem Lebensstil harmonierten.
Vermutlich hatte sie Recht.
Es würde eher ein Deutscher zu ihr passen, ein studierter und ordentlicher Mann, der sich nicht vor ihr als Macho aufspielte.
Aleyna war nun Mal sehr direkt und durchschaute solche Maschen sofort.
„Ist spät geworden, Filiz. Dein Vater sagt du sollst bald nachhause kommen.", meldete sich Hassan zu Wort.
Aleyna verdrehte die Augen, sie war aber die Geschichten meines Vaters gewohnt.
Er sorgte sich eben sehr um mich.
Das das alles mit Umuts Tod zusammen hing, konnte sie nicht wissen.
Davon hatte ich nie jemandem erzählt.
„War mega schön heute Aleyna. Ich hoffe wir können uns öfter treffen, ich vermiss die Uni-Zeit.", sagte ich zum Abschied.
Sie drückte mich fest.
„Wir schreiben, canim."
„Tamam, hayde wir gehen."
„War schön dich kennengelernt zu haben, Hassan.", sagte sie noch zu Hassan.
Er blickte auf und meinte: „Ebenfalls. Komm gut nachhause, Aleyna."
Ich lachte und ging mit meinem Cousin Richtung Auto.
„Komm gut nachhause.", äffte ich ihn nach, als Aleyna außer Hörweite war.
Sofort boxte er mich gegen den Arm.
„Au, lass das!", sagte ich genervt und rieb über die Stelle.
„Mach mich mal nicht nach, Mädchen. Du hättest mir lieber vorher sagen sollen, was für eine Granate sie ist."
Ich grinste.
„Hoff lieber nicht, Hassan. Sie ist nicht so leicht zu kriegen.", meinte ich und bezahlte meinen Parkschein.
„Vay hör mal was du sagst. Wer sagt hier was von hoffen. Wenn ich sie haben will, dann werd ich sie auch bekommen. Irr dich da mal nicht.", sagte er selbstsicher.
„Werden wir sehen.", meinte ich nur noch.Zurück daheim war ich endlich alleine.
Das ich einen Aufpasser dabei haben musste, nervte mich im Nachhinein.
Klar mit Hassan war es nicht so schlimm, aber Aleyna und ich hatten gar nicht so offen reden können, wie sonst.
Ich hoffte, das diese ganzen Vorsichtsmaßnahmen nicht lange anhalten würden.
Ich ging davon aus, das Demir ehrlich war und er nur in die Stadt gekommen war, um meinen Bruder zu ehren...
Mal wieder bildete sich ein Kloß in meinem Hals, als ich daran dachte.
Als ich an ihn dachte.
Hätte er mich im Restaurant nicht so bedrohlich angesehen, hätte vermutlich gedacht, er sei ein attraktiver Mann.
Ich hatte ihn so gar nicht in Erinnerung gehabt.
Ob er mich dort wohl erkannt hatte?
Ich glaube nicht, als wir und das letzte Mal sahen war ich noch ein Kind.
Wie alt er jetzt wohl war?
Genauso alt wie Umut heute wäre...
31.
Schnell schlug ich mir die Gedanken an ihn, aus dem Kopf.
Er sollte uns in Ruhe lassen!
Er sollte mich in Ruhe lassen!„Ablacim!", rief Levent, als er mein Zimmer stürmte.
Er sprang auf mein Bett und umarmte mich fest.
„Hallo Bebegim.", sagte ich und küsste seinen Kopf.
„Wie war es in der Schule?", fragte ich ihn.
„Langweilig.", stöhnte er nur.
Levent machte es sich bequem und ich kuschelte mich an ihn.
Er schaltete den Fernseher ein und skippte wie immer durch Youtube.
Obwohl er sein eigenes Zimmer hatte, war er meistens bei mir.
Er meinte immer mein Fernseher wäre besser als seiner.
„Was hast du heute gemacht, abla?"
„Nicht viel, war in der Stadt mit Hassan."
„Hat Baba dir auch gesagt, das du nicht alleine raus darfst?", fragte Levent.
Ich nickte.
„So ein Schwachsinn, alles nur, weil Okan und Hassan bei den Ceylans Stress anfangen mussten.", sagte Levent genervt.
„Wie? Was haben sie gemacht?", fragte ich ihn.
„Ich habe gehört, das sie eingebrochen sind.", meinte Levent.
Der kleine Spion, er überhörte immer alles.
Ich sah schockiert zu ihm auf.
Hatten sie ihnen etwa etwas angetan?
„Weisst du mehr?", wollte ich wissen.
Levent schüttelte den Kopf.
„Keine Ahnung, mehr hab ich nicht mitbekommen."
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Liebe unter Feinden
RomanceSeit über einem Jahrzehnt sind die Aslans und die Ceylans verfeindet. Nach einem schrecklichen Mord an Umut Aslan, ist nichts mehr wie es war. Filiz Aslan und Demir Ceylan. Sie sind die einzigen die Frieden zwischen den Familien schaffen können. Doc...