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Demir
Nach unserem Treffen war ich nachhause gefahren. Es war mittlerweile schon 3:40 Uhr.
Ich hatte Filiz zuhause abgesetzt und hatte mich dann auf den Heimweg begeben.
Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, das ich mir über die selben Dinge wie sie den Kopf zerbrach.
Ich war ehrlich zu ihr gewesen, denn ich erwartete wirklich nicht viel von ihr.
Doch ich würde dem Ganzen gerne eine Chance geben und es wirklich versuchen.
Filiz würde noch zu einer wunderbare Frau heranwachsen, auch wenn das noch dauern würde.
Ich würde ihr dabei helfen.
Heimlich stellte ich mir vor, wie es wäre ihr näher zu kommen. Dabei schlich sich immer wieder Umut in meinen Kopf.
Jedoch hatte ich mit Filiz keine bösen Absichten, wirklich nicht.
Ich hatte mich ein wenig in sie verguckt, aber es wäre falsch ihr das zu sagen.
Es würde alles komplizierter machen, außerdem war ich mir nicht komplett über meine Gefühle im Klaren.
Sie machte sich schon genug Sorgen.
Meine Worte hatten sie hoffentlich ein wenig besänftigt.
Denn bald würde es ernst werden.
Das Datum für die Hochzeit stand noch nicht fest, doch ich wusste, das sie so schnell wie möglich stattfinden sollte.
Auch musste ich mich auf der Suche nach einer Wohnung für uns machen, das wäre fürs erste besser.
Ich hatte zwar genug Geld angespart, doch ein Haus konnte ich mir ohne Kredit nicht leisten.
Wir brauchten auch noch kein Haus, zumindest fürs erste.
Ein Seufzen verließ meinen Mund, als ich daran dachte bald vielleicht Nachwuchs zu bekommen. Ich wollte nie Kinder, genauso wenig wie eine Frau.
Es war alles so absurd...
Vor ein paar Wochen war ich ein freier, sorgloser Single. Ich hatte meinen Spaß mit Maria, musst mir um nichts Sorgen machen.
Jetzt würde es auch für mich ernst werden.
Eigene Wohnung, eine Frau und bald dann...
Ein Kind...
Dabei war Filiz noch so unerfahren, ich könnte mich ihr niemals aufdrängen.
Ob sie sich überhaupt auf mich einlassen würde?
Wir waren auf einem guten Weg, vertrauter miteinander zu werden.
Doch ich brauchte ihr vollkommenes Vertrauen.
Heute würden wir essen gehen, es war so etwas wie unser erstes Date. Obwohl sie bereits einen Ring um ihren Finger hatte.
Ich freute nich darauf sie alleine treffen zu können. So ganz ohne es geheim zu halten.
Sie heute im Auto so nah bei mir zu haben, war schön. Das musste ich ehrlich zugeben.
Als wir uns in meinem Büro so nah waren, hatte es sich falsch angefühlt.
Ich wollte ab jetzt alles richtig machen.

„Oglum, Veysel hat angerufen, er will mit dir sprechen über die Hochzeit," informierte mich mein Vater, nachdem er von draußen zurück ins Büro kam.
„So schnell schon?", fragte ich, während ich meine Listen abhakte.
„Sie soll in zwei Monaten stattfinden. Es gibt noch viel zu planen.", meinte mein Vater.
In zwei Monaten?
„Ist das nicht zu früh. Wir schaffen es doch gar nicht alles zu organisieren."
„Veysel möchte nur eine kleine Feier, im engsten Kreis. Es wird für euch Kinder kein großer Aufwand. Die Ringe sind bereits gekauft. Filiz wird das Kleid ihrer Mutter tragen. Ihr müsst einfach nur anwesend sein. ", erzählte mir mein Vater gelassen.
Ich dachte an Filiz.
Ob sie sich ihre Hochzeit vorgestellt hatte?
Jedes Mädchen träumte doch von einer großen Traumhochzeit.
„Möchte seine Tochter das auch so?", fragte ich genervt, da nun schon wieder alles ohne sie ausgemacht werden würde.
Mein Vater sah auf und seufzte.
„Demir, bitte beruhige dich. Das alles machen wir für den Frieden, mein Sohn."
Ich sah weg.
„Also soll ich das Ganze nicht ernstnehmen? Sie wird meine Frau sein, baba. Da sollte sie wenigstens Mitspracherecht haben, was die Hochzeit angeht."
Mein Vater sah kurz weg.
„Sie ist dir wichtig, oder?", fragte er mich nun.
Ich fühlte mich ertappt, nie zuvor hatte ich mit meinem Vater über irgendwelche Dates oder sonstiges geredet.
„Sie ist meine Verlobte, natürlich ist sie mir wichtig.", antwortete ich kühl.
Mein Vater hatte nun ein schelmisches Lächeln auf den Lippen.
„Sie gefällt dir, Demir. Das sehe ich dir an.", meinte er: „Es macht mich glücklich dich so zu sehen, oglum."
Ich stand auf: „Baba, es reicht."
Genervt ging ich nach draußen.
Ich war ein erwachsener Mann verdammt! Kein Teenager.
Es musste mir nicht peinlich sein, wenn mein Vater sowas sagte. Aber ich wollte nicht, das jemand mir in den Kopf gucken konnte.
Ich mochte es noch nie.

Nach Feierabend war ich nachhause gefahren, ich duschte und zog mir ordentliche Klamotten an. Ich sah kurz in den Spiegel und richtete meine Haare.
Ich hatte Lust auf den Abend.
Während der Arbeit hatte ich mir online Wohnungen angesehen und einige Besichtigungstermine gemacht.
Filiz Wünsche berücksichtigte ich natürlich.
Obwohl ich ein enges Verhätnis zu meinen Eltern hatte, musste ich meinem Vater Recht geben.
Es war für mich Zeit auf eigenen Beinen zu stehen. Mir würde der physische Abstand zu meinen Eltern, nicht so zusetzen wie ihr.
Filiz wollte nah bei ihrer Familie sein, sie brauchte sie noch.
Also hatte ich nur nach Wohnungen in Duisburg geguckt.
Ich ging davon aus, das unser Friedenspakt auch meine Verbannung, aus meiner Heimatstadt, aufhob.
Es würde komisch sein, dort wieder zu leben.
Die alten, vertrauten Ecken wieder zu sehen.
Zu sehen, was sich verändert hatte.
Ich schaute aufs Handy.
Ich wollte ihr noch Blumen kaufen, bevor ich sie abholen würde.
Ganz galant, würde ich sie an der Tür abholen,
Sodass Onkel Veysel seinen Muster-Schwiegersohn auch zu Gesicht bekam.
Ich sprühte mir noch mein Parfüm auf und machte mich dann auf den Weg.
Es gab für uns wieder viel zu bereden.

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt