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Demir:
Ich legte mich müde aufs Bett, als Filiz ins Bad ging. Sie war zwar nicht müde, ich dafür schon. Ich hatte eine Woche kaum geschlafen vor Sorge.
Ich setzte mich auf als Filiz wieder kam.
Sie war eine gute Stunde beschäftigt gewesen im Bad. Ob sie wohl immer so lange brauche.
Sie sah wieder so aus wie ich sie kannte, natürlich und gepflegt. Sie war einfach wunderschön.
„Hast du meine Kette gesehen?", fragte sie mich besorgt.
Ich nickte sofort und stand auf.
Ihr Kette hatte ich in die Tasche getan, die ich ihr mit ins Krankenhaus gebracht hatte.
Ich kramte darin und holte sie dann raus.
Glücklich strahlte sie, als sie entdeckte.
„Kannst du sie mir ummachen?"
„Natürlich, kücük."
Ich stellte mich hinter sie und strich ihr erstmal ihre duftenden Haare zur Seite.
Filiz schloss die Augen, dass konnte ich im Spiegel sehen.
Vorsichtig legte ich ihr die Kette um und machte sie dann fest.
Doch ich konnte es nicht lassen, über ihre Wange zu streichen.
Sie bekam direkt eine Gänsehaut.
„Danke.", murmelte sie und entfernte sich dann von mir.
Ich seufzte unbemerkt.
Am Tag unserer Hochzeit hatte ich so sehr nach unserer Hochzeitsnacht verlangt.
Aber der Unfall brachte alles zum Stehen.
Es wäre komisch, jetzt einfach so weiter zu machen, als wäre nichts gewesen
Filiz war schwach und emotional kaputt.
Ich musste ihr ihre Ruhe gönnen.
„Soll ich was kochen?", fragte ich um auf ein anderes Thema zu kommen.
„Kannst du kochen?", fragte sie überrascht.
Ich grinste.
„Ein wenig, aber erwarte nicht zu viel.", sagte ich lachend.
Auch Filiz lächelte nun.
„Soll ich dir helfen?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Du kannst es dir auf dem Sofa bequem machen und mir zusehen.", schlug ich vor.
Sie nickte eifrig und gemeinsam gingen wir in die Wohnküche.

Ich kochte mit den wenigen Zutaten, die meine Mutter mir gebracht hatte.
Es würde einfacher Reis mit etwas Gemüse werden, aber mehr hatte ich auch nicht drauf.
Ich wollte nur nicht, dass Filiz sich überanstrengte.
Sie lag mit einer Decke auf dem Sofa und hatte sie Netflix angemacht.
Ich glaube sie war froh, jetzt ihre Ruhe zu haben.
Ihrem Vater hatte ich Bescheid gegeben, dass sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde.
Er hatte mir geschrieben und gefragt ob sie ihn anrufen könne.
„Kücük?", rief ich, worauf sie fragend zu mir sah.
„Dein Vater will, dass du ihn anrufst.", sagte ich.
Wiederwillig stand sie auf.
„Wo ist mein Handy eigentlich?"
„Es müsste auch in der Tasche sein.", erklärte ich.
Sie nickte und ging dann ins Schlafzimmer.
Es dauerte bis sie wieder kam.
Sie kam zitternd zu mir und gab mir das Handy.
Es waren wieder diese Nachrichten...
Sie sollte mich verlassen.
„Blockier die Nummer einfach.", flüsterte ich und drückte Filiz nah an mich.
Niemand würde ihr jemals weh tun, dafür würde ich sorgen.
„Ich habe einfach Angst.", wimmerte sie:
„Der Unfall... Was wenn es kein Unfall war."
Ich schüttelte den Kopf.
Solche Gedanken hatte ich im Krankenhaus auch gehabt. Doch ich hielt es für Unsinn.
„Es war ein Unfall, Filiz. Beruhig dich, ich bin hier es kann dir nichts passieren.", sagte ich ruhig.
Sie nickte tapfer und wischte sich die Tränen weg.
„Du hast Recht.", flüsterte sie und schaute zu mir hoch.
„Ich werde dich immer beschützen, canim.", sagte ich und legte meine Hand auf ihre Wange.
Filiz schloss die Augen und nickte.
Ich wollte sie küssen.
Hielt es jedoch für falsch.
„Das Essen.", murmelte ich und löste mich langsam von ihr, ich hatte es schon fast vergessen.
Filiz nickte und nahm dann wieder ihr Handy.
„Ich rufe baba ab.", sagte sie und ging dann wieder zum Sofa.

Nachdem Filiz zu Ende telefoniert hatte, hatten wir zusammen auf dem Sofa gegessen.
Sie war begeistert von meinen Kochkünsten und lobte mich sehr dafür.
Ich erzählte ihr nicht, dass ich mehr als das nicht kochen könnte.
Denn ich genoß ihr Lob sehr.
Wir hatten danach zusammen aufgeräumt.
Jetzt saßen wir zusammen auf dem Sofa und schauten Filiz Serie, die mich nicht wirklich interessierte.
Sie war für mich viel interessanter.
Öfters schmunzelte sie, wenn eine witzige Stelle kam.
Wenn es traurig wurde, blinzelte sie fast gar nicht mehr und zog die Augenbrauen zusammen.
Es war eine türkische Serie, was bedeute das es einen gewissen Hang zur Dramatik gab.
„Guckst du sowas öfter?", fragte ich sie irgendwann, als ich müde wurde.
Filiz nickte und wendete dann ihren Blick wieder auf mich.
„Als Kind habe ich sowas immer mit meiner Mutter geschaut.", erzählte sie leise.
Dann seufzte sie und schaute wieder auf den Fernseher.
Ich bemerkte, dass sie jetzt an ihre Mutter dachte. Ich wollte sie gar nicht daran erinnern.
„Denkst du sie werden ein Happy End haben?", fragte Filiz mich plötzlich.
Ich rückte zu ihr um legte meinen Arm um sie.
„Dass haben die doch immer, kücük.", flüsterte ich müde.
Sie sah mich an.
„Du bist müde.", stellte sie fest, worauf ich nickte, meine Augen fielen fast zu.
„Komm, leg dich ruhig hin.", sagte sie und deutete auf ihren Schoß.
Nickend nahm ich das Angebot an und legte mich vorsichtig hin.
Filiz breitete eine Decke über mich aus und strich mir beruhigend über den Kopf.
Ich genoß es ungemein.
Einfach nur hier mit ihr zu sein, wie ein normales Paar.
„Ich hoffe, wir bekommen auch ein Happy end.", flüsterte sie nach einigen Minuten.
Bestimmt dachte sie ich sei eingeschlafen.
Ich ließ sie in dem Glauben.
Ich hoffte es auch.

Als es bereits dunkel war wurde ich wach.
Filiz schaute anscheinend immer noch die Serie.
Langsam richtete ich mich auf.
Ich schaute zu ihr, sie war doch eingeschlafen.
Sie sah so süß aus.
Ich machte den Fernseher aus und stand dann auf.
„Kücük.", sagte ich und strich liebevoll über ihre Wange.
Sie nickte müde und streckte die Arme nach mir aus.
Diesen Moment hatten wir schon mal erlebt.
Mit einem Ruck hob ich sie hoch und sah, wie sie lächelte.
Vorsichtig trug ich sie in unser Schlafzimmer und legte sie aufs Bett.
Ich machte die Gardinen zu und zog mich schnell um.
Doch als ich mich zu ihr legte, schlief sie noch nicht.
Sie schaute mich erwartungsvoll an.

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt