22

35 1 0
                                    

Demir:
Ich löste mit nach unserem Kuss von ihr.
Es war schüchterner Kuss gewesen, mit wenig Verlangen.
Doch es bedeutete mir mehr, als jeder andere Kuss, den ich in meinem Leben gehabt hatte.
Es war Filiz erster Kuss.
Sie hatte sich danach von mir abgewendet und lag nun mit ihrem Rücken zu mir.
Vielleicht schämte sie sich jetzt.
Vorsichtig rückte ich zu ihr und legte meinen Arm um ihre Mitte.
Sie ergriff instinktiv meine Hand und atmete aus.
Meinen Kopf legte ich auf ihre Schulter.
Mit meiner Nase fuhr ich über ihre Wange, um ihr letztendlich einen Kuss darauf zu geben.
Ich spürte, wie sich ihre Mundwinkel hoben.
„Bist du jetzt verlegen, kücük?", fragte ich sie.
Filiz nickte.
Es war schon okay so, sie kannte solche Berührungen nicht.
Ich war der erste, der ihr so nah war.
„Möchtest du das ich gehe?", fragte ich nun.
Doch sie schüttelte sofort den Kopf.
Sie schmiegte sich an meinen Körper und hielt immer noch meine Hand.
Ich beschloss nichts zu sagen und genoß es ihr nah zu sein.
Wie wir miteinander umgingen, war auch für mich neu.
Was in ihr vorging, war mir wichtig.
Ich merkte nun, das wir dabei waren wirklich Gefühle für einander aufzubauen.
Das ich jemals so etwas denken würde, hätte ich nie erwartet.
Unsere Situation war schließlich fernab von wünschenswert.

„Demir?", ertönte Filiz Stimme nach einer Weile.
„Ja, kücük?"
„Hat der Kuss dir etwas bedeutet?"
„Ja.", sagte ich: „Und dir?"
Filiz nickte.
„Es war mein erster Kuss.", flüsterte sie.
Ich lächelte stolz.
Mit meiner Hand strich ich über ihre Haare.
„Ich bin stolz, der erste zu sein.", sagte ich zu ihr.
Filiz drehte sich wieder mit ihrem Gesicht zu mir.
Sie strahlte.
Sie so zu sehen, erfüllte mich.
Sie war wirklich etwas besonderes.
Vorsichtig kam sie mir näher und küsste mich erneut.
Zufrieden atmete ich aus und erwiderte unseren zweiten Kuss.
Ich fuhr mit meiner Hand über ihre Taille und drückte sie näher an mich.
Langsam kam in mir die Leidenschaft auf.
Wie gerne ich den Kuss vertiefen wollte.
Doch ich musste mich bremsen.
„Kücük.", flüsterte ich und löste mich von ihr.
Ich wollte das mit uns nicht überstürzen.
Sie rückte ein wenig von mir weg und schluckte hörbar.
Ich hoffte, sie nahm meine Reaktion nicht falsch auf.
„Wir müssen uns gedulden, Filiz. Wir sind im Haus deines Vaters, es gehört sich nicht.", sagte ich ehrlich.
Filiz nickte nur und sah nun wieder traurig aus.
Ich nahm vorsichtig ihre Hand und drückte einen Kuss drauf.
Sie blickte mir nun in die Augen.
„Du hast Recht.", meinte sie.
„Bleibst du noch, bis ich eingeschlafen bin?", fragte sie dann leise.
Ich bejahte und sie legte ihren Kopf auf meine Brust.
Mit meinen Fingern fuhr ich über ihre Haare und liebkoste ihren Schläfe.
Schon schnell, hörte ich sie friedlich schlummern.
Meine kleine Filiz war fertig.
Heute war für sie erneut, ein anstrengender und emotionaler Tag.
Ich hoffte darauf, dass bald ein wenig Normalität eintreten würde.

Morgen würden wir uns erstmal die Wohnungen ansehen, das ganze brachte ebenfalls einen gewissen Stress-Faktor mit sich.
Doch ich freute mich darauf, auf eigenen Beinen zu stehen.
Ein eigenes Zuhause zu haben.
Ich dachte daran wie es wäre, wenn wir Kinder hätten.
Wie sie wohl aussehen würden.
Wie Filiz schwanger aussehen würde...
Mit einem Babybauch, würde sie auf mich noch attraktiver wirken.
Sie machte mich jetzt schon verrückt.
Ich entfernte mich langsam von ihr.
Ich würde das alles richtig mit ihr angehen.
Hätten wir uns auf eine andere Weise kennen gelernt, hätte ich sie vermutlich nur ausgenutzt.
Das ich mal so drauf war, kam mir jetzt erst falsch vor.
Auch wenn es schon einige Jahre her war.
Später hatte ich weder die Kraft, noch die Zeit, um irgendwelche Frauen klar zu machen.
Meine Gedanken kreisten zu Maria.
Auch sie hatte ich über Jahre, einfach nur benutzt.
Ich spähte zu Filiz.
Während ich neben ihr lag, sollte ich an solche Dinge nicht denken.
Denn es gab einen Unterschied zwischen ihr und den anderen Frauen.
Für Filiz empfand ich etwas.
Ein letztes Mal drückte ich einen Kuss auf ihre Stirn und stand dann leise auf.
Auch wenn ihr Vater es mir erlaubt hatte, wollte ich hier nicht übernachten.
Es sendete irgendwie doch die falsche Botschaft.
Außerdem schlief Filiz nun endlich.
Morgen würde die Besichtigung sein, dann würde ich sie wieder sehen.

So leise wie möglich, verließ ich das Haus und fuhr nachhause.
Meine Eltern hatten vor langer Zeit aufgehört, zu fragen wo ich mich rumtrieb.
Trotzdem wollte ich sie nicht wecken und betrat auch unser Haus ganz leise.
Einzig und allein Annes Katze Pamuk war wach.
Die Kleine hatte mich sofort gehört und wollte von mir gestreichelt werden.
Lächelnd nahm ich sie mit hoch in mein Schlafzimmer und legte mich mit ihr ins Bett.
Sie lag auf meinem Bauch und schnurrte friedlich.
Mit diesem Geräusch konnte ich besonders gut einschlafen.
Ich schielte nochmal zu meiner Uhr.
2:30 Uhr.
Spät genug.

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt