23

38 2 0
                                    

Filiz:
Demir und ich hatten an diesem Nachmittag eine Wohnung besichtigt.
Sie lag in Neuenkamp mit Blick auf den Rhein.
Während der Besichtigung war ich in mich gekehrt.
Grund dafür, war die vergangene Nacht.
Sie hatte meine Gefühlswelt, wieder enorm auf den Kopf gestellt.
Ich bekam langsam das Gefühl, verliebt in ihn zu sein.
Jede einzelne Sekunde, dachte ich an ihn.
Doch ich war noch nie verliebt.
Wie sollte ich auch wissen, wie sich so etwas anfühlte.
In der Nacht hatten wir uns geküsst, es fühlte sich an wie ein Traum... So als wäre es gar nicht passiert.
Ich wusste jedoch genau, das es passiert war.
Immer noch konnte ich seine Lippen auf meinen spüren, so frisch war die Erinnerung daran.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

„Ich nehme an, sie gefällt dir also?", wurde ich von Demir aus meinen Gedanken gerissen.
Ich schaute verlegen zu ihm und nickte.
Wir standen gerade im Schlafzimmer, da der Makler uns ein wenig Zeit geben wollte, um die Wohnung zu erkunden.
Demir lächelte und umarmte mich von hinten.
Ich schloss kurz meine Augen und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust.
„Du bist heute so still, ich habe mir schon Gedanken gemacht.", kommentierte Denir.
Ich spürte, wie mir Röte ins Gesicht stieg.
Grund dafür war unser Kuss.
„Ich bin erschöpft.", flüsterte ich nur.
„Ich auch, kücük. Letzte Nacht ist viel passiert."
Ich wusste, das er damit nicht auf den Kuss anspielte.
„Hast du noch mit deinem Bruder gesprochen?", fragte Demir nun.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich hab ihn heute noch nicht gesehen.", murmelte ich.
An Levents Benehmen gestern, wollte ich gar nicht zurück denken.
„Aber ich möchte nicht daran denken.", meinte ich und löste mich von ihm.
Demir nickte und beobachtete mich aufmerksam.
„Nehmen wir die Wohnung?"
Ich nickte.
Die Wohnung war ein Traum.
„Dann rede ich mit dem Makler.", sagte er und ging dann rüber zu dem Makler.
Ich genoß noch mein wenig die Aussicht.

Plötzlich klingelte Demirs Handy, welches er auf der Fensterbank vergessen hatte.
Ich schaute drauf.
Eine Maria rief ihn an.
Wer das wohl war?
Eine Kundin war es sicher nicht.
„Filiz, kommst du?", rief er.
Ich nahm sein Handy und ging zu ihm und den Makler.
Sie standen in der Küche und hatten einige Papiere vor sich ausgebreitet.
„Wir brauchen noch deine Unterschrift.", sagte Demir und hielt mir einen Kulli hin.
Ich nickte und unterschrieb, an der Stelle, die der Makler mir zeigte.
„Dann möchte ich sie beglückwünschen.", sagte er lachend und schüttelte uns die Hand.
„Zum 01.08 können Sie einziehen, die Schlüsselübergabe findet dann am 31.07 statt."
„Vielen Dank, Herr Feller.", bedankte sich Demir.
Doch ich dachte nur an diesen Namen.
Maria...
Auch wenn Demir mit gesagt hatte, das seine Vergangenheit irelevant war, tat die Ungewissheit doch etwas mit mir.
„Kommst du, kücük?", fragte Demir.
Ich nickte und ging mit den beiden Männern aus der Wohnung.
Auf dem Weg zum Auto steckte ich Demir sein Handy zu.
Ich wollte einfach nur nachhause.

„Bist du deswegen so drauf?", fragte Demir, als wir im Auto saßen und er auf sein Handy geschaut hatte.
Er hielt mir den Bildschirm hin und zeigte auf den verpassten Anruf.
Ich schwieg.
Ich wollte mich nicht mit ihm streiten.
„Filiz?"
Ich seufzte und sah zu ihm auf.
„Willst du wissen, wer sie ist?", wollte er wissen.
Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nichts über ihn erfahren, was mein Bild von ihm zerstörte.
„Das geht mich nichts an.", murmelte ich.
Demir atmete genervt aus.
„Kücük, ich habe keine Geheimnisse vor dir. Du wirst meine Ehefrau, du darfst alles wissen."
Mit einem Nicken forderte ich ihn auf zu erzählen.
„Maria ist eine Frau mit der ich über die Jahre viel Zeit verbracht hab. Sie wollte immer mehr von mir, was ich ihr aber nicht geben konnte.", erzählte er.
„Du hast ihr etwas vorgemacht?", fragte ich ihn verwirrt.
„Nein, sie wusste von Anfang an, dass ich an nichts Ernstem interessiert bin."
Er wollte weiter reden, doch ich unterbrach ihn:
„Du hast sie nur gevögelt?"
Demir nickte und war nun still.
Er schien sich dafür zu schämen.
Was ich davon halten sollte, wusste ich nicht.
Ich verurteilte solche Frauen, Frauen ohne Moral...
Aber dazu gehörten nun Mal zwei.
Und mein Verlobter war genauso gewesen.
Ein Mann ohne Moral...
„Wann hast du sie das letzte Mal gesehen?", fragte ich flüsternd.
In diesem Moment ekelte mich der Gedanke an ihn, mit einer anderen Frau, so dermaßen an.
„Am Abend nachdem, du in die Firma gekommen bist.", sagte er leise.
„Weiss sie von uns?", fragte ich flüsternd.
Er nickte.
Sie wusste davon und rief ihn trotzdem an?
„Ruf sie bitte zurück.", forderte ich ihn auf.
Ich vertraute Demir, doch dieser Maria nicht.
Entweder hatte es einen guten Grund, dass sie anrief. Oder sie hatte wirklich keine Moral und machte sich an einen verlobten Mann ran.
„Kücük, dass ist keine gute Idee. Ich wäre sowieso nicht rangegangen." meinte Demir.
„Bitte, Demir.", flüsterte ich.
„Ich muss wissen, was sie von dir will. Nicht, weil ich dir nicht glaube. Sondern weil ich wissen will, was für eine sie ist."
Demir seufzte und nahm sein Handy wieder in die Hand.
Er rief sie zurück, während ich zuhörte.
„Hi, Demir. Schön, dass du zurückrufst.", ertönte ihre Stimme aus dem Lautsprecher.
„Wieso hast du angerufen?"
„Ich hab lange nichts von dir gehört, ich hab dich vermisst."
„Du weisst auch wieso du nichts von mir gehört hast.", antwortete Demir.
Sie lachte: „Weil du zwangsverheiratet wirst an irgendein reiches Mädchen. Cem hat mir genug darüber erzählt."
Ich schloss die Augen und versuchte nicht auszurasten.
Was sie sagte verletzte mich ungemein.
„Hab etwas mehr Respekt vor meiner Verlobten, Maria. Im Gegensatz zu dir, habe ich Gefühle für sie und werde sie heiraten."
Maria war nach dieser Aussage still geworden, ihr Gelächter war verstummt.
„Lösch einfach meine Nummer. Ich bin nicht interessiert.", sagte Demir zu letzt und legte dann auf.
Ich wischte mir eine Träne aus meinem Augenwinkel weg, was sie sagte tat so weh.
„Gehts?", fragte Demir vorsichtig.
Doch ich schüttelte den Kopf.
„Oh, kücük.", flüsterte er, doch dann fing ich an zu weinen.
Ich kannte Maria nicht, doch diese paar Worte hatten in mir Hass ausgelöst.
Ich hasste sie!

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt