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Demir:
Mein Vater hatte mir dir Hölle heiß gemacht, als er von meinem Besuch an Duisburg gehört hatte.
Das die Aslans danach sogar eingebrochen waren und diese Zeilen an die Wand geschrieben hatten, war für eine klare Kriegserklärung.
Meine Mutter war zutiefst verstört und hatte sich den ganzen Tag über in ihrem Zimmer eingesperrt.
Es erinnerte sie zu sehr an damals...
Ich bereute es so meinem Instinkt nachgegangen zu sein.
Es schien als würde sich das Geschehne von früher nochmal wiederholen.
„Ich muss mit Veysel reden.", sagte mein Vater, während ich mühsam die Farbe übermalte.
„Baba, das ist keine gute Idee. Er hat klar gemacht, das wir nie wieder dorthin kommen sollen."
„Er hat meiner Frau Todesangst eingejagt, ich möchte nicht das so etwas nochmal passiert, Demir! Wenn ich nicht mit ihm rede, wird das nie enden."
Ich seufzte und sah reuevoll zu ihm.
„Es tut mir so leid, baba. Ich dachte nur an mich..."
„Es ist nicht schlimm, oglum, wir kennen die Wahrheit. Du wolltest Umut ehren,", hörte ich meine Mutter sagen, die nun runter gekommen war.
„Es war undurchdacht und unfassbar gefährlich, Demir.", sagte Baba streng.
Stumm setzte ich meine Arbeit fort und blendete die Geräusche um mich herum aus.
Baba telefonierte ständig, während meine Mutter in der Küche das Abendessen vorbereitete.

Ich hatte einfach nur Kopfschmerzen.
Eigentlich hatte der Besuch mir gut getan.
Hätten mich nur Umuts Geschwister nicht erwischt.
Seit wir umgezogen waren, war ich nie mehr in meiner Heimat gewesen.
Doch ich war oft davor gewesen einfach hin zu fahren.
Genauso wie gestern Abend.
Aber ich sah ein, das es dumm war.
Ich musste das ganze wieder gerade biegen.
Vielleicht könnte ich mit Onkel Veysel reden, ihm beweisen das ich es nicht gewesen war.
Damals war er blind vor Wut gewesen und hatte nicht mit sich reden lassen, doch das Ganze war 13 Jahre her.
Ich sah zu meiner armen Mutter.
Sie war immer noch nicht wieder die Alte.
Ich musste sie beschützen.
Das sie sich wegen mir so schutzlos gefühlt hatte, fraß mich von innen auf.
Sie war mein Alles.
Die Aslans sollten nicht mit meiner Familie spielen.
„Baba, ich gehe raus.", sagte ich entschlossen und stand vom Esstisch auf.
„Setz dich wieder Demir. Ich kenne diesen Blick in deinen Augen, ich bitte dich nichts Unüberlegtes zu tun.", sagte mein Vater sofort.
Ich nickte und setzte mich wieder.
„Ich werde mit Veysel sprechen, morgen Abend treffen wir uns.", teilte er mir nun mit.
„Hast du mit ihm telefoniert?", fragte ich ihn ungläubig.
Mein Vater nickte jedoch.
„Er hat Angst, Demir. Ich spüre das er um seine Familie zittert."
„Er ist nicht der einzige! Ich habe ihnen nichts getan, Baba! Er braucht keine Angst zu haben, sie sind bei uns eingebrochen!", sagte ich aufgebracht.
Das mein Vater immer noch nachgab regte mich dermaßen auf.
Onkel Veysel hat uns jahrelang Unrecht getan und tat es immer noch.
Früher hatte ich keine Wahl und musste die Entscheidungen meiner Eltern hin nehmen, aber die Zeiten waren vorbei.
„Ich gehe raus mit Cem.", sagte ich nur und stand dann auf.
Ich konnte mir das alles nicht mehr geben.

„Hey Bruder.", hörte ich Cem sagen, als er mich abholte.
„Hey Bruder, alles fit?", fragte ich und schlug ein.
„Normal Bro, was geht bei dir? Ich hab gehört, das bei euch eingebrochen wurde.", meinte er und fuhr los.
Ich nickte.
„Alles ist sehr stressig momentan. Ein Freund meines Vater von damals in Duisburg macht Stress. Ich muss meine Familie beschützen.", sagte ich leise.
Cem war Profiboxer, als ich jünger war hatte er mich trainiert.
„Willst du denen paar aufs Maul geben, oder was?", fragte er.
Doch ich schüttelte den Kopf.
„Nee, Bruder. Ich brauch deine Hilfe, bei was anderem. Fahr Mal Richtung Duisburg."
Während der Fahrt erzählte ich Cem, was damals vorgefallen war.
Er wusste schon einiges, doch vieles hatte ich auch ausgelassen.
„Bruder, du kannst das nicht machen. Ich sag die ehrlich das geht zu weit.", sagte Cem, als ich ihm erzählt hatte was ich vorhatte.
„Wieso nicht, sie haben es bei uns doch auch gemacht.", sagte ich.
„Es ist aber nichts passiert. Du kannst nicht dort einbrechen und diesen Veysel bedrohen. Außerdem, wer weiss ob dus da lebend raus schaffst.", sagte er ehrlich.
„Ich muss aber was machen, Cem. Ihnen wenigstens klar machen, das man nicht mit uns spielen soll."
„Hast du nicht erzählt, das du das Auto von denen gesehen hast?"
„Ja eine schwarze G-Klasse."
„Dann toben wir uns Mal ein bisschen daran aus. Weisst du die Adresse."
Ich nickte.
„Wenn es noch das gleiche Haus ist wie früher."
Also tippte ich die Straße ein.
Mit Cems Wagen fielen wir nicht auf, er fuhr einen bescheidenen Golf mit Recklingshausener Kennzeichen.
Ich erblickte die G-Klasse schon beim einbiegen in die Straße.
Es war also noch das selbe Haus.
Cem und ich zogen unsere Kaputzen auf, während er sich eine Basie aus dem Kofferraum holte.
„Wieso hast du sowas in deinem Auto?", fragte ich grinsend.
„Man weiss nie was kommt, Bro."
„Wohl wahr."
Wie schlichen zum Wagen und Cem schlug direkt die Seitenspiegel kaputt.
Ich sah mich um, das Haus war dunkel. Es schien niemand da zu sein.
Dann schlug er auf die Windschutzscheibe ein.
Ich passte nicht wirklich auf und sah nur oben am Fenster Bewegung.
Die Gardine wurde im ersten Stock aufgemacht und ich erkannte Filiz sofort.
Sie schaute mich perplex an und schüttelte den Kopf, so als würde sie mich warnen wollen.
„Komm, wir gehen!", rief ich zu Cem und sprintete dann los.
Er folgte und startete sein Auto.
Als wir die Straße verließen, bogen zwei teure Wagen in die Straße ein.
Ein Audi und eine S-Klasse.
Im letzten sah ich ich Onkel Veysel sitzen.
Meine Lust auf Rache, war aber in diesem Moment erloschen.

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt