25

41 0 0
                                    

Filiz:
Nach zwei schweren Monaten war heute der Tag unserer Hochzeit gekommen.
Demir hatte mir ein wenig Abstand gelassen, damit ich die Zeit mit meiner Familie zuhause noch etwas genießen konnte.
Was er nicht wusste, war dass ich seit einigen Wochen anonyme Nachrichten bekam.
Ich wurde bedroht.
Erst dachte ich, jemand hätte die falsche Nummer erwischt.
Doch schnell wurde mir klar, dass mehr dahinter steckte.
Anfangs wurde mir klar gemacht, dass die Person genau über mich und meine Familie Bescheid wusste.
Bilder von meinem Auto und von unserem Haus wurden mit zugesendet.
Auch von Demir...
Mir wurde gesagt ich solle Demir nicht heiraten, sonst würde etwas Schlimmes passieren.
Dann würde uns das Selbe passieren, wie Umut.
Ich stand Todesängste aus.
Bei jeder Nachricht, jedem Anruf, fing ich an zu zittern.
Ich war froh darüber nur zuhause zu sein.
Ich traute mich gar nicht raus.

Gerade wurde ich frisiert, als ich eine neue Nachricht bekam.
„Noch wurde keine Heiratsurkunde unterschrieben, du hast Zeit abzuhauen."
Ich legte meine Handy weg.
Wer war das?
Ich spekulierte schon die ganze Zeit.
Vielleicht war es Maria... Oder irgendwelche Feinde von Demir, über die ich nicht Bescheid wusste.
Ich schloss meine Augen und versuchte das Ganze auszublenden.
„Filiz, bist du bereit für dein Make-up?", wurde ich von der Visagistin gefragt, die gerade rein kam.
Ich nickte nur und versuchte nicht all zu verkrampft da zu sitzen.

Während der Fahrt zum Standesamt war ich verschwiegen.
Demir zwang mich glücklicherweise nicht zum reden, er ging davon aus, dass ich nervös war.
„Du siehst wunderschön aus, Filiz.", hatte er nur bemerkt.
Ich lächelte und spürte, wie er meine Hand in seine nahm.
„Danke.", flüsterte ich, dann vibrierte mein Handy.
Ich zuckte zusammen und zog meine Hand weg.
Schon die ganze hatte ich das Gefühl, beobachtet zu werden.
Fragend sah Demir mich an.
Ich schaute aus dem Fenster und traute mich nichts zu sagen.
Erneut vibrierte mein Handy.
„Wer schreibt dir?", wollte Demir wissen.
Er schien verwirrt über mein Verhalten zu sein.
Ängstlich sah ich ihn an.
Sollte ich ihm davon erzählen?
Er könnte mich beschützen...
Er könnte uns beschützen.
Mit zitternden Händen holte ich mein Handy hervor.
„Bitte werd nicht sauer.", flüsterte ich.
Ich entsperrte es und zeigte ihm den Verlauf.
Demir lies sich alles in Ruhe durch.
Er zog die Augenbrauen zusammen und schnaufte.
„Wer ist es denkst du?"
„Ich weiss es nicht, Demir."
„Hat die Person dich angerufen?", fragte er, doch ich verneinte.
„Wir müssen dahinter kommen.", sagte er entschlossen.
„Ich hab Angst.", sagte ich nun und spürte, wie mir die Tränen kamen.
Demir sah mich liebevoll an und wischte meine Träne weg.
„Ich bin da, canim."

Am Standesamt angekommen, hatte ich mich einigermaßen beruhigt.
Wir wurden von unseren Familien begrüßt, doch ich blieb leise.
Demir hielt meine Hand und übernahm die Unterhaltungen mit unseren Verwandten.
Okan war nicht da.
Ich fragte meinen Vater, der mir sagte, er hätte wichtiges in seiner Firma zu tun.
Enttäuscht sah ich weg.
Was war wichtiger als die Hochzeit seiner kleinen Schwester?
Levent war anwesend, mehr konnte man aber auch von ihm nicht sagen.
Er traute sich nicht, Demir oder mich anzusehen.
Überhaupt hatte sich unsere Beziehung in den letzten Wochen geändert.
Levent kam nicht mehr zu mir um zu reden...
Er ging nur noch zu Schule und ging nach der Schule mit seinen Freunden raus.
So war er nie gewesen.
„Komm, kücük.", sagte Demir, als die Tür zum Standesamt aufgemacht wurde.
Langsam gingen wir rein in den kleinen Saal, wo uns die Standesbeamtin begrüßte.
Demir und ich setzten uns, auf die für uns designierten Stühle.
Nervös sah ich zu ihm.
Demir lächelte mich sanft an und nahm meine Hand wieder in seine.

Nach einer kurzen Rede und Begrüßung, wurden unsere Trauzeugen aufgerufen.
Demir hatte seinen Cousin Hamad, bei mir war es Aleyna.
Ich hatte ihr erst vor Kurzem von meinem Zukünftigen erzählt.
Doch sie freute sich sehr für mich.
Natürlich hatte ich die Hintergründe unserer Vermählung nicht weiter beleuchtet.
„Frau Filiz Aslan, nehmen Sie den hier Anwesenden Demir Berkan Ceylan, zu ihrem Ehemann und versprechen Sie den Pflichten, die der Staat Ihnen in Folge dessen, auferlegt nachzukommen. So antworten Sie mit Ja"
Ich war komplett in Gedanken und sah zu Demir.
„Ja.", flüsterte ich, worauf er erleichtert nickte.
„Und Sie Herr Demir Berkan Ceylan. Nehmen sie die hier anwesende Filiz Aslan, zu ihrer Ehefrau und versprechen Sie, den Pflichten, die der Staat Ihnen in Folge dessen auferlegt, nachzukommen. So antworten Sie mit Ja."
Demir grinste: „Ja!"
Die Standesbeamtin nickte und gab uns einen Füller, um die Heiratsurkunde zu unterschreiben.
Erst unterschrieb Demir, dann ich.
Ich seufzte und sah auf die Urkunde.
Jetzt war es offiziell.
Demir war mein Mann.
„Flliz?", riss er mich aus meinen Gedanken.
Ich sah zu ihm und nickte.
„Die Ringe.", flüsterte er und holte sie dann aus seiner Hosentasche.
Er lehnte sich zu mir um mir meinen dünnen Ring anzustecken.
Ganz langsam kam er näher und flüsterte mir in mein Ohr.
„Mit diesem Ring, verspreche ich, dich immer zu lieben, Filiz.", wisperte er, was in mir eine Gänsehaut auslöste.
„Danke.", sagte ich und lächelte ihn schwach an.
Dann gab er mir seinen Ring, den ich vorsichtig an seine Hand steckte.
„Hier mit erkläre ich euch zu Mann und Frau!", sagte die Standesbeamtin.
Sofort wurde geklatscht und gejubelt.
Demir gab mir einen Kuss auf die Stirn und schon standen wir auf.
Auf dem Weg nach draußen wurden wir beglückwunscht, wofür ich mich nur halbherzig bedankte.

Wir liefen wieder zum Auto, ich wollte irgendwie meine Ruhe haben.
Als ich noch ein kleines Mädchen hatte ich mir meine Hochzeit so viel anders vorgestellt...
So viel schöner und größer...
Mit meiner ganzen Familie... Meine Mutter...
Ich fand es unfair so zu denken.
Aber irgendwie fand ich es schade.
Ich spürte erneut, wie ich anfing zu weinen.
„Demir?", fragte ich leise und sah zu ihm auf.
Er nahm mich in seine Arme.
„Psch, cano.", murmelte er und drückte mich an sich.
„Was ist los? Sind es die Nachrichten?", fragte Demir vorsichtig.
Doch ich schüttelte den Kopf.
Langsam lockerte er seinen Griff und ich sah verweint zu ihm.
„Ich möchte nicht undankbar sein.", flüsterte ich.
„Du kannst mir alles sagen, kücük. Das weisst du doch.", sagte Demir und wischte mir meine Tränen weg.
„Ich hatte mir meine Hochzeit anders vorgestellt.", sagte ich.
Demir nickte.
„Ich auch."
Überrascht schaute ich ihn an.
„Irgendwann werden wir deine Traumhochzeit nacholen.", sagte er aufmunternd.
„Danke." sagte ich glücklich.
„Für dich mach ich alles, kücük.", sagte er gab mir einen Kuss auf die Wange.
Verlegen sah ich ihn an und schloss die Augen.
„Und jetzt fahren wir, sonst kommen wir zu spät zum Essen."

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt