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Demir:
Nachdem ich sie in meinen Armen gehalten hatte, wollte ich nichts lieber als es ihr sagen.
Ich wusste, das wir nach der Feier mit Filiz und ihrem Vater nachhause fahren würde.
Dann würde er es ihr sagen.
Den Ring, der für sie bestimmt war, hatte ich bereits in der Hosentasche.
Es tat mir so leid, es vor ihr geheim halten zu müssen.
Sie würde komplett überfordert sein...

Filiz öffnete am Tisch bereits ihre Geschenke, als ich mich wieder zu den anderen gesellte.
Ihre beiden Brüder warfen mir immer noch hasserfüllte Blicke zu.
Vor Allem Okan.
Als wir noch jünger waren, wollte er immer zu Umut und mir gehören.
Doch wir hatten keine Lust auf seinen vier Jahre jüngeren Bruder, der uns ständig hinter her lief. Vermutlich war er immer noch sauer deswegen.
Filiz jüngerer Bruder sah mich nun auch an.
Ich hatte in nur als Baby gesehen, doch er sah Umut verdammt ähnlich. Er war wie eine Kopie.
Ich versuchte ihm gegenüber freundlich zu sein und blieb gelassen.
Ich wollte kein Aufsehen erwecken.
Ob er wohl wusste, das ich seine Schwester zur Frau nehmen würde?
Ich sah zu Filiz Vater, der unterhielt sich mit seinem Bruder Hakan.
Nichts erweckte den Anschein, das wir uns noch vor einigen Tagen bekriegt hatten.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit den restlichen Abend auf Filiz.
Meiner wunderschönen Filiz.
Ihre funkelnde Kette schmückte nun endlich wieder ihren Hals.
Mein Geschenk hatte sie noch nicht ausgepackt.
Es war ein goldener Anhänger in Form einer Rose.
Denn das war sie. Eine Rose in mitten von Unkraut.
Ich hoffte, das sie den Anhänger an ihre geliebten Kette dran machen würde.

Das Essen kam und wir fingen an zu speisen.
Von Pasta, bis über Steak und Meeresfrüchten wurde alles serviert.
Onkel Veysel hatte keine Kosten und Mühen gespart.
Mein Handy vibrierte, es war Maria.
Das sie mir schrieb, passte mir gerade überhaupt nicht.
Sie wollte, das ich heute Nacht bei ihr schlief.
Doch ich konnte nicht.
Als ich vor einigen Tagen zu ihr fahren wollte, hatte ich mich dagegen entschieden sie noch ein mal zu sehen.
Wenn ich bald verlobt sein würde, wäre es falsch weiterhin in Kontakt mir ihr zu sein.
Die unahnende Filiz war gerade dabei ihren Nachtisch, samt Eisfontäne, zu begutachten.
Nun wurde gesungen.
Ich blickte sie wehmütig an.
Dieses Mädchen war bei Weitem nicht bereit für eine Ehe.
Sie sollte noch ihren Spaß im Leben haben.
Sie hatte noch dieses Kind in sich, was bei mir schon seit Jahren weg war.

„Es war schön euch alle bei uns zu haben.", sprach Onkel Veysel, als alle fertig mit ihren Desserts waren.
„Berkan, kommt doch noch mit zu uns Nachhause auf einen çay.", sagte er.
Natürlich war dies alles vorher schon geplant gewesen.
Filiz Augen fanden meine, doch ich konnte ihrem Blick nicht stand halten.
Mein Handy vibrierte nochmal.
„Danke für den Anhänger.", schrieb sie mir.
Ich sah zurück zu ihr, sie hatte den Anhänger bereits an ihre Kette gemacht.
Kurz lächelte ich, ich war froh das der Anhänger ihrem Geschmack entsprach.

Bevor wir los fuhren, gingen wir schnell tanken.
Ich lenkte meinen Wagen in Richtung Duisburg.
Der Weg zu den Aslans war kurz.
Nach 20 Minuten waren wir da.
Ich sah zu dem Haus, wo ich noch vor Tagen einen Wagen demoliert hatte.
Ich schämte mich sehr.
„Komm, mein Sohn.", sagte mein Vater und wir stiegen gemeinsam aus.
Meine Mutter und er gingen Hand in Hand voraus.
Kurz blieb ich stehen und sah nach oben zu Filiz Fenster.
Sie stand davor und sah mich weinend an.
Man hatte es ihr gesagt.

Ich schluckte den fetten Kloß in meinem Hals runter und setzte dann den Weg ins Haus fort.
Im Haus angekommen setzten wir uns alle ins Wohnzimmer.
Ich war schon Jahre nicht im Haus gewesen, doch ich kannte jeden Winkel.
Als wir noch Kinder waren, hatten Umut und ich immer verstecken gespielt.
Die Haushälteren der Aslans servierte uns Männern Tee, wobei meine Mutter mit half.
Von Filiz war keine Spur.
„Es freut mich, das du bald zu meiner Familie gehören wirst, Demir.", sprach Onkel Veysel mich nun an.
„Ich fühle mich geehrt Onkel.", sagte ich demütig, ich wollte ihn nicht verärgern.
„Wir vergessen, was war mein Junge.", meinte er und reichte mir seine Hand.
Ich schüttelte sie kräftig.
„Sie ist meine einzige Tochter, Demir. Ich vertraue sie dir an.", sagte er eindringlich.
„Ich werde ihr ein guter Mann sein."
Er grinste und nickte noch ein Mal.
„Sie ist eine wunderschöne Frau geworden, Veysel. Allah hat sie gesegnet.", sprach meine Mutter.
Ich sah zur Treppe, Levent ihr kleiner Bruder kam runter.
Er sah mich sauer an.
Er schien wohl auch gerade erst eingeweiht worden zu sein.
„Baba, sie möchte nicht runter kommen.", richtete er seinem Vater aus.
Onkel Veysel deutete ihm her zu kommen.
Levent setzte sich zu uns Männern und nahm sich eine Tasse Çay.
„Vielleicht sollte ich mit ihr reden.", schlug meine Mutter vor.
Onkel Veysel nickte und meine Mutter ging die Treppen nach oben.
„Sie ist etwas schüchtern, Demir.", sagte ihr Vater zu mir, darauf folgte ein Schnauben seines jüngsten Sprösslings.
„Sie möchte nicht mit einem Mörder verheiratet werden."
Er bekam einen Klaps auf den Hinterkopf von seinem Vater.
„Hüte deine Zunge, Levent! Hab etwas mehr Respekt vor dem Zukünftigen deiner Schwester."
Ich sah ihn enttäuscht an.
„Ich hab keinen Respekt vor dem Mörder meines Bruders.", zischte Levent.
„Ich bin kein Mörder.", gab ich nur kalt zurück.
Mein Vater sagte die Zeit über nichts.
Er verteidigte mich nicht mal.
Levent stand sauer auf und lief davon.
„Das tut mir leid, Demir.", entschuldigte sein Vater sich.
Ich nickte nur, es war auch egal.
Ich wollte gar nicht wissen, wie mein Vater ihn dazu gebracht hatte mir Filiz anzuvertrauen.
Doch ich fürchtete, das dies nichts Gutes war.

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt