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Flliz:
Demir fuhr mit mir nach Köln, er sagte hier gäbe es das beste beyti, was er je gegessen hatte.
Ich war während der Fahrt ziemlich leise und beobachtete die anderen Autos auf der Autobahn.
In meinem Kopf herrschte weiterhin Chaos.
Seit unserem Treffen hatte ich gegrübelt... Demir ging so gut mit mir um. Ich wollte wissen, ob er es tat, weil es von ihm erwartet wurde. Oder, weil ich... weil ich ihm wichtig war.
Ich beschloss es erstmal nicht anzusprechen, viel zu groß war die Angst vor seiner Abweisung.
Demir hörte wieder seine Musik und fuhr konzentriert weiter.
Obwohl wir beide nicht redeten, herrschte eine angenehme Stille zwischen uns.
Irgendwann entspannte ich mich ein wenig.
„Bist du müde?", fragte Demir mich irgendwann.
Ich schüttelte den Kopf und schaute zu ihm.
Demir fuhr gerade in die Stadt rein.
„Wie war dein Tag, kücük?", fragte er mich nun.
„Ganz in Ordnung.", flüsterte ich, da ich gerade nicht an das Gespräch mit meinem Vater denken wollte.
„Dir ist heute nicht nach reden, oder?"
Ich schüttelte den Kopf und sah wieder raus.
Ich wollte so gerne wissen, ob ihm etwas an mir lag... die Ungewissheit machte mich verrückt.
„Demir, kann ich dich etwas fragen?"
„Alles."
Plötzlich war mein Mut verschwunden und Angst kehrte zurück.
Auch wenn er mir nur etwas vorspielte, dann tat er dies nur um es einfacher für mich zu machen.
So musste es wohl sein.
Ein Mann wie er, wäre doch niemals an einem Kind wie mir interessiert.
„Frag ruhig, ich beiße nicht.", forderte er mich noch ein mal auf.
Es wäre falsch zu fragen...
„Hattest du mal eine Freundin?", fragte ich ihn, es war die erste Frage die mir einfiel.
Was eine dämliche Frage!
Demir sah verwirrt zu mir.
„Wieso willst du das wissen?"
Er sah irgendwie verärgert aus.
„Tut mir leid... Ich weiss auch nicht.", murmelte ich.
„Ich habe dir gesagt, das ich dir treu sein werde, Filiz. Was in meiner Vergangenheit passiert ist, ist irrelevant."
Ich nickte und kniff die Augen zusammen.
Ich hatte die ganze Stimmung versaut.
Demir fuhr den Wagen auf einen kleinen Parkplatz und stoppte den Motor.
Ich spürte seinen Blick der nun auf mir lag.
„Wieso wolltest du das wissen, kücük?", fragte er nun ruhig.
„Denkst du mir liegt etwas an einer anderen Frau?"
Seine Fragen waren mir unangenehm, ich wollte im Erdboden versinken.
„Filiz, sieh mich an.", sagte er nun herrisch.
Zitternd sah ich zurück zu ihm.
Doch er schien nicht sauer zu sein.
„Ich habe noch nie eine Frau geliebt, Filiz. Die Wahrheit ist, das ich nie eine Beziehung wollte. Aber es ist jetzt anders, du wirst meine Frau werden.", sagte er.
Seine Worte hatten mich überrascht.
Er war noch nie verliebt...
„Werden wir eine lieblose Ehe führen?", wisperte ich.
Demir schluckte vernehmbar.
„Nein.", sagte er lautstark.
„Als ich dich das erste Mal sah, nach all der Zeit. Im Restaurant, da hab ich dich den ganzen Abend angesehen.", fing er an zu erzählen.
„Du warst und bist, die schönste Frau, die ich je gesehen habe."
Mein Herz setzte aus. Mir wurde ganz flau im Magen.
„Glaub mir Filiz, ich denke seit dem an nichts anderes als dich.", gab er zu.
Ich lächelte und nahm seine Hand.
Demir sah zu unseren Händen und fuhr über den Ring an meinem Ringfinger.
Natürlich dachte ich auch nur an ihn.
Den ganzen Tag dachte ich an ihn.
Ich würde ihn so gerne küssen...
Doch es wäre nicht richtig.

Nachdem Gespräch im Auto waren wir ins Restaurant gegangen.
Seine Worte hatten mich unfassbar verlegen gemacht, ich traute mich kaum ihn anzusehen.
Noch nie hatte mir jemand so etwas gesagt.
Demir forderte mich auch nicht auf, meine Gefühlswelt zu beleuchten. Wofür ich sehr dankbar war.
Ich war gerade einfach nicht in der Lage dazu.
Während wir auf unser Essen warteten, holte er sein Handy raus.
„Ich habe ein paar Wohnungen rausgesucht. Willst du sie dir mal anschauen?", fragte er und gab mir sein Handy.
Ich nickte und scrollte durch die verschiedenen Anzeigen.
Es waren drei Wohnungen, alle in Duisburg.
Ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, in einer eigenen Wohnung zu leben...
„Und?", fragte Demir nach einer Weile.
„Sind alle drei schön.", sagte ich knapp.
Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Immobilien, oder worauf ich achten sollte.
„Morgen hab ich in der ersten einen Termin, würdest du mich begleiten?"
Ich schaute nun wieder zu ihm auf.
Demir war ganz gelassen und ruhig wie immer.
Ich nickte.
Seine Blicke verdunkelten sich, auf seiner Stirn bildete sich eine Falte.
„Hab ich dich vorhin verschreckt?", fragte er mich nachdenklich.
Ich schüttelte den Kopf.
„Es ist alles viel im Moment.", murmelte ich.
Es war wirklich viel...
„Ich weiss, Filiz. Aber wenn wir alles schnell regeln, wird wieder ein bisschen Normalität einkehren."
Normalität, pff. An unserem Leben war nichts normal.
„Ich werde morgen ein Gespräch mit deinem Vater haben. Dann werden wir die Hochzeit planen."
Ich schaute verwirrt auf.
„Wie meinst du planen? Es ist schon alles geplant, Demir."
Er sah mich nun verwirrt an.
„Am 17. August ist der Termin beim Standesamt. Ein Kleid werde ich noch kaufen. Danach wird eine kleine Feier im Familienkreis stattfinden.", erzählte ich traurig.
Demir nahm meine Hand.
„Möchtest du das so?", fragte er mich.
Ich nickte, ich wollte es einfach hinter mir haben.
„Ich möchte dich nicht so traurig sehen, kücük.", murmelte Demir.
„Ich will es schnell hinter mir haben.", sagte ich ehrlich.
„Filiz?", fragte er.
Ich nickte ihm zu.
„Wenn du es schnell hinter dir haben willst, wieso warten wir dann noch?"
„Mein Vater will es so.", antwortete ich.
„Dein Vater hat nichts mehr über dich zu sagen. Ich mache einen neuen Termin, so schnell es geht. Es bleibt unser Geheimniss, kücük. Keiner wird uns an dem Tag stören."
Ich sah nach draußen.
Wenn wir das tun würden, würde das nur für Ärger sorgen.
Demir würde so nie das Vertrauen meines Vaters gewinnen.
„Nein...", flüsterte ich: „Wir warten bis zum geplanten Tag. Es würde nur wieder Streit geben."
Demir nickte: „Wie du möchtest."
Ich nickte: „Ja, so möchte ich es."
Er atmete aus und strich wieder über meinen Ring.
„Ich hoffe, das du dich irgendwann an den Gedanken gewöhnst, mich zu heiraten.", sagte er.
Ich war ihm einen eindringlichen Blick zu.
„Das habe ich bereits, Demir. Ich kann mir keinen anderen als meinen Ehemann vorstellen."
Demirs Mundwinkel zuckten und er schaute mich zufrieden an.

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt