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Demir:
Ich war erleichtert, als ich am nächsten Morgen aufwachte.
Filiz schien alles relativ gut verkraftet zu haben.
Doch es würde noch ein langer weg sein, bis sie unser Schicksal akzeptieren würde.
Ich hatte versucht sie mit meinen Witzen, ein wenig aufzumuntern. Schließlich wusste ich schon seit ein paar Tagen Bescheid.
Ich hatte mittlerweile meinen Frieden mit unserer Verlobung geschlossen.
Sie war eine wunderschöne, intelligente Frau. Eine Frau die alle anderen in den Schatten stellte, mit ihrer Ausstrahlung.
Als ich sie im Restaurant das erste Mal sah, hatte ich ihre Schönheit sofort bemerkt.
Nachdem ich erfahren hatte, das sie Umuts Schwester war, versuchte ich so nicht mehr über sie zu denken.
Es war für mich kaum vorstellbar, das die heutige Filiz und das kleine Mädchen von früher, die selbe Person waren.
Umut hätte es bestimmt nicht gefallen, das wir nun zueinander gefunden hatten.
Aber wer weiss das schon.

„Sie scheint dich zu mögen.", sagte Cem, als ich ihm vom gestrigen Tag erzählt hatte.
Wir saßen in seinem Wagen vorm Rewe und tranken ein Redbull.
„Ich glaube auch.", murmelte ich und sah auf meinen Ring am Finger.
„Was ist mit Maria?"
Ich schaute ihn an und hob meine Augenbraue.
„Was soll mit ihr sein?", fragte ich ihn.
„Brichst du Kontakt mir ihr ab?"
Ich nickte.
„Du weisst, ich wollte nie was ernstes von ihr, Bruder."
Cem grinste.
„Hättest du was dagegen, wenn ich ihr schreibe?", fragte er mich.
„Nein, bro. Wie gesagt ich wollte nichts von ihr."
„Tamam.", meinte er und stieg dann aus um eine zu rauchen.
Maria war letztens schon ausgerastet, als sie Filiz Kette gesehen hatte.
Wenn sie von meiner Verlobung erfahren würde, würde sie bestimmt in die Arme von Cem rennen.
So war sie nun mal.
Impulsiv und anhänglich.
Ich mochte diese Charakterzüge an ihr nie.
Manchmal war sie von den einen auf den anderen Moment zickig, dann wieder total gelassen.
Aber irgendwie kam ich dann doch zu ihr zurück.

Jetzt würde es anders sein, ich würde Filiz niemals fremd gehen.
Ich seufzte und fragte mich, ob sie schon ein mal einen Freund hatte.
Oder ihren ersten Kuss.
Irgendwie konnte ich es mir nicht vorstellen.
Ob sie mich überhaupt wirklich als ihren Ehemann sehen würde...
Auch ihr würden eheliche Pflichten auferlegt werden.
Die Ehe war für mich nie ein Thema gewesen.
Ich wollte eigentlich nie heiraten.
Aber nun würde es dazu kommen.
Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche und schrieb Filiz.
Ich wollte sie die Tage treffen und offen mit ihr sprechen.
Wir mussten einige Dinge bereden.
„Hallo Filiz.", schrieb ich einfach nur.
Sie antwortete direkt: „Hi, was gibts?"
„Ich wollte dich fragen, wie es dir geht."
„Es geht schon.", schrieb sie auf meine Frage.
„Du kannst ehrlich sein.", meinte ich nur, da ihre kurze Antwort mir nicht genug verriet.
Sie tippte eine etwas längere Nachricht.
„Ich fürchte mich...Ich bin nicht bereit eine Ehefrau zu sein... Ich habe hundert Fragen, Demir."
Cem stieg nun wieder ein und sah mich fragend an.
„Schreibst du mit ihr?", fragte er, worauf ich nickte.
„Bist du bereit für den Männerabend?"
Ich seufzte, ich hatte gar keine Lust auf Feiern.
Aber ich hatte es Cem versprochen.
Er hatte auf mich eingeredet, von wegen es seie meine letzte Chance als Single wegzugehen.
Wenn ich verheiratet sein würde, würde er mich nie mehr zu Gesicht bekommen.
Also hatte ich eingestimmt.
„Yallah, fahr einfach.", sagte ich und sah zurück auf den Chat mit Filiz.
Was sie wohl davon halten würde...
„Wollen wir uns morgen treffen? Ich hole dich ab, dann gehen wir was essen.", schlug ich ihr vor.
„Können wir uns heute sehen, ich möchte nicht alleine sein."
Ich sah zu Cem, er würde sauer sein, wenn ich nicht mit käme.
„Ich bin erst gegen 1 Uhr zuhause, kücük.", schrieb ich.
Filiz tippte.
„Ich bleibe wach."
Ich musste innerlich lächeln.
Ihre Art war so süß.
Ich klang schon wie ein kleiner Junge...
„Bis später, kücük."
„Bis später, Demir."

In Düsseldorf angekommen trafen wir uns mit ein paar alten Kollegen.
Ich hatte die Jungs schon länger nicht gesehen.
Sie waren umso überraschter, als Cem verkündete das ich heiraten würde.
„Vay! Das wird also sowas wie ein Junggesellenabschied.", lachte Tarik, ein ehemaliger Schulkollege.
„Anscheinend.", sagte ich abgelenkt.
Ismail und Can waren sogar auch dabei.
Beide waren seit einigen Jahren verheiratet, Can hatte sogar schon zwei Kinder.
Das ihre Frau sowas erlaubte, wunderte mich.
„Dann lasst uns rein gehen.", sagte Cem grinsend und wir liefen zum Eingang.
Als wir den Club betraten, dröhnte die laute Musik schon aus den Boxen.
Es war stickig und alles war so düster.
Clubs waren nie meins gewesen.
Neben mir lief Osman, wir hatten zusammen studiert.
Er war eher ein stiller Typ.
Seine Frau war vor zwei Jahren verstorben, es wunderte mich, das er hier war.
„Alles okay bei dir, Bruder?",'fragte ich ihn vorsichtig.
Er nickte.
„Ich will mich ablenken.", sagte er und lief mit mir zu Bar.
Er bestellte eine Runde Shots, doch ich lehnte ab.
Wenn ich später noch zu Filiz wollte, sollte ich mich nicht betrinken.
„Auf den Bräutigam!", rief Cem und alle um uns herum klatschten.
„Auf den Bräutigam!", riefen sie.
Ich kratzte mich am Hinterkopf.
Ich hasste es so im Mittelpunkt zu stehen.

Langsam wurde es immer voller im Club.
Es war gegen Mitternacht und Samstag.
Also kein Wunder.
Die Jungs waren allesamt unterwegs, ich saß alleine an der Bar und beobachtete das Treiben.
Viele Frauen waren schon zu mir gekommen, doch ich wies sie allesamt ab.
Das war einfach nicht meine Welt hier.
Ich war zu alt für den Scheiss!
Ich kämpfte mich durch die Menge und suchte Cem.
Ich wollte hier weg.
„Cem?", rief ich durch die Menschenmasse.
Schlussendlich entdeckte ich ihn, zusammen mit zwei Frauen auf der Tanzfläche.
„Cem, hayde! Ich will heim.", meinte ich genervt, als eine der Frauen anfing mich anzutanzen.
„Es ist noch früh, bro. Hab noch ein bisschen Spaß.", sagte Cem, er war offensichtlich betrunken.
„Dann geb mir deine Autoschlüssel, ich geb dir Geld für ein Taxi.", schlug ich vor.
Er atmete genervt aus und kramte in seiner Hosentasche.
„Ich hab mich geirrt, du bist jetzt auch schon ein Spießer geworden.", sagte er genervt und gab mir die Schlüssel zu seinem Golf.
„Danke Bruder.", meinte ich nur und steckte ihm einen 50er zu.
Dann machte ich mich raus.
Ich stank bestimmt nach Zigaretten und Party.
So wollte ich ihr nicht gegenüber treten.
Also beschloss ich vorher nachhause zu fahren.
Auf der Fahrt schrieb ich ihr, das ich in einer Stunde bei ihr sein würde.

Liebe unter FeindenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt