Teil 1

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20 Jahre vorher

"Danielle, ich habe heute keine Lust, verstecken zu spielen, weil du sowieso immer gewinnst. Lass mich in Ruhe mein Buch lesen und die Ferien genießen. Ist niemand von deinen Kumpels zuhause?", ich schaukele in der Hängematte am Pool, spüre die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und mein kleiner Bruder nervt mich seit einer halben Stunde, dass ihm langweilig ist.

"Nein, die sind alle noch im Urlaub und Mario hat keine Zeit, weil er bei Papa beschäftig ist", quengelt er weiter und ich ergebe mich stöhnend, schlage das Buch zu und lasse es auf dem Beistelltisch liegen.

"Aber ich verstecke mich als Erstes", er hüpft auf einem Bein die Fliesen entlang und klatscht in die Hände, dass er mich wie immer rumgekriegt hat. "Du zählst bis zwanzig, sonst schaffe ich es nicht, etwas Gutes zu finden", er nickt, stellt sich an die große Palme und startet laut bei eins.

Ich sprinte über den englischen Rasen, Danielle hat keine Ahnung, dass ich mir in den letzten Monaten, die verschiedenen Gänge im Keller angesehen und die Wege dorthin auswendig gelernt habe. Mario hat mich ein paar Mal erwischt, aber nachdem ich ihm erklärt habe, dass ich ständig gegen meinen kleinen, nervigen Bruder beim Verstecken spielen verliere, hat er mir sogar geholfen und mich in das unterirdische Labyrinth der Farina-Villa eingeweiht.

Unser Vater hat es strengstens verboten, im Kellergewölbe zu spielen, also öffne ich so leise wie möglich das verrostete Tor, was vom Garten aus in die Villa führt. Der modrige, kühle Geruch schlägt mir ins Gesicht, bei jedem Schritt knirschen kleine Steine unter meinen Sandalen, die aber beim nächsten Mal durch weiche Erde verschluckt werden. Ich hole das Feuerzeug aus der Jeansshort und zünde die Kerze in einer der vielen Laternen, die überall in winzigen Einbuchtungen stehen, an.

Spinnenweben hängen von den niedrigen halbrunden Decken und ich ducke mich untendrunter durch, konzentriere mich ganz genau auf die verschiedenen Abbiegungen und bin, zu meiner eigenen Überraschung erstaunt, wie schnell ich am Weinkeller angelangt bin. Die Tür ist offen und ich schaue um die Ecke, ob einer der Angestellten hier ist, um Wein für das Abendessen zu holen. Aber außer den unzähligen Regalen ist niemand zu sehen.

Ich setze also den Weg zielsicher fort, Mario hat mir eine kleine Kammer gezeigt, die ziemlich gruselig ist, weil dort angeblich Verräter hingerichtet werden. Aber ich habe dort noch nie jemanden gesehen, ein Knacken hinter mir, lässt mich erschrocken zusammen zucken, ich drehe mich ganz langsam um, leuchte in den rabenschwarzen Gang, aber alles ist still und verlassen.

Ich muss mich beeilen, Danielle sind die Gänge genauso gut bekannt wie mir, aber Mario hat mir versichert, dass er ihm die Todeskammer nicht gezeigt hat.

Vorsichtig schaue ich um die nächste Ecke, der Weg ist frei und ich stolpere fast über meine eigenen Füße, weil es trotz der Laterne so dunkel ist. Leise Stimmen sind in der Ferne zu hören, aber ich kann nicht zuordnen von wo sie kommen, mein Gehör arbeitet auf Hochtouren. Am Ende des schmalen Weges muss ich mich rechts halten, also muss die Treppe gleich auf der linken Seite sein, die auch nach oben führt.

Perfekt, da ist sie, die runden Lämpchen fangen an zu leuchten, so bald man in die Nähe kommt. "Gabriella?! Wo bist du?!", höre ich Danielle noch ganz weit entfernt nach mir rufen. Ich umklammere die Laterne fester, renne in den nächsten schwarzen Gang, von den braunroten Steinen an der Wand und Decke tropft vereinzelt Wasser runter und kleine Pfützen haben sich auf dem Boden gebildet. Durch die Konzentration passe ich nicht richtig auf und hole mir prompt nasse Füße.

Mein Ziel kommt näher, die Gespräche werden lauter, deutlich erkenne ich die autoritäre Stimme meines Vaters, so dass ich die Schritte verlangsame.

Die Kammer ist nicht mehr weit entfernt, es handelt sich dabei um einen Kellerraum, mit einem winzigen Fenster, zwei Ketten hängen an einer Wand und ein rundes großes Holzbrett, auf dem ebenfalls Fesselvorrichtungen angebracht sind.

Dangerous taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt