Dangerous taste

Teil 13

Pierre tippt einen Code in das Panel neben der Tür und sie öffnet sich mit einem lauten Surren. Der Flur ist schmal, doch durch die weißen Wände und das helle Parkett wirkt alles einladend. Rechts ist eine hochmoderne Küche, in der mir Julia freundlich zuwinkt. Vom Aussehen schätze ich sie auf Anfang fünfzig, wir gehen weiter und kommen im gemütlichen Wohnzimmer an. An einer Wand hängt ein riesiger Flachbildfernseher, aus dem die Melodie Life ist a Highway (Pascal Flatts) dröhnt und ein kleiner, roter, sprechender Rennwagen über den Bildschirm rast. Maurice hat Frischhaltefolie um die nassen Haare gewickelt und sieht seinen Vater zerknirscht an.

"Papa, ich kann wirklich nichts dafür, aber die Kinder mit den kaputten Sachen, weißt du, die haben sich dauernd auf dem Kopf gejuckt."

"Nicht schlimm, du siehst toll aus", zwinkert er ihm zu und als Maurice mich entdeckt breitet sich ein herzliches Lächeln um seine Mundwinkel aus.

"Was machst du denn hier? Oh, zeig mal deinen Daumen", er steht auf, legt seine kleinen warmen Finger um meine und betrachtet mitfühlend das rote Pflaster. Ich knie mich zu ihm.

"Läuse?", er nickt und verzieht die schönen Lippen zu einem schmalen angestrengten Strich. "Aber so, wie du riechst, hast du das Wunderschampoo benutzt und alle Plagegeister sind einen qualvollen Tod, durch den chemischen Angriff gestorben", lache ich und er umarmt mich spontan. Pierre sieht uns an, seine Gesichtszüge werden weich, liebevoll und er dreht sich schnell weg, verschwindet zu Julia in die Küche.

"Schaust du mit mir weiter, du bist verletzt und kannst heute nicht mehr arbeiten", der süße Junge hüpft auf der Stelle, ich richte mich auf und er zieht mich auf die große Wohnlandschaft. Die Couch ist dunkelgrau und so groß, dass man locker darauf schlafen kann, die Möbel sind aus echtem dunklen Kirschholz. An den Wänden hängen Kinderbilder von Maurice, aber ich entdecke nicht eins von einer Frau. Der kleine Kerl scheint keine Hemmungen vor mir zu haben, platziert ein dickes schwarzes Kissen auf meinem Schoss, um seinen Kopf bequem abzulegen. Die Folie knistert und ich streiche mit einer Hand auf seiner Schulter entlang.

"Das ist mein Lieblingsfilm, eigentlich darf ich nicht so viel fernsehen, aber Julia hat gesagt, heute ist eine Ausnahmesituation, weil die Biester sich in meinen Haaren eingenistet haben", ich höre wie sie mit Pierre in der Küche diskutiert, verstehe aber nicht über was.

"Das sieht aber gemütlich hier aus", er schlendert barfuß über den dicken Teppich und setzt sich auf die Ecke der Couch. "Hast du Hunger?!", sein Sohn nickt. "Gibt es Pizza? Bitte Papa", der verdreht die Augen. "Okay, mit Sardellen und Zwiebeln?", Maurice leckt sich mit der Zunge über die Lippen und ich ziehe die Augenbrauen überrascht zusammen. "Du kannst mir helfen und sagen, was dein Geschmack trifft", er schiebt seinen Sohn von meinem Schoss und zieht mich hoch.

Gemeinsam gehen wir in die Küche, in der Julia gerade mit putzen fertig ist.

"Sie gehört dem Meister, ich widme mich den Plagegeistern auf Juniors Kopf und möchte nur Gemüse auf meinem Pizzastück", sie hält mir eine Hand zur Begrüßung hin. "Ich bin übrigens Julia, lass dich nicht von Pierre kommandieren, er ist hier zuhause und hat keine Küchenhilfen, die ihm alles hinterhertragen, Gabriella", sie zwinkert mir zu und ich schaue ihr überrascht, dass sie meinen Namen kennt, nach. Im Flur ruft sie Maurice, der sich lauthals beschwert, dass er seinen Lieblingsfilm nicht weiter gucken darf.

"Ich geh kurz runter, hole etwas Hefeteig und du kannst in der Zwischenzeit, das Gemüse dort, waschen und mit dem kleinschneiden anfangen. Bitte, ich bin gleich zurück", er haucht mir einen Kuss auf die Wange und ich sehe ihm irritiert nach. Auch hier hängt ein größeres Bild von Maurice, allerdings mit einer wunderschönen Frau, die herzerwärmend ihr Baby anlächelt. In einem Metallkorb liegen bunte Paprika, Zucchini, rote Zwiebeln, mein Endgegner. Außerdem Tomaten, mit denen ich anfange sie gründlich abzuwaschen.