Teil 24

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Die Sonne brennt erbarmungslos, innerlich verfluche ich die schusssichere Weste, aber Sicherheit hat oberste Priorität. Ein feiner Schweißfilm bildet sich auf meinem Rücken und ich bin froh, als ich endlich am Restaurant ankomme. Die Türen sind offen, so dass wenigstens ein leichter Wind durch den langen Gang weht. In der Umkleide plaudern und lachen allen durcheinander, während sie Schürzen umbinden oder Knöpfe an den Jacken schließen. Ich warte bis niemand mehr hier ist, streife schnell die Kochjacke über und schließe sie, gespielt gut gelaunt stürze ich mich in die Arbeit. Sebastian und ich stellen in der Kühlkammer die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten in einer Kiste zusammen, von Pierre und Dennis fehlt allerdings jede Spur. Paul schaltet das Radio mit dem bekannten Rockmusiksender an, jeder verschwindet auf seinem Posten und beginnt mit den Vorbereitungen für den Abend.

Wir sind seit gefühlten Stunden mit Kartoffeln schälen beschäftigt, was sich an den weißen Fingern bemerkbar macht, da betritt der große Zwei Sterne Koch seine heiligen Hallen, mit einem Gesicht, dass nach purer schlechter Laune schreit. Auf direktem Fuß folgt ihm Dennis, der ebenfalls angespannt aussieht.

"Wieso sind die noch nicht fertig? Wie oft muss ich euch eigentlich noch erklären, dass ihr sie in Zitronenwasser legen sollt, die sind teilweise schon grau!", donnert er los, wir halten mit den Sparschälern inne, sehen uns an, zucken mit den Schultern und schälen weiter.

"Hol verdammt noch mal eine Schüssel, halb voll mit Wasser und den Saft einer halben Zitrone, das war eine Anweisung, Gabriella!", schnauzt er mich an, ich drehe mich in Zeitlupe zu ihm um und schaue ihn herausfordernd an.

"Ein Arbeitsauftrag funktioniert auch, wenn der Ton dementsprechend angepasst ist, oder?!", antworte ich lauter als beabsichtigt, eine gespenstische Stille tritt ein, nur die Rockklänge aus dem Radio sind noch zu hören. Dennis sieht mich mit einem siegessicheren, arroganten Lächeln, neben Pierre an, er ahnt wohl, was jetzt passiert. Er reißt mir den Sparschäler wütend aus der Hand, wirft ihn blind auf die Arbeitsplatte und baut sich bedrohlich vor mir auf.

"Das ist meine Schuld, ich habe nicht dran gedacht, der Souchef hat sie für das Gratin sofort geordert", mischt sich Sebastian mit flehenden Unterton in der Stimme ein, doch außer einem Todesblick von Pierre, achtet er nicht auf seine Erklärungsversuche.

"Halt den Mund, bring sie ihm und schäl den Rest, da hast du noch genug Arbeit! Nun zu dir", wendet er sich erneut an mich. "In mein Büro, jetzt!", er dreht sich auf dem Absatz um und ich folge ihm mit einem ordentlichen Abstand. Er stößt eine schmale Tür, direkt neben der Küche auf, der Türgriff schlägt laut an die Wand dahinter. Mit verschränkten Armen bleibt er mitten im Raum stehen, sein Atem ist hektisch, was sich an den bebenden Schulterblättern abzeichnet, ich lehne mich an den Türrahmen und warte gespannt, auf das was als nächstes geschieht.

"Dein Praktikum ist ab sofort beendet, ich kann dich hier nicht gebrauchen. Wer sich so einfache Dinge, wie Wasser mit Zitrone für die Kartoffeln, damit sie nicht grau werden, nicht merken kann, hat in meiner Küche nichts zu suchen! Deine Talente liegen wohl in anderen Bereichen!", schreit er mich an, seine Worte schneiden sich tief, in mein Selbstbewusstsein und ich kämpfe um die Beherrschung, ihm nicht die Faust ins Gesicht zu rammen. In Zeitlupe binde ich die Schürze auf, ziehe sie ab und werfe sie ihm vor die Füße. Drehe mich um und stürme in die Umkleide, schlage wütend gegen die Spindtür und reiße die ersten Knöpfe der Kochjacke auf. Tränen sammeln sich in meinen Augen und plötzlich wird die Umkleidetür schnell geöffnet und geschlossen.

Pierre tritt zu mir und versucht, mich in den Arm zu nehmen, aber ich stoße ihn sofort von mir, dass er leicht ins Stolpern gerät.

"Gabriella, es tut mir leid, aber Dennis, sitzt mir wegen dir im Nacken. Er weiß nichts von uns-", ich halte eine Hand hoch und er verstummt.

Dangerous taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt