Teil 34

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Zwei Wochen ist die Beerdigung her, der komplette Innenumbau fast abgeschlossen und ich schaue mir die Arbeiten mit einer Tasse Kaffee in der Hand an. In einer Stunde bin ich mit Lorenzo zur finalen Abnahme verabredet. Die Absätze der offenen Sandalen klappern taktvoll über den Boden in der oberen Etage und ich steuere die Treppe ins Erdgeschoss an.

Mein Bodyguard betritt gerade den neuen Eingangsbereich und wirkt leicht gestresst, der alte rote Teppich ist überall verschwunden, die Holztreppe hat einen hellen Anstrich abbekommen und das Geländer ist mit Milchglas verschlossen. Die Kronleuchter sind großen, in der Decke eingelassenen Spots gewichen und der neue grau-weiße Marmorboden glänzt im Sonnenlicht.

Alles ist modern, teils minimalistisch eingerichtet, aber mir gefällt die etwas unterkühlte Atmosphäre, was nach wie vor meinem Inneren gleicht. Lorenzo taucht hinter dem ersten Aufpasser auf und starrt auf sein Handy. Später wollen wir in die Stadt zum Abendessen, er trägt eine dunkelblaue Chinohose, dunkle Slipper und ein weißes Polohemd, das an den oberen Knöpfen offen ist.

Ich bin im Geschäftsfrauenoutfit unterwegs, schwarze Anzughose, cremefarbene ärmellose Bluse, die Lockenpracht wippt locker auf den Schultern hin und her. Mein Bodyguard stellt sich an die Seite und gibt den Weg für meinen besten Freund frei.

"Donna Gabriella, dein Besuch", ich nicke und wir schließen uns fest in die Arme.

"Lass uns den Rundgang hinter uns bringen, ich bin den ganzen Tag schon aufgeregt und habe noch nichts gegessen, wie weit sind sie oben?"

"Die Gästezimmer sind noch nicht mit allen Möbeln ausgestattet, aber die werden in den kommenden Tagen geliefert", wir betreten das Wohnzimmer, mit angrenzendem Essbereich. Eine Wand ist verschwunden, der Raum wirkt jetzt größer und heller, die hellgraue Wohnlandschaft lädt zum Relaxen oder einem lustigen und entspannten Fernsehabend vor dem überdimensionalen Flachbildschirm ein.

Auf dem Kamin stehen Familienbilder, sie sind ein Teil meines Lebens, ein Hochzeitsbild meiner Eltern und Kinderbilder von Danielle und mir. Ein kuscheliger Teppichboden erfordert hier keine Schuhe. Der Essbereich ist für zwölf Personen, die an einem großen dunklen Holztisch mit braunen Sesseln Platz finden. Die Anrichte zieren verschiedene Spirituosen, die passenden Gläser sind in einer zurückgesetzten Vitrine. Von hier genießt man einen unverbauten Blick in den Garten und die angrenzende Terrasse. Die mit gemütlichen Loungemöbeln bestückt ist, der neue Gasgrill steht dicht an der Mauer und ist durch eine Haube abgedeckt. Noch halten sich meine sozialen Kontakte auf das Personal, Anwälte, Geschäftspartner und Lorenzo beschränkt, aber das ändert sich vermutlich in den nächsten Wochen, weil ich zu zehn verschiedenen Events eingeladen bin.

"Wow, es ist richtig schön geworden", staunt er, die Bäder sind kernsaniert, ebenerdige Duschen, dunkelgraue Fliesen, zwei Waschbecken und je eine freistehende Badewanne. Außerdem ist im ganzen Anwesen Fußbodenheizung verlegt, da es ab und zu, doch kälter im Winter ist. Mein Schlafzimmer hat ein Kingsize Bett, mit einem schwarzen Kopfteil und kleinen funkelnden Glitzersteinen.

"Hast du Pierre endlich angerufen?", fragt mich Lorenzo wie fast jeden Tag, auf dem Weg ins Ankleidezimmer.

"Nein", antworte ich schon standardmäßig. Wir schauen uns die weißen offenen Schränke an, in denen eine komplett neue Garderobe von mir hängt, Schuhe, Schmuck, Unterwäsche, Handtaschen, einfach alles, was ein Frauenherz höher schlagen lässt. Keine lässigen Klamotten, die ich gegen eine Uniform im Büro tausche.

"Gabi, ich kann ihn nicht ewig vertrösten und belügen. Du musst ihm endlich die Wahrheit sagen, er hat ein Recht es zu erfahren", das weiß ich, aber ich bin noch nicht bereit für ein Gespräch.

"Ich sterbe gleich vor Hunger, wir haben alles gesehen und ich bin absolut zufrieden, wie deine Leute den Umbau vorangetrieben haben. Wenn in den nächsten Tagen die Gästezimmer komplett sind, finde ich bestimmt einen ruhigen Moment, Pierre anzurufen", überzeuge ich ihn, damit er mich mit dem Thema in Ruhe lässt. Vittoria kommt aus dem Bügelzimmer und sieht mich fragend an.

Dangerous taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt