Teil 17

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"Maurice Mutter und ich waren über fünfzehn Jahren zusammen, davon knapp neun verheiratet. Sie war meine große Liebe, ein Leben ohne sie war zum damaligen Zeitpunkt für mich unvorstellbar. Unser Sohn ist ein absolutes Wunschkind und es ist für mich heute noch nicht in Worte zu fassen, was dieser kleine Mensch in mir auslöst. Sie hat mir stets den Rücken freigehalten, was meinen Beruf als Koch und später Chefkoch anging.

An einem Abend, ich glaube, Maurice war gerade erst drei Monate alt, hat sie sich mit ein paar Freundinnen zu einem Konzert verabredet. Sie war so glücklich, ein paar unbeschwerte Stunden mit ihnen genießen zu können. Ich habe mir den ganzen Tag frei genommen, damit sie sich in Ruhe fertig machen konnte, voller Lebensfreude hat sie unsere Eigentumswohnung verlassen, wenn ich geahnt hätte, dass ich sie nie wieder im Arm halten werde, würde ich die Zeit zurückdrehen und mich anders von ihr verabschieden, aber das Schicksal ist nicht vorhersehbar.

Ich lag mit Maurice schlafend auf der Couch, Sirenengeheul hat mich geweckt, zu diesem Zeitpunkt war das Programm im Fernsehen schon unterbrochen und auf allen Kanälen berichteten sie von einem Terroranschlag. Mein Gehirn hat nur schwerfällig realisiert, von welchen Orten sie sprachen. Meine Eltern sind vor vielen Jahren gestorben, also habe ich schnell die Schwiegereltern angerufen und sie gebeten, auf ihren Enkel aufzupassen, damit ich ihre Tochter und die Freundinnen aus der Konzerthalle abholen kann. Sie waren innerhalb weniger Minuten bei mir und ich werde die besorgten Gesichter nie wieder im Leben vergessen.

Ich sprang ins Auto, raste wie in Trance zu dieser Halle, aber der Umkreis war bereits weiträumig abgesperrt", er stockt, und ich setze mich richtig hin.

"Deine Frau war unter den Opfern, des Anschlages auf Bataclan?", frage ich einfühlsam und er nickt traurig.

"Ich habe über eine Stunde einen verdammten Parkplatz in der Nähe gesucht, überall herrschte ein fürchterliches Chaos, ich weiß gar nicht wie viele Leute ich im Laufen gefragt habe, ob es Tote gab, bis ich endlich die Absperrung der Polizei erreichte. Die Beamten haben mich natürlich nicht durchgelassen und mich gebeten, ihre Arbeit nicht zu stören. Mittlerweile war ich nicht mehr der Einzige, der dort stand und voller Angst gewartet hat. Es vergingen Stunden, die wir mit Hoffen und Beten verbracht haben, dass unsere Liebsten es lebend aus der Konzerthalle geschafft haben.

Ich habe ständig versucht meine Frau, auf dem Handy zu erreichen, aber landete auf der Mailbox, je mehr Zeit verstrich, desto mehr realisierte ich, dass etwas Schreckliches passiert ist.

Sie schickten uns nach Hause, dort angekommen, habe ich sämtliche Krankenhäuser im direkten Umkreis der Halle abtelefoniert, aber keiner hat mir eine Auskunft gegeben. Der nächste Tag brach an, wir saßen wie versteinert in unserer Wohnung, als es klingelte. Ich öffnete und zwei Polizisten standen vor der Tür, zogen ihre Hüte ab und teilten mir emotionslos mit, dass meine Frau unter den Opfern ist und in welchem Krankenhaus ich ihr Leichnam identifizieren muss.

In der Hoffnung, dass sie sich geirrt haben, fuhr ich los, aber schon an der Anmeldung bekam ich ihre persönlichen Sachen in die Hand gedrückt und man schickte mich weiter in die Pathologie. Alles lief wie in einem Film ab, ich war an diesem Morgen nicht der Einzige, der Mitarbeiter zog eine schwere Metalltür auf und öffnete den schwarzen Sack, sie sah aus, als würde sie schlafen. Ich gab ihr einen Kuss auf die eiskalte Stirn und wusste, meine Frau ist tot und Maurice Mutter für immer weg", Pierre holt tief Luft und schaut in den blauen, wolkenlosen Himmel, ich lege eine Hand über seine und er sieht zurück auf unsere Hände.

"Das war der schlimmste Tag, den ich bisher erlebt habe, von einen auf den nächsten Moment ist nichts mehr, wie es einmal war. Ich habe das Krankenhaus verlassen und bin stundenlang an der Seine entlang gelaufen, weil ich nicht wusste, wie ich es ihren Eltern beibringe. Aber irgendwann musste ich nach Hause, schließlich war ich für ein Baby verantwortlich. Ihre Mutter hat mich beschimpft, dass es ganz allein meine Schuld ist, sie sei doch gerade erst Mama geworden und da hat man noch nichts auf einem Konzert zu suchen.

Dangerous taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt