Teil 14

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Ich bin wohl während des Films eingeschlafen, denn Pierre weckt mich mit federleichten Küssen am Hals. Seine Haare sind leicht verwuschelt und er hat die Kochklamotten gegen eine kurze Hose und ein schwarzes T-Shirt getauscht.

"Hier ist es zwar ganz bequem, aber mein Bett ist viel gemütlicher", flüstert er und ich wische mir einmal über das verschlafene Gesicht, um richtig wach zu werden.

"Ich muss nach Hause, wie spät ist es?"

"Gabriella, ich lasse dich nicht mitten in der Nacht allein zum Hotel laufen. Entweder bleibst du auf der Couch oder kommst mit mir ins Bett, drei Sekunden, um sich zu entscheiden", ich setze mich richtig auf, schiebe die Decke von den Beinen und in diesem Moment greift Pierre in die Kniekehlen und hebt mich in seine Arme.

"Die Zeit ist abgelaufen und ich bin für das Bett", er trägt mich den langen Flur entlang, ans Ende in sein Schlafzimmer, öffnet mit einer Hand die Tür und ich sehe erstaunt auf das große Boxspringbett. Gegenüber ist ein großer weißer Kleiderschrank, der bis unter die Decke reicht. Das Bett ist schwarz, mit der passenden Bettwäsche für zwei Personen. Auf der einen Seite steht ein Nachtschrank mit einer kleinen runden Lampe, außer seinem Handy liegt nichts weiter dort. Er lässt mich runter, knöpft meine Kochjacke auf, gefolgt von der Hose und gibt mir ein weißes T-Shirt von ihm, was ich schnell über den Kopf ziehe.

Pierre schlägt die Bettdecken zurück, legt sich hin und ich krieche auf der anderen Seite auf die weiche Matratze, lege mich an die Kante und decke mich bis zur Brust zu. Er schaltet das Licht aus, es ist stockfinster, dass man nichts sieht und hört, noch nicht mal den eigenen Atem. Ich schrecke leicht zusammen, als sich seine warme Hand unter das T-Shirt schiebt und er mich dichter an seinen Oberkörper zieht. Den freien Arm legt er über meinem Kopf ab. "Bonne nuit Gabriella", flüstert er in die Dunkelheit.

"Buona notte Pierre", erschrocken hole ich Luft, der italienische Akzent ist einfach zu deutlich, wenn ich in meiner Muttersprache spreche. Aber er bemerkt es nicht und wir schlafen dicht aneinander gekuschelt schnell ein.

Geweckt werden wir von Maurice, der erfreut ins Bett gesprungen kommt.

"Du bist ja noch da. Komm Papa, wir machen Frühstück für Gabriella, aber du musst hierbleiben", sagt er mit erhobenem Zeigefinger, ich nicke und gähne herzhaft. Er zieht seinen Vater aus dem Bett und Pierre stolpert hinter ihm her, an der Tür dreht er sich um und zwinkert mir zu.

Ich schaue zum Fenster, das mit einem Holzladen verschlossen ist, durch die Lamellen fallen erste Sonnenstrahlen und ich stehe auf, um sie hinein zu lassen. Drücke sie nach rechts und links weg und bekomme einen fantastischen Ausblick in den Garten geboten. Unzählige Bäume, Büsche und Blumen verteilen sich auf dem Grundstück. Entlang des hohen Zauns steht ein meterlanges Hochbeet, in dem sich verschiedene Kräuterarten akkurat aneinanderreihen. In der freien Ecke ist ein Fußballtor und Trampolin aufgebaut. Direkt daneben ein runter Metallpavillon mit einer gemütlichen Sitzecke, die Vögel zwitschern munter und vom Autolärm ist fast gar nichts zu hören.

Genauso gut könnte man annehmen, dass man außerhalb von München ist, Hochhäuser sind von hier aus nicht zu erkennen, ich lasse das Fenster offen und lege mich zurück ins Bett, schaue von dort aus in den wolkenlosen blauen Himmel, alles ist so friedlich. Meine Gedanken driften zu Tante Giulia ab, die schon lange nicht mehr bei mir ist. In ihrem Haus war es auch so ruhig, ich vermisse sie sehr. Was würde sie mir jetzt raten? Caro, um Rat zu fragen, bringt nichts, denn ich weiß nach wie vor nicht, ob das überhaupt etwas Ernstes zwischen Pierre und mir ist.

Die Tür öffnet sich leise, Maurice und Pierre kommen mit zwei Tabletts herein, stellen sie in die Mitte vom Bett, der Geruch von Kaffee, Rührei und gebratenem Speck steigt mir in die Nase. Außerdem sind noch frische Croissants, Brötchen, Marmelade, Nutella und geschnittenes Obst in einer Schüssel vorhanden.

Dangerous taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt