Kapitel 32

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Er wollte es gerade abstellen und wieder gehen, als ich ihn darum bat doch mit mir zu essen, ich hatte jetzt fast eine Woche nur begrenzt Kontakt zu jemand anderem gehabt und genoss es daher sehr einfach mal jemanden zum reden zu haben.
Etwas hin und her gerissen willigte Cino dann auch ein und setzte sich zu mir auf's Bett, da in meinem Zimmer kein Tisch war, außer die Ablage neben dem Bett.
Ich aß, während Cino mir weiter Dinge über Werwölfe erklärte und dabei ganz stolz darüber sprach, dass er der Beta dieses Rudels ist und über ihm nur der Alpha, also Ethan, steht.
Er erzählte mir ebenfalls, dass Ethan nicht immer so eingebildet war und das er früher mal sehr gut mit ihm befreundet war und die beiden sich wie Brüder verhalten haben.
Die starke Veränderung kam wohl erst, als Ethans Vater gestorben ist und Ethan seinen Platz einnehmen musste.
Neugierig hörte ich ihm zu und als ich aufgegessen hatte befahl Cino mir mich jetzt wirklich etwas auszuruhen, da wir in ein paar Stunden uns schon wieder fertig machen müssen.
Was noch anstand wollte oder konnte er mir immer noch nicht verraten, jedoch trat ein mitfühlender Blick in seine Augen, jedes Mal wenn er das Thema ansprach.
Ich winkte ihm zum Abschied und kuschelte mich dann wirklich in mein Bett, nachdem er das Zimmer verlassen hatte.
An Schlaf war jedoch noch nicht zu denken, all das neue Wissen wuselte nur so durch meinen Kopf und ich versuchte wirklich alles mir zu merken und nachvollziehen zu können.
Anscheinend schlief ich nach einer Weile trotzdem ein, denn als ich wieder aufwachte, war es bereits am Dämmern und ich konnte noch beobachten, wie das rötliche Licht der untergehenden Sonne mein Zimmer durchflutete.
Ich rieb mir einmal durch die Augen und ließ meinen Traum nochmal Revue passieren.
Da war diese schwarze Wölfin, sie sagte sie hieß Nisha, was Nacht bedeutete, und sie erzählte, dass ich etwas Besonderes bin, da ich die Prophezeiung erfüllte, ich sei die Wölfin, die zum Vollmond geboren wurde und die Mächtigste von allen sein wird.
‚So da du mich nun kennst, ist es an der Zeit, dass wir uns weiter austauschen' säuselte sie schon in mein Ohr.
‚Warum ausgerechnet ich? Ich bin gar kein Wolf' fragte ich sie und sie kicherte.
‚Natürlich bist du das, meine Liebe. Deine Mama ist auch eine Wölfin' erklärte sie mit liebevoller Stimme.
‚Das kann nicht sein, sie hat sich nie verwandelt, außerdem müsste mein Papa dann ja auch einer sein' widersprach ich und schüttelte meinen Kopf.
‚Das stimmt dein Papa ist kein Wolf, aber deine Mama hat sich sehr wohl schonmal verwandelt vor dir, erinnerst du dich nicht?' hakte sie nach, doch egal wie doll ich mich anstrengte, ich fand keine Erinnerung die darauf zutraf.
‚Dann muss ich dir wohl auf die Sprünge helfen' sagte sie bestimmt und auf einmal traten ganz viele vergessene Erinnerungen in meinen Kopf, wie ich auf dem Rücken meiner Mama durch den Wald geritten bin und dabei herzhaft gekichert habe.
‚Wieso hab ich das vergessen?' fragte ich irritiert.
‚Deine Mama wollte nicht, dass du in Gefahr gerätst aufgrund deines Wissens und ließ deine Erinnerungen von einer Hexe weg sperren.' erklärte sie sanft und plötzlich trat mir ein Bild in den Kopf, wie ich bei meiner Tante Margaret auf dem Sofa saß und sie mir eine Suppe reichte und dabei meiner Mama einen wissenden Blick zuwarf.
‚Was hat es mit der Prophezeiung auf sich?' fragte ich weiter, denn das interessierte mich jetzt wirklich blendend.
‚Das müssen wir wohl gemeinsam herausfinden, aber zuerst müssen wir warten bis du dich das erste Mal verwandelst.' erklärte sie mir und ich nickte.
Dann klopfte es auch schon an der Tür und Cino betrat, gefolgt von zwei mir bekannten Gesichtern, das Zimmer.
Catherine und Keith kamen hinter Cinos breitem Rücken hervor und begannen ihre Utensilien aus den kleinen Koffern zu holen und aufzubauen.
„Was ist denn hier los?" fragte ich Cino mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem verwirrten Blick.
„Ethan verlangt dich zu sprechen..." knirschte er mit den Zähnen und wich meinem fragenden Blick gekonnt aus.
Er sagt mir nicht die ganze Wahrheit, dass spürte ich.
„Cino, sag mir was hier vor sich geht." knurrte ich langsam leicht angesäuert, ich mochte es nicht wenn man mich anlog.
„Tut mir leid, Pray, ich kann es dir nicht sagen." brachte er gequält hervor und wollte sich dann zum gehen wenden.
„Dann bleib wenigstens, wenn du es mir schon nicht sagen kannst, ich möchte nicht alleine sein, bei was auch immer jetzt hier vorgeht." bat ich und Cinos Blick wurde sanfter und er nickte.
Catherine bat mich mit einer Handbewegung auf den Hocker vor ihr und begann damit meine Haare zu kämmen und ihre letzte Kreation aufzulösen, während Keith sich meiner Haut annahm.
Während die beiden stumm ihrem Handwerk nachgingen, unterhielt ich mich angeregt mit Cino über Alles und die Welt, ich würde ich wahrscheinlich sogar mittlerweile als einen Freund bezeichnen.
Es hatte einfach irgendwie Klick zwischen uns gemacht und wir verstanden uns blendend.
Als Catherine fertig mit meiner Frisur war, staunte Cino nicht schlecht, jedoch mussten wir unser Gespräch jetzt unterbrechen, denn Keith wollte mit meinem Makeup beginnen.
Nach einer weiteren Dreiviertelstunde war ich dann fertig und Cino holte mit einem mitleidigen Blick ein schneeweißes langes Kleid hervor und ich dachte in dem Moment mein Magen würde sich umdrehen.
„Nein!" rief ich und sprang von dem Hocker auf um mich umzudrehen und ins Bad zu rennen.
Keith sprang in meinen Weg und fing mich an den Armen ab.
„Loslassen!" schrie ich ihn an und zu meiner Verwunderung gehorchte er sofort, sodass ich mich ein paar Sekunden später in meinem Bad verbarrikadieren konnte.
Verzweiflung überkam mich, die konnten doch nicht von mir erwarten, dass ich Ethan heiraten würde.
Nur über meine Leiche, das kommt gar nicht in die Tüte, ich hatte doch kein Stockholm Syndrom.
Verzweifelt rutschte ich an der Badezimmertür hinunter und ließ meinen Kopf in meine Hände fallen, mir war es egal ob ich das Makeup kaputt machte oder meine Frisur zerstörte.
Am liebsten würde ich jetzt alles abwaschen und mich danach in der Badewanne ertränken, denn, ob ich wollte oder nicht, meine Chancen hier raus zu kommen ohne Ethan heiraten zu müssen sind beängstigend niedrig.

Im Bann des VollmondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt