Der Junge war stark und ich geriet bei seinen großen Schritten öfters ins stolpern, da er ohne Rücksicht einfach weiterging.
Vor einer hellgrauen Tür hielten wir an und er drückte die goldene Klinke herunter, ob das wohl echtes Gold war?
„Kommst du?" fragte er und ich nickte behutsam, ich hatte mich wohl doch sehr ziehen lassen, denn er rollte genervt die Augen.
Als ich den Raum betrat, wurde ich stark geblendet, meine Augen hatten bestimmt eine Woche lang keine Sonne gesehen.
Ich blieb stehen, da ich meine Augen zusammenkneifen musste und nicht irgendwo vorrennen wollte, ich vertraute dem Jungen nicht, dass er mich davor in Schutz nehmen würde.
„Sag mal, wie heißt du eigentlich?" fragte ich ihn, da er sich mir nie vorgestellt hatte und ich hoffte dadurch wenigstens ein bisschen Zeit kriegen zu können, die Sonne zu genießen und mich an das Licht zu gewöhnen.
„Cino" sagte er kurz angebunden.
„Wow, den Namen hab ich noch nie gehört, aber er gefällt mir. Ich bin Pray." versuchte ich ein Gespräch zu starten, bekam jedoch nur ein Nicken zurück.
„Komm weiter." murrte er und ich gab es auf mit ihm ein Gespräch zu starten, sondern fügte mich einfach seinen Anweisungen.
Wir gingen durch den Raum zu einer weiteren Tür, diese war in einem beige gehalten und die goldene Klinke war verziert mit Ranken.
Wir gingen hindurch und eine Dame mittleren Alters empfing uns mit einem warmen Lächeln.
„Hallo Catherine, einmal schick machen für sie." begrüßte Cino die nett aussehende Dame knapp und drehte sich dann um, um wieder aus der Tür zu gehen und diese hinter sich zu schließen.
„So dann wollen wir mal." begann die Dame und leitete mich zu einem verzierten Holzstuhl vor einem Spiegel.
„Hmmm was machen wir denn mit dir?" überlegte sie, während sie damit begann meine Haare zu entwirren.
„Die Umstände für euch armen Dinger werden auch immer bestialischer." meckerte sie vor sich hin und meine Aufmerksamkeit galt nun ihr.
„Gibt es noch mehr die gefangen gehalten werden?" wagte ich die Frage, die mir schon öfters im Kopf umschwirrte.
„Naja, ab und zu kommt immer ein armes Ding vorbei, ich erfahre nie viel zu euch und eurem Schicksal. Meine Aufgabe ist es euch nach dem Zellenaufenthalt wieder hübsch zu machen." erklärte sie und warf mir durch den Spiegel ein mitleidiges Lächeln zu.
„Komm, wir waschen dir erstmal deine Haare vernünftig." forderte sie mich auf und ich folgte ihr brav, Flucht war eh zwecklos, da ich vermutete, dass der Raum verwanzt war und Cino vor der Tür auf mich wartete.
Sie wusch mir die Haare anständig, pflegte sie, schnitt sie und föhnte sie.
Als sie zufrieden war, flocht sie diese noch zu einem schönen Zopf, in den sie zur Verzierung goldene Ringe rein machte.Es gefiel mir wirklich gut und ich bedankte mich bei der Dame.
„Pass auf dich auf Liebes." sagte sie noch zum Abschied und wie auf's Stichwort kam Cino herein und nahm mich wieder am Arm.
Wir gingen durch die beiden Türen und kamen wieder in dem dunklen Zellengang an, ich wusste an diesem Punkt, ich werde alles tun, um nie wieder in diesen zurück zu kommen.
Nachdem wir in einen Fahrstuhl gestiegen waren, kamen wir auf der dritten Etage an, wo wir durch einen hellen Gang mit vielen Türen liefen.
Cino hielt vor einer hellblauen Tür an und öffnete diese, bevor er mich hindurch schleifte und ich einem Mann Anfang 30 gegenüber stand.
„Oh hallo honey, wie kann ich behilflich sein?" fragte er mich und schenkte mir ein freudiges Lächeln, welches ich erwiderte.
„Hallo Keith, mach sie hübsch." gab Cino wieder knapp von sich und ging dann wieder aus dem Raum.
„Okay wo fangen wir denn an? Hübsche Grundlage hast du ja, ja ja. Aber skincare gaaaaaanz wichtig mhm." begann er mit sich selbst zu reden und ich schwieg einfach.
„Leg dich bitte auf die Liege und versuch dich einfach zu entspannen." sagte er und ich tat wie mir befohlen.
Er legte ein Stirnband um meinen Kopf und legte dann ein warmes feuchtes Handtuch auf mein Gesicht, bevor er damit begann beruhigende Musik anzumachen.
Ich war gerade dabei ins Land der Träume abzuwandern, als er das Handtuch von meinem Gesicht nahm und damit begann meine Pickel auszudrücken, was sehr unangenehm war.
Nachdem er vollkommen fertig war, war meine Haut wieder am strahlen und ich sah wacher und lebendiger aus, bis auf die paar roten Punkte von den Pickeln, morgen würden diese schon wieder verblasst sein.
„Viel Erfolg." sagte er zum Abschied und schon erschien Cino.
„Gute Arbeit, Keith." sagte dieser und wir verließen wieder den Raum.
„Versteh mich nicht falsch, ich liebe das ganze Styling, aber zu welchem Anlass denn?" fragte ich Cino, mein letzter Versuch ein paar Informationen aus ihm raus zu kitzeln.
„Wirst du bald sehen, wir gehen jetzt zum letzten Zimmer, da wirst du den Rest des Tages bleiben und morgen hole ich dich ab." erklärte er und wir gingen den Gang weiter entlang, bogen einmal ab und traten dann vor eine lilane Tür.
Hinter dieser befand sich ein wunderschönes Zimmer, ich fühlte mich direkt wohl mit angrenzendem Bad und Ausblick auf den Wald.„Wow das ist wunderschön." staunte ich und ließ mich auf den Rand des Bettes fallen.
„Hier bleibst du, bis ich dich hole, die Fenster sind verriegelt, also versuch es nicht einmal." war die letzte Bemerkung, die ich von Cino hörte, bevor er aus der Tür ging und ich den Schlüssel im Schloss hörte.
Ich ging an den angrenzenden Schrank und tatsächlich fand ich darin Wechselkleidung.
Sofort holte ich mir eine Jogginghose und einen Pullover raus, bevor ich in das Bad ging und mir eine Badewanne einließ, ich wollte mir mal wieder richtig Entspannung gönnen.
Nachdem ich mich gründlich gewaschen hatte und mich wieder weniger animalisch fühlte, schlüpfte ich in die frischen Sachen und krabbelte unter die Decke.
Die Uhr sagte mir das wir erst 18 Uhr hatten, also schnappte ich mir ein Buch aus dem Regal neben meinem Bett und vertiefte mich in dieses.
Um 20 Uhr beschloss ich dann auch meinen Kopf in die weichen Kissen fallen zu lassen und genoss es mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.
DU LIEST GERADE
Im Bann des Vollmondes
Loup-garouNach der Trennung ihrer Eltern, muss die 17 Jahre alte Pray sich nun in dem Heimatdorf ihrer Mutter neu zurecht finden. Was einst vertraut war in ihrer alten Heimat ist nun neu und fremd, genau wie die Menschen, die in Northville wohnen. Die gleicha...