Kapitel 30

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Am nächsten Morgen erwachte ich durch das fröhliche Zwitschern der Vögel und dem wilden Klopfen an meiner Tür.
‚Heute ist der Tag der Tage liebe Pray, halt dich bereit' flötete die anscheinend gut gelaunte Stimme in meinem Kopf.
‚Verrätst du mir dann wer du bist?' fragte ich zurück doch zu hören war nur ein entferntes Kichern.
Mittlerweile hatte ich tatsächlich der Vorstellung nachgegeben, dass es die Stimme wirklich gibt und ich sie mir nicht einbilde, auch wenn sie anscheinend niemand anders hört und die Stimme mich kennt.
„Pray!" schrie es vor meiner Tür und mein ruhiger Morgen wurde zerstört.
„Ich bin wach." brummte ich zurück und schon sprang die Tür auf und wer stand wohl davor?
Natürlich Cino!
„Seit 2 verfluchten Stunden schreie und klopfe ich gegen deine Tür, aber Prinzessin bequemt sich nicht aus ihrem Bett zu steigen!" fauchte er mich an und ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ich hab halt meinen Schlaf genossen, ist nicht, als wenn der in eurer nassen, dunklen Ekelzelle so hervorragend gewesen wäre auf dieser durchgelegenen Matratze." patzte ich zurück.
Doof kann man auch zu zweit spielen pflegte meine Mama immer zu sagen.
Ach Mama, bald bin ich wieder bei dir das verspreche ich dir.
Etwas erstaunt von dem Konter zog Cino eine Augenbraue hoch und trat einen Schritt zurück.
„Weißt du eigentlich wieviel Uhr wir haben?" fragte er dann irritiert und ich schaute mich auf der Suche nach einer Uhr im Zimmer um.
„Ne nicht wirklich, wieso fragst du? Kannst du deine eigene nicht lesen?" fragte ich Cino, da er offensichtlich eine am Handgelenk trug und mir die Frage daher doof vorkam.
Er schnaubte wütend und feuerte Todesblicke in meine Richtung, die ich ganz gekonnt ignorierte.
Das kannte ich bereits von meiner Mutter, ich wusste damit umzugehen und ließ mich von sowas nicht mehr einschüchtern.
„Werd mal nicht so frech, Fräulein. Wir haben 12 Uhr MITTAGS!" schrie er genervt und tatsächlich war ich jetzt etwas interessierter an unserem Gespräch.
Hatte ich etwa 16 Stunden geschlafen?
Ach du meine Güte, das war ein neuer Rekord für mich, aber ich hatte es ja auch dringend nötig gehabt.
„Hm kann vorkommen, was steht heute auf der Tagesordnung?" fragte ich, heute war ich irgendwie viel mutiger im Umgang mit Cino.
Vielleicht weil ich gestern gemerkt hatte, dass er mich nicht umbringen oder doof anfassen wird, sondern eigentlich gestern ein echt chilliger Tag war.
Er schnaubte einmal genervt durch die Nase, bevor er mit mitteilte, dass ich heute den Alpha kennenlernen würde und vielleicht ein paar mehr Freiheiten kriege, wenn ich mich gut benehme.
Ich nickte, er legte mir ein frisches Kleid aufs Bett und drehte sich dann zum Gehen um.
Jedoch bevor ich mich anziehen werde, musste ich erst einmal Zähne putzen und mich frisch machen.
Nachdem das getan war schlüpfte ich in ein dunkelgrünes Kleid, welches sich sehr angenehm an meine Haut anschmiegte.
Ich begutachtete mich noch vor dem Spiegel und drehte mich ein paar mal um das Kleid fliegen zu sehen, es gefiel mir wirklich sehr.
Im Schrank fand ich dann tatsächlich noch Schuhe vor, welche sogar verwunderlicher Weise meine Größe hatten.
Schnell wählte ich ein paar bequem aussehende Sneaker aus, wobei es mir relativ egal war, was die anderen davon dachten, es war immer noch sehr frisch draußen ab und zu, da werde ich bestimmt nicht in offenen hohen Schuhen durch die Gegend spazieren.
Cino kam herein, musterte mich wieder einmal mit diesem leeren ausdruckslosen Blick und dann gingen wir auch schon los.
Nach mehreren Minuten kamen wir vor einer großen schwer aussehenden Tür an und zwei Männer, die daneben standen, öffneten diese für uns.
Hinter der Tür befand sich ein großer Tisch aus massivem Holz mit mehreren hundert Plätzen drum herum.
Vor Kopf erkannte ich einen Jungen mit dunklen Haare, dieser war jedoch noch zu weit weg um genauere Details feststellen zu können.
Ich folgte Cino links am Tisch entlang und als uns nur noch ein paar Meter von dem Jungen trennten blieb ich wie vom Blitz getroffen stehen und konnte meinen Augen nicht trauen.
„ETHAN!" schrie ich außer mir, als ich den arroganten Jungen aus meiner Schule wiedererkannte, der mir zum Sportunterricht sein Shirt geliehen hat.
„Ganz richtig Mäuschen, hast du deine Zeit in meinem Hause genossen?" fragte er arrogant und zog dabei belustigt seinen rechten Mundwinkel hoch.
Als ich gerade dabei war ihm an die Kehle zu gehen, packte Cino mich am Arm und zog mich zurück mit einem mahnenden Blick.
‚Du erwachst langsam Pray, lass deinen Gefühlen freien Lauf' flüsterte die Stimme wieder in meinem Kopf.
Doch meine Wut sollte noch nicht genug sein.
Hinter Ethans Thron öffnete sich eine weitere zuerst unauffällige Tür und wer da hindurch trat, sollte mir nochmal sämtlichen Atem rauben.

Im Bann des VollmondesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt